Geposted von cLaun,
Die Ankündigung des neuen Planetkey Dynamics Teams wurde von der Community mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Dieser Artikel ist eine Meinung von 99Damage-Redakteur Matthias 'cLaun' Holländer, der einen detailierten Blick auf die einzelnen Spieler des neuen PkD-Lineups wirft, welche in so mancher Bemerkung schon fast als offensichtliche Cheater hingestellt werden. Es werden die Motive und Beweggründe der Community-Meinung analysiert und ihre Berechtigung sowie Basis hinterfragt. Szene
Der Ursprung der negativen Meinung gegenüber vielen Spielern, welche sich noch nicht in bekannteren Teams auf LAN bewiesen haben, ist meist auf ihren Kontakt mit überführten oder offensichtlichen Cheatern bzw. notorischen Cheater-Mates zurück zu führen. In der ESL, welche für die längste Zeit einfach DER Schauplatz der deutschen Counter-Strike Szene war, wurde dies durch die vielen verschiedenen Ladder und übersichtlichen Spielerprofile leicht verfolgbar. Wenn man länger als ein Jahr aktiv in Laddern unterwegs war, wusste man wer zu meiden war, wer mit welchen Cheatern gespielt hat, wer schonmal einen 12er hatte oder mit überführten Fakeaccounts gespielt hat. Heute ist dies zwar auch noch der Fall, allerdings gibt es genug Möglichkeiten auch außerhalb der ESL Counter-Strike zu spielen, insbesondere in der internationalen Szene und dank 99Damage seit geraumer Zeit auch in der deutschen.

Cheater oder vielleicht doch ein Nachwuchstalent?
Schon seit Anbeginn der ESL bzw. der wettkampforientierten Counter-Strike-Szene gibt es einen Unterschied zwischen Cheating-Anschuldigungen/Vermutungen und – wie es Overwatch so schön betitelt – einem "Zweifellos erkennbaren" Cheater. Es gibt im Gegensatz zu den überführten Cheatern vergleichsweise wenig Spieler, welche des Cheatings beschuldigt wurden, die in Zeiträumen über ca. 2 Jahre nicht erwischt werden, oder deren Mitspieler von der Bildfläche verschwinden. Viele derer, die scheinbar "nie erwischt" wurden, spielten später in professionellen Teams, auf LAN und machten dort da weiter, wo sie Online aufgehört hatten. Natürlich gibt es Ausnahmen, Leute, die cheateten und dann wieder Pausen einlegten, allerdings haben diese meist selbsterklärende ESL Logs, Änderungen an ihren Gameaccounts, keine LAN-Besuche, nie den Durchbruch in einem professionellen Team und einige andere Indizien. Ich werde bei diesem Thema nicht weiter ausschweifen, da die meisten, die länger in der ESL gespielt haben und in der Materie drin sind - oder waren - mir in diesem Absatz im Groben recht geben werden.

Wirft man einen genaueren, objektiven, isolierten Blick auf die fünf Spieler, die am vergangenen Sonntag von Planetkey Dynamics unter Vertrag genommen wurden, kommt man zu einem überraschenden Ergebnis.

Planetkey Dynamics Spieler Recherche

Robin 'r0bs3n' Stephan
Robin spielt seit 2009 Counter-Strike in der ESL, hat seinen Namen nie auffällig geändert, war früh trusted und hat keine Lücke in seinem Log, welche auf eine Cheating-Sperre hinweisen würde. Seine Gameaccounts sind sauber, sein CS:GO-Account wurde Ende 2012 eingetragen, der Steamaccount ist in etwa 2005 erstellt worden also hat er vermutlich auch Counter-Strike 1.6 schon gespielt, was auch seinen direkten Einstieg in Source Ligen und Ladder nach seiner ESL-Accounterstellung erklären würde. Ich habe die Fakten zuerst erwähnt da ich Robin aus CS:S Zeiten noch kenne und er nie ein Spieler war, bei dem ich persönlich Cheating vermutet habe. Quelle: ESL, Steam

spiidi, denis und r0bs3n auf der Dreamhack Winter 2014, Bildquelle: hltv.org

Ammar 'am0' Cakmak
Zwei Jahre später, im März 2011, begann auch Ammar Counter-Strike in der ESL zu spielen. Er war ebenfalls früh trusted, änderte allerdings mehrmals seinen Namen, bevor er es bei am0 beließ. Jedoch war keine der Namensänderungen zu einer Zeit, zu der er kein Trusted hatte, was auf einen Fakeaccount hinweisen könnte. Tatsächlich ist am0 seit März 2011 durchgehend trusted in der ESL und war bereits auf den Finals der ESL Meisterschaft, wo eine falsche Identität wohl aufgefallen wäre. Sein Log hat keine einzige Lücke, die lang genug wäre für eine Cheating-Sperre. Sein Gameaccount wurde praktisch mit seinem ersten Ladder-Join erstellt und eingetragen und hat sich seitdem nie geändert. Quelle: ESL, Steam

Bastian 'ayken' Schendzielorz
Im Gegensatz zu Robin und Ammar hat Bastian seine ESL-Laufbahn nicht direkt nach der Erstellung seines Acounts gestartet. Allerdings hat er von den fünf Spielern mit Abstand den ältesten Account und ist am längsten trusted - seit Juli 2009, was übrigens auch dem Alter seines Steamaccounts entspricht. Auch er hat keine Lücke in seinem Log, die groß genug für eine Cheating-Sperre wäre. Bastian ist der einzige der fünf Spieler, der tatsächlich schonmal 12 Strafpunkte auf seinem ESL Profil hatte. Im April 2011 ging ein Timetable gegen ihn durch, welcher allerdings sieben Monate später mit der Bearbeitung seines Gegen-Timetables wieder aufgehoben wurde. Sein CS:GO-Gameaccount ist seit Oktober 2012 eingetragen und hat sich seitdem nie geändert. Quelle: ESL, Steam

Koray 'xall' Yaman
Koray war ebenfalls kurz nachdem er seinen ESL Account erstellt hat trusted und fing im Oktober 2008 auch gleich an zu spielen. Sein CS:GO Gameaccount ist seit Oktober 2012 eingetragen, nie geändert und der zugehörige Steamaccount ist gute 9 Jahre alt. Sein Log hat ebenfalls keine Lücken die auf Cheating Sperren hinweisen und er hat schon in einigen namhaften Teams gespielt. Er spielte zudem offline im Acer A-Split Invitational powered by Intel mit Teams wie Virtus.pro und Reason Gaming. Quelle: ESL, Steam

Thilo 'syken' Phan
Der Jüngste im Bunde hat einen ESL Account von 2011, seit April 2013 Trusted und hat in der ESL mit CS:GO begonnen. Ebenfalls im April hat er seinen CS:GO-Gameaccount eingetragen, welcher seitdem nicht geändert wurde. Sein Steamaccount ist etwas älter und er hat ein wenig Counter-Strike 1.6 gespielt, allerdings vermutlich nicht ernsthaft. syken gewann die FRAGLAND 2014 mit KILLERFISH eSport, war auf den EPS Winter Finals 2014, was einen Fakeaccount ausschließt und hat keinerlei Lücken in seinem Log, welche auf eine Cheating-Sperre deuten würden. Quelle: ESL, Steam

"syken on LAN? I aren't think that" - unbekannter HLTV-User

Zusammenfassung der Einzelrecherchen
Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Spieler durch die Bank – mit Ausnahme von syken – erfahrene Counter-Strike-Spieler sind, welche zwischen drei und acht Jahren Erfahrung in Counter-Strike haben und die meisten mit Counter-Strike: Global Offensive beim Release angefangen haben. Keiner von ihnen hat signifikante und/oder unerklärbare Lücken in seinem Verlauf, keiner hat neu eingetragene Gameaccounts, alle haben Gameaccounts, die bis zu ihrem Spielbeginn in der ESL zurück datieren und kein Spieler lässt Verdacht auf einen Fakeaccount aufkommen. Zudem wurden alle bis zum Ende der Recherche verfügbaren Demos des neuen Planetkey-Lineups aus der Sicht jedes einzelnen Spielers analysiert. Es kam trotz genauer Betrachtung und meiner Erfahrung als ehemaliges Mitglied des ESL-Anti-Cheat-Teams kein Verdacht auf. Für die Recherche wurde bis auf wenige Details und der genannten Demos, welche von den jeweiligen Liga-Administrationen bereitgestellt wurden, ausschließlich öffentlich zugängliches Material verwendet. Das Ergebnis der Recherche wurde von mehreren Personen, welche in der Vergangenheit Erfahrung mit dem Thema gesammelt haben, überprüft und verifiziert.

Wo kommt also die Community-Meinung her?
Der langlebigste Cheatverdacht entsteht bei Spielern, die monate- oder gar jahrelang mit Cheatern zusammenspielen oder zumindest im Verdacht stehen dies zu tun oder getan zu haben, ohne selbst zu cheaten. Auf der einen Seite legitimieren sie die Cheater durch ihre scheinbar jahrelang sauberen Accounts, welche - von den Mitspielern und unrealistischen Ergebnissen abgesehen - durchaus legitim wirken. Auf der anderen Seite weiß allerdings jeder, der in der Szene aktiv ist, dass da was nicht sauber ist. Und genau da liegt der Knackpunkt und die Fehlinterpretation der Community bezüglich des neuen PkD Lineups.

Ich werde mich auf die nahe Zukunft beschränken, da die Recherche für den Artikel sonst ins Unermessliche steigen würde. Dass Einige, ja sogar der Großteil des neuen PkD Lineups, in der Vergangenheit mit überführten Cheatern zusammengespielt haben, ist nicht abzustreiten. Dass auch nur einer von ihnen selbst cheatet, wurde nicht nur nie nachgewiesen, es kann auch bei ausführlicher Recherche nicht einmal vernünftig argumentiert werden. Die negative Einstellung der Community gegenüber den neuen PkD Spielern stammt hauptsächlich aus ihrer Verbindung mit den überführten Cheatern Sebastian 'xenn' Hoch, Duki 'dukiiii' Ivkovic, dem rehabilitierten Cheater Markus 'maRky' Reitenbach und dem kontroversen Spieler Nail 'nail' Djelosevic, für den ich eine ähnliche Recherche wie für alle PkD-Spieler schreiben könnte und welcher sich im Übrigen auch seitens der 99Damage Liga-Administration einem kompletten Background-Check unterzogen hat. Dieser ist allerdings hier nicht von höherer Relevanz. Hinzu kommt das xenn und maRky im Skandal-Team der Underdogs spielten, wo allerdings vom aktuellen PkD lediglich syken mitspielte. In naher Vergangenheit haben vier der neuen PkD Akteure unter dem Namen Phoenix die 99Damage Arena #19 gewonnen, nicht dabei war am0. Abgesehen davon, dass Vexed Gaming keinen Timetable geschrieben hat, geschweige denn Einspruch gegen die Niederlage in Form eines Protests eingelegt hat, ist es für das neue PkD Lineup absolut irrelevant ob der Spieler nail nun cheatet oder nicht - denn er ist nicht im Lineup.

Fazit und Appell
Wir haben also fünf Spieler, welche individuell, auf dem Papier komplett weiße Westen haben und die Community beschwert sich mit dem gleichen Mund, mit dem sie eben noch auf die schwache deutsche Szene geschimpft hat, über eines der vielversprechendsten Teams seit dem Transfer von nex, spiidi und denis zu mousesports. Glaubt die Community wirklich, dass der erste Ingame-Leader, der ein deutsches Team auf ein CS:GO-Major gebracht hat (r0bs3n), sich ein Team aufstellt, mit welchem er sich nicht für ein Major qualifizieren und teilnehmen kann? Diese fünf Spieler werden Aufgrund ihrer Verbindung zu Cheatern ohne Rücksicht auf Fakten in eine Schublade mit Cheatern gesteckt, aus der es im öffentlichen Auge kein Entkommen gibt. Cheating ist ein großes Problem in Counter-Strike, wir können allerdings nicht haltlos jeden als Cheater abstempeln, der uns nicht gefällt. Spieler müssen gesondert betrachtet werden und man muss sie vor allem getrennt von den Taten ihrer Mitspieler betrachten. Auch die Organisation wird als cheaterfreundlich abgestempelt, weil sie bei Anil 'cLy' Gülec einem rehabilitierten Cheater eine Chance gaben und nun ein komplett sauberes Team mit fehlgeleitet schlechtem Ruf verpflichtet haben. Die Leute haben wohl vergessen, dass der deutsche 99Damage Spieler des Jahres 2015, Johannes 'nex' Maget, auch bei Planetkey seinen Durchbruch hatte. Vor zwei Wochen hat auch eine andere deutsche Organisation ein neues CS:GO-Team vorgestellt wovon 80% der Spieler schon die magische 12 auf dem ESL Profil hatten, am Sonntag stellte Planetkey Dynamics ihr neues CS:GO-Team vor und die Reaktionen hätten kaum gegensätzlicher sein können.

Es ist immer einfach Cheater zu schreien. Sich zu informieren, die eigene Fehlinterpretation einzugestehen und seine Meinung zu ändern, zeigt Charakter, an welchem es in der deutschen Community in letzter Zeit leider mangelt.

Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um die persönliche Einschätzung und Meinung des Autors. Diese Meinung wird nicht zwingend vom gesamten 99Damage-Staff geteilt.

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