Geposted von spawnYzn,
Im April letzten Jahres sickerten Informationen über ein Spitzentreffen zwischen Verantwortlichen der Electronic Sports League (ESL) und einigen Vertretern der besten Teams der Szene durch. Während es sich damals um unbestätigte Gerüchte aus nicht näher genannter Quelle handelte, liegt diesmal tatsächlich eine offizielle Bestätigung vor. Wie das Treffen an die Öffentlichkeit gelangte? Durch einen veralteten Mailverteiler. Ein einfaches Treffen zwischen den Betreibern einer Liga und deren Top-Vertreter einer der wichtigsten Zielgruppen, die Profiteams der CS:GO-Szene, ist an sich schon ein interessantes Thema. Selbstverständlich will man sich austauschen und hören was den Teams so auf dem Herzen liegt. Welche Entwicklungen gibt es, welche Änderungen sind wünschenswert, was bereitet bisher Kopfzerbrechen?

Doch wenn man sich das vermeintlich letzte große Treffen zwischen einigen Profiteams, der ESL, Twitch und Vulcun anschaut, sollte man hellhörig werden. Im April letzten Jahres munkelte man über eine Reihe von Themen, darunter die Exklusivbindung einiger Teams an die ESL und ihre Wettbewerbe, was umgehend dementiert wurde. Knapp zwei Wochen später platzte dann die Bombe: In Kooperation mit der ESEA kündigte man die bis dato größte Liga mit 1 Millionen US-Dollar Preisgeld an. Die Geburt der ESL ESEA Pro League!


Im Verlauf von 2015 gab es dann aber noch einige große Vorgänge, die größtenteils hinter den Kulissen abliefen. So investierte die Modern Times Group (MTG) große Summen in den eSport, indem es unter anderem einen Mehrheitsanteil an Turtle Entertainment, der Firma hinter der ESL, kaufte. Wenige Monate später, im November, der nächste Deal: MTG erwirbt die DreamHack AB. Noch im gleichen Monat übernimmt die ESL ihren bisherigen, amerikanischen Kooperationspartner - die ESEA - komplett.

Doch das ist noch lange nicht alles. Der eSport im Allgemeinen und CS:GO im Speziellen erlebte einen regelrechten Boom an diversen Investitionen. So investiert Ashton Kutcher in die Wettplattform Unikrn, Virtus.pro angelt sich 100 Millionen US-Dollar von USM Holdings, der US-Sportsender ESPN eröffnet eine eigene eSport-Sparte in der Redaktion und FACEIT sichert sich 15 Millionen US-Dollar dank neuer Investoren.

Doch nichts davon hat direkt mit der ESL zu tun, mal abgesehen von der Investition in FACEIT, doch die wollen erstmal ihr Portfolio ausbauen und unter anderem neue Spiele auf ihrer Plattform anbieten, beziehungsweise Entwicklern die Möglichkeit des Match-Makings über FACEIT anbieten. Bleiben noch zwei Geschichten übrig, die für einen Liga- und Eventgiganten wie die ESL wichtig sein dürften. Es handelt sich dabei einerseits um die Akquise der MLG durch Activision Blizzard, was wahrscheinlich zu vernachlässigen ist.


Anderseits ist da der Einstieg eines amerikanischen Medienkonglomerats. Die Rede ist von Turner Broadcasting und der ELEAGUE. Mit Übertragungen im Fernsehen, produziert in professionellen TV-Studios, mit Leuten im Rücken die bereits die NBA im amerikanischen Fernsehen zeigen und einem Preisgeld, das sich gewaschen hat, lautet die Devise der Amerikaner: Volle Fahrt voraus! Und während in der Vergangenheit vergleichbare Projekte glorreich scheiterten, wer sich an die Championship Gaming Series erinnert, wird wissen was gemeint ist, leistete sich Turner bisher keinen einzigen Schnitzer.

Nun also kündigt die ESL ein neues Treffen mit den Profiteams an und lädt diese per Rundmail zu einem Meeting nach Köln, welches vom 10. bis 11. Februar stattfinden soll. Leider scheint diese Mail auch Teams erreicht zu haben, die gar keine bekommen sollten. Grund dafür scheint ein veralteter Mailverteiler zu sein. Auf Rückfrage äußerte man gegenüber den Teams, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gebe und es ein Missverständnis bei der Zustellung gab.

Womöglich sieht der Ligabetreiber sich im Zugzwang durch die neue Konkurrenz und versucht alle wichtigen Personen der Profiteam-Ebene an einem runden Tisch zu versammeln. Im Verteiler tauchten einige Namen von Personen und Organisationen auf, die in der Vergangenheit vor allem durch ihre Forderungen auffielen, die sie für ihre Teilnahme an zukünftigen Turnieren aufstellten. Nachdem sich die unbeabsichtigten Empfänger der Einladung an Richard Lewis wandten, fragte der bei der ESL nach und bekam prompt eine Antwort.

Darin äußert die ESL, sie habe bereits im vergangenen Jahr damit begonnen mehrere Treffen mit diversen Profispielern und Eigentümern von Organsiationen abzuhalten, um die Planung und Entwicklung ihrer Produkte und Ligen kontinuierlich voranzutreiben. Die Teams sollen damit mehr Einfluss auf die Planung der Events, Ligen und Turniere bekommen, an denen sie teilnehmen. Da die Industrie einen zunehmenden Boom erfährt, spielt die Kommunikation zwischen hochrangigen Vertretern der Liga und Organisationen eine große Rolle und entsprechend sollen regelmäßig Treffen stattfinden.

Sollte es sich so zugetragen haben und die ESL aktiv die Profiteams in die Entwicklung und Planung miteinbeziehen, ist das ein nobler Schachzug, welcher für beide Seiten eine Win-Win-Situation darstellt. Doch der Artikel von Richard Lewis wirft noch einen weiteren Punkt in den Raum, der schwerer wiegen könnte. Angeblich versuchen die Teams Profit aus der aktuellen Rivalität zu schlagen und bieten eine Exklusivbindung an eine der beiden Ligen an, wenn sie im Gegenzug eine finanzielle Zuwendung erfahren - ein sogenannter Signing Bonus.

Nun steht also die Frage im Raum, was das Treffen tatsächlich für Ziele hat. Geht es rein um die Entwicklung und Planung, oder werden hier eventuell die ersten Weichen für die zukünftige Teilnahme diverser Teams gestellt? Vielleicht geht es auch um etwas ganz anderes und wir bekommen ein neues Megaevent, welches Kattowitz und Cologne in den Schatten stellt. Träumen darf man ja noch.

Auf Nachfrage von 99damage.de bestätigte die ESL das oben genannte Zitat und die Einladung der Teams.

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