Geposted von spawnYzn,
Diese Woche dreht sich unsere Artikelserie um die Öffentlichkeitsarbeit. Große Unternehmen stehen durchweg im Fokus und brauchen damit ein Sprachrohr, welches sich um Anfragen kümmert oder versucht, die Wogen zu glätten, wenn mal etwas schief geht. Eines der wichtigsten unternehmerischen Organe ist hierbei eine ganz besondere Abteilung: Public Relations.


Einleitung - "Man kann nicht nicht kommunizieren!"



Kommunikation ist ein Schlüsselfaktor. Durch sie baut man einen Hype auf, besänftigt erboste Fans oder informiert die Öffentlichkeit über die eigenen Pläne. Selbst wenn man Valves Weg wählt und nicht aktiv kommuniziert, kommuniziert man damit eine Haltung und ein Verhalten, welches mehr oder minder eindeutige Signale sendet: "Wir halten nichts von großen Ansagen und lassen Taten sprechen." Ob das der richtige Weg ist, sei dahingestellt.

Für die Electronic Sports League gilt dieser Ansatz jedoch nicht. Journalisten möchten über das Unternehmen und deren Events berichten, Fans wollen über die nächsten Events und Spieler über bevorstehende Regeländerungen informiert werden. Gerade der erste Teil, der mit der direkten Außenwirkung, ist ein wichtiges Kernelement, mit dem sich Christopher Flato täglich beschäftigt.

Dabei kümmern er und seine Kollegen sich nicht nur um Presseanfragen, zusätzlich ist er als Jugendschutzbeauftragter maßgeblich an der Umsetzung der Events beteiligt, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen einzuhalten. In diesem Interview lässt Flato sich mal in die Karten schauen und berichtet über seinen vielseitigen Arbeitsalltag.





Interview mit Christopher Flato, PR Manager und Jugendschutzbeauftragter



Bitte stell dich unseren Lesern doch kurz vor: Wer bist du und was machst du?


Mein Name ist Christopher Flato, ich bin PR-Manager bei der ESL und größtenteils verantwortlich für den deutschsprachigen Raum. Zusätzlich bin ich noch Jugendschutzbeauftragter.

In meiner ersten Funktion betreue ich eigentlich alles, was die PR- und Öffentlichkeitsarbeit der ESL betrifft. Das heißt ich beantworte Journalistenanfragen für Interviews, betreue die Journalisten oder auch Medienpartner direkt vor Ort wenn wir Events haben und kümmere mich eigentlich um die gesamte Außenwirkung. Im zweiten Teil, dem Jugendschutz, kümmere ich mich größtenteils um die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Jugendschutzrichtlinien auf unseren Events.


Wie bist du bei der ESL gelandet?


Oh, lange Geschichte. Also, ich bin jetzt so ziemlich auf den Tag genau zwei Jahre bei der ESL. Dort gelandet bin ich tatsächlich dadurch, dass ich damals eine offene Jobposition gefunden habe. Turtle Entertainment hat damals einen PR-Manager Germany gesucht, um diese Stelle Vollzeit zu besetzen. Ich war damals zu der Zeit noch bei Citroën tätig - auch in der PR-Abteilung. Allerdings war Gaming immer meine Leidenschaft und dementsprechend bin ich dann aus der Automobilbranche weg und direkt in die Gamingbranche eingetaucht.

Ich hatte natürlich auch vorher bereits damit Kontakt, habe auch selber viel in der Szene aktiv mitgestaltet und eine eigene Schule für angehende Esportler ins Leben gerufen mit einigen Kollegen zusammen: Bonjwa. Und dann dachte ich: "Okay, PR und Esport - die beiden Sachen, die ich am liebsten mache. Warum eigentlich nicht kombinieren?" und da bin ich dann bei der ESL gelandet.


Wie sieht dein Arbeitsalltag normalerweise aus?


Mein Arbeitsalltag ist eigentlich immer sehr verschieden, wenn man jetzt mal von Events absieht, was natürlich immer seinen ganz eigenen Rhythmus hat. Dort bin ich natürlich viel mit der Beantwortung von Journalistenfragen beschäftigt oder mit der Akkreditierung. Davon abgesehen müssen für kommende Events Pressemitteilung übersetzt oder selbst verfasst werden. Gerade wenn wir beispielsweise Partnerankündigung haben wie mit Wüstenrot, die den Sponsoringvertrag für die ESL Meisterschaft um drei Jahre verlängern, was natürlich super Neuigkeiten sind.

Ansonsten viel telefonieren, viel schreiben und reden. Natürlich ist man auch als PR-Person in einer Firma immer viel mit den anderen Abteilungen in Kontakt. Das heißt man muss eigentlich immer up2date sein was bei Marketing passiert, was die neuen Product Announcements beinhalten. Man muss die Infos dann entsprechend einholen, aufbereiten für die Presse oder für andere Präsentation.

Interviews sind ein großes Thema, egal ob man sie jetzt selber gibt oder die Executives auf Interviews vorbereitet, was auch sehr häufig passiert. Wenn jetzt beispielsweise jemand von der Welt oder der Süddeutschen Zeitung anruft, dann versuche ich da natürlich dann eher auch mal ein Executive vor's Mikro zu bekommen. Ja, das ist mal grundsätzlich das, was ich hier so den ganzen Tag mache.


Zu Public Relations gehört ja auch das Reagieren auf "Notfälle". Gibt es da bestimmte Pläne, wie es auf bestimmte Themen im Esport zu reagieren gilt, wenn plötzlich über Nacht etwas Unvorhergesehenes passiert? Siehe die Unterlassungserklärung durch Valve bezüglich Esport-Wettseiten, auch wenn euch das Thema nicht direkt betrifft.


Ja, natürlich. Also ich sage es mal so: Die Esport-Szene ist sehr komplex und wir haben natürlich nicht nur eine Szene, auf die man achten muss. Sondern wir machen auch viele Dota 2-, StarCraft- oder auch League of Legends-Turniere und jede Szene hat ihren eigenen kleinen Kosmos, bei dem es ganz viele Risiken gibt, die jederzeit ans Licht kommen können und die uns dann auch teilweise unerwartet treffen. Beispielsweise auch dieser Betting-Skandal.

Natürlich haben wir auch aus der Vergangenheit gelernt und haben zu vielen Thematiken dann auch entsprechende Antworten und Richtlinien parat, nach denen wir uns richten. Aber häufig kommt es auch mal vor, dass eine neue Thematik aufkommt, zu der aber vorher natürlich noch nie irgendwelche Erfahrung gemacht wurden. Bestes Beispiel: der, ich nenne es jetzt mal "Dopingskandal". Obwohl es eigentlich kein richtiger Skandal war. Ich meine, das Interview vor zwei Jahren, als ein Spieler zugegeben hat, dass er und sein Team allesamt auf Adderal gewesen sind. So etwas gab es bei uns vorher nicht. Natürlich ist bei uns das digitale Cheaten immer ein Thema gewesen. Aber mit möglichen Dopingsubstanzen hatten wir vorher sehr wenig Berührungspunkte gehabt. Dementsprechend kommt es bei der Reaktion auf so eine neue Thematik natürlich auch auf ein gewisses Maß an Intuition und Improvisation an.


Technische Probleme können im Esport immer vorkommen…



Nun steht ja die ESL auch immer mal wieder in der Kritik durch die Community. Mit welchen Strategien geht ihr da ran? Gerade bei Großevents gibt es immer wieder Klagen über technische Probleme. Wie geht ihr mit der Kritik um?


Technische Probleme können im Esport immer vorkommen. Es gibt leider keine hundertprozentige Chance darauf, dass alles reibungslos abläuft und wird es wahrscheinlich auch nie geben. Wie man entgegenwirken kann? Ich denke, viele Fans haben ein Verständnis dafür, dass es in einem gewissen Maße passiert, allerdings kann es unter Umständen natürlich auch mal vorkommen, dass solche Eskapaden ein bisschen länger dauern und dass der Fehler nicht sofort gefunden wird.

Wir haben eine sehr gut ausgebildete und erfahrene IT auf den Events vor Ort. Im Einsatz können allerdings auch dort manchmal Herausforderungen auftreten, die einem so bisher noch nicht untergekommen sind, aus welchem Grund auch immer. Da muss natürlich dann erst mal der Fehler gesucht werden. Was wir dann in so einem Fall versuchen, ist natürlich erst mal Informationen weiterzugeben. Beispielsweise auf einem Event per Social Media oder per Ankündigung durch den Host zu verkünden, woran es gerade liegt. Denn nichts ist schlimmer als die Zuschauer im Ungewissen zu lassen und zu vermeiden, dass sich der Gedanke manifestiert, wir würden hier zwei Stunden Pause machen, um einfach nur möglichst viel Werbung auszustrahlen.

Wie gesagt, wir versuchen halt die Sachlage möglichst neutral zu erklären, erbitten dann auch entsprechend die Fehler zu entschuldigen und noch etwas Geduld zu haben. Das ist also der erste Approach an die Community. Da gibt es allerdings auch verschiedene Kanäle, ich hatte sie bereits genannt: Social Media, über das Event direkt, den Host oder die Kommentatoren. Im Fernsehen, da wir neuerdings auch viel lineare Übertragung haben, ist es natürlich immer ein bisschen schwieriger um Geduld zu bitten, weil das lineare Programm häufig keine Geduld kennt oder Geduld so nicht umsetzen kann. Wenn ein Programm über das Format hinausläuft, dann ist es natürlich immer schwierig, das noch weiter zu übertragen, weil dann bereits das nächste Format kommt. Wir stehen in dem Fall also immer sehr großen Herausforderungen gegenüber, die es dann auch zu bewältigen gibt und deswegen versuchen wir, dann auch unsere gesamte Manpower, egal ob du jetzt aus PR oder Marketing oder aus dem Salesbereich bist, in die Waagschale zu werfen, um bei diesen Events das Problem zu lösen.


Du hast ja gerade bereits von ein paar der verschiedenen Kanäle gesprochen. Wie geht ihr bei der Planung und Umsetzung von bevorstehenden Events ran? Welche Kanäle werden wie genutzt?


Also, für große Megaevents wird natürlich zum großen Teil Social Media Aktivierung benutzt, weil unsere Zuschauerschaft, denke ich, zu rund 80 oder 90 Prozent im Web 2.0 zu Hause ist und ihre Inhalte per Facebook, Twitter, Instagram und anderen Social Media Plattform konsumieren. Wenn wir jetzt ein solches Megaevent planen, nehmen wir mal die ESL One Cologne, dann beginnt die Planung grundsätzlich bereits ein Jahr vorher. Zum Beispiel haben wir am Abend angekündigt, als die 2016er gerade zu Ende ging.

Dementsprechend wird das Ganze bereits über ein Jahr vorher festgelegt. Man muss natürlich die Verhandlungen mit der Arena, in dem Fall mit der Lanxess Arena, abgeschlossen haben. Ein ungefährer Marketingplan muss vorhanden sein. Es muss natürlich zeitlich passen, wir haben da versucht so gut wie möglich in den Kalender der anderen Organisatoren auch reinzupassen. Es ist jetzt natürlich etwas ärgerlich mit dem anderen Major, aber so etwas ist gerade natürlich in der Counter-Strike-Szene sehr schwierig im Voraus zu planen. Da kommt natürlich dann der Valve-Faktor ins Spiel, die entsprechend nur wenige Monate vorher bekanntgeben, wer das Major ausrichtet.

Grundsätzlich starten wir unsere Marketing- und PR-Anstrengung ungefähr vier bis fünf Monate vorher, abgesehen von dem ursprünglichen Announcement, dass wir die Themen "Welche Teams nehmen Teil?", "In welchem Umfeld findet das Event statt?" - Stichwort ESL One Frankfurt, welches wir immer in ein Festival einbetten -"Welche Actitivties gibt es?", "Was gibt es für die Zuschauer außerhalb des Esport-Spektakels noch zu sehen?" - wenn wir jetzt an Cosplayer oder Bogenschießen oder Airbrushtattoos denken - entsprechend planen und über die entsprechenden Marketingkanäle laufen lassen.

Für Events wie Köln, Hamburg oder Frankfurt fahren wir häufiger auch noch Plakatierungen, das heißt, dass dann wenige Wochen vorher in der Innenstadt die wichtigen Stellen plakatiert werden. Hier in Köln sehen wir es immer ganz gut in Deutz oder auch an der Stadteinfahrt oder an wichtigen U-Bahn-Station im Umfeld des Kölner Hauptbahnhofs. Dadurch erzielen wir natürlich bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit wie auf Social Media, allerdings trifft das natürlich auf die Person, die wir noch nicht akquiriert haben, zum Beispiel die Eltern, die ihrem Kind etwas zu Weihnachten schenken wollen oder auch anderweitig Leute, die bisher eben mit dem Esport nicht dermaßen in Berührung gekommen sind und nicht einem unserer Channels folgen. Und dann sind wir schon fast vor dem Start des Events und die Akkreditierung geht los.


Wie läuft die Akkreditierung ab und wie gehst du auf Nummer sicher, dass die „richtigen“ Leute vor Ort sind?


Gerade was die Megaevents betrifft, haben wir natürlich einen sehr großen Pool an Journalisten die, wir aktivieren können und die auch auf jeden Fall Lust haben, vorbei zu schauen. Unabhängig davon ob sie jetzt selbstständig Kontakt aufnehmen oder wir sie vorher anschreiben. Also ich sage mal so: den Presseraum voll zu kriegen, ist nie ein Problem bei unseren Veranstaltungen. Was uns natürlich immer am Herzen liegt, sind auch qualitativ hochwertige, unter anderem auch viele Mainstream-Journalisten vor Ort zu haben, weil das natürlich die Kanäle sind, in denen der Esport noch am wenigsten vertreten ist.

Es gibt natürlich viel Special Interest Media: 99Damage, escene, Kicker eSport, PlayNation und wie sie alle heißen. Sie sind natürlich immer gerne gesehen, allerdings freue ich mich natürlich auch gleichermaßen sehr darüber, wenn jetzt jemand von der Zeit oder von der Süddeutschen oder auch mal ein Fernsehteam vor Ort ist, weil wir dann natürlich entsprechend Leute erreichen, die sich nicht im Esport-Kosmos befinden bzw. dort ihre Zeit verbringen. Beide Sparten haben auf den Events ihre Daseinsberechtigung: Die Special Media natürlich um die Hardcore- und auch Casual-Esportfans zu beliefern, die sich dann über die entsprechenden Seiten informieren und die ganzen "Außenstehenden" und Neulinge im Esport, die dann entsprechend die Neuigkeiten über die Mainstream Medien mitbekommen.

Dementsprechend versuchen wir dort immer auch ein Gleichgewicht zu finden, da es sich in den vergangenen Jahren mehr in Richtung Mainstream-Medien entwickelt hat, da Esport immer mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit generiert und quasi losgelöst auch von den Special Interest Medien existieren kann. Daraus ergibt sich heutzutage etwa eine Verteilung von fast schon 50:50, wenn nicht sogar 60:40, von Special Interest Media zu Mainstream Media, die wir dann entsprechend auf den Events haben.

Bei vielen muss man natürlich leider absagen. Gerade bei Cologne, wo wir dann 200 Journalisten vor Ort haben und sich 300 bis 400 akkreditiere wollen. Irgendwo müssen wir natürlich dann auch die Grenze ziehen, weil wir das personell gar nicht stemmen können, wenn da 400 Journalisten umherlaufen. Und schon gar nicht, wenn jeder auch noch ein Interview oder zwei oder drei machen möchte. Denn wir möchten uns natürlich auch mehr als nur fünf Minuten mit jedem Journalisten unterhalten.

Vor allem viele der Mainstream-Journalisten brauchen auch mehr als fünf Minuten, da sie wirklich Neuland betreten und von der Branche bisher sehr wenig mitbekommen haben. Da muss man sich dann auch mal 20 Minuten oder auch eine halbe Stunde mit denen zusammensetzen, um sie auch entsprechend über das Thema aufzuklären. Ich denke, die Vergangenheit hat gezeigt, dass wenn unwissende General-Interest-Journalisten auf eine Branche treffen, die sie bisher noch nicht so kennen und die auch häufig mit Stereotypen belegt ist, wie eben beispielsweise auch Gaming oder Esport, dann kommen da manchmal Beiträge raus, die nicht ganz der Wahrheit entsprechen und auch nur ein Bruchteil von dem wiedergeben, was diesen ganzen Kosmos eigentlich ausmacht. Da muss man sich dann als Journalist wirklich einlassen auf die Szene und auch ein paar Hintergründe erklärt bekommen und nicht einfach sagen "Hier, das ist unser Event, schreib mal drauf los, viel Spaß.". Das bedarf also auch viel unterstützende Arbeit von unserer Seite aus.


Negativberichterstattung kann man natürlich nie ganz vermeiden…



Immer wieder kommt es zu klischeeüberladenen TV-Beiträgen oder Zeitungsartikeln. Wie wird mit Negativberichterstattung umgegangen?


Negativberichterstattung kann man natürlich nie ganz vermeiden, vor allem nicht bei einer Branche, die auch entsprechend Kritikpunkte hat. Sei es jetzt "Ist das wirklich Sport?" oder "Zu wenig Bewegung." bis hin zur "Killerspieldebatte" und was man nicht alles schon erlebt hat. Dementsprechend ist es natürlich in unserem Interesse, dass wir die Journalisten so gut wie möglich betreuen.

Im Esport gibt es nunmal nicht nur eine rosige Berichterstattung und genau wie in jeder anderen Branche gibt es auch Kritikpunkte, mit denen man sich auch in den Medien auseinandersetzen sollte. Es ist wichtig und auch sehr wertvoll für die Leser oder Zuschauer sowie die Branche an sich. Bad News ist also nicht gleich Bad News.


Gibt es kontinuierliche Analysen, Presse-Clippings und Co? Wie behaltet ihr die Übersicht über die aktuellen Nachrichten, Trends und das eigene Image?


In punkto Presse-Clipping haben wir ein Programm, das wir benutzen. Es filtert für uns, anhand von einer Boolean Search - also einem Keyword gestützten Suchalgorithmus - im Internet alle Artikel, die für uns von Relevanz sind. Dieses Programm filtert uns dann täglich in Echtzeit die Artikel aus dem Netz.

Zusätzlich haben wir gerade in Deutschland noch ein Clipping-Service, weil wir hier natürlich eine der größten Printlandschaften der Welt und auch besonders Europas haben. Dieser Service schickt uns auch die Artikel immer schön säuberlich ausgeschnitten zu. Das heißt, dass wir eigentlich immer einen sehr guten Überblick darüber haben, was hierzulande oder auch weltweit passiert.

Wenn es jetzt ans Reporting geht, dann machen wir für die Events natürlich entsprechend immer separate Coverage Reports, die nicht extern rausgehen, sondern ans Management und an die Partner, die beteiligt sind. Diese Coverage Reports geben einen guten Überblick darüber, wie viele Artikel es gibt, wie groß die geschätzte Reichweite dieser Artikel war, welchen Advertising-Value-Equivalency (AVE) sie generiert haben.

Das ist der Werbeäquivalenzwert und beschreibt, wie viel ein solcher Artikel als Anzeige gekostet hätte - eine Kennzahl der PR, die versucht ein positives Image in Zahlen umzuwandeln. So behalten wir in der Medienlandschaft den Überblick.

Was das Image betrifft, gerade aus unserem Standpunkt, läuft natürlich viel bei Social Media. Leider kann ich dazu nichts tiefergehendes sagen, weil das eine andere Abteilung ist, die dafür zuständig ist. Ich weiß aber, dass sie ihr eigenes Computerprogramm benutzen um da entsprechend eine Sentiment-Analyse zu machen und die Tweets zu analysieren und wie viel Engagement man pro Monat hat und so weiter. Dort kann man dann auch entsprechend messen, welche Events in den Social-Media-Kanälen gut angenommen worden, welche Mails gut eingeschlagen haben, welche Werbekampagnen tatsächlich auch Früchte tragen und das nehmen wir natürlich alles und setzen es dann bei dem kommenden Event dann so gut wie möglich wieder um.


Wie geht ihr mit Twitter-Wortgefechten und anderen Social Media Eskapaden eurer Mitarbeiter um?


Das ist natürlich immer ein kontroverses Thema. Das kann ich auch nicht direkt beantworten, weil das eher in die Social Media Abteilung fällt. Grundsätzlich legen wir unseren Mitarbeitern natürlich nahe, gerade die unter Executive-Ebene stehen, wenig bis keine kontroversen Inhalte auf Social Media Seiten zu Posten bzw. dann auch das entsprechend den Leuten zu überlassen, die da auch wirklich entsprechendes Training erhalten haben.

Beispielsweise der Ulli Schulze für alle unsere Pro-Events, der Carmac für IEM oder der Ralf Reichert auch mal, wenn es um generelles ESL-Gedankengut geht. Denn die sind eigentlich die Personen, die da auch antworten sollten und auch mal unser Statement rausbringen können. Alle anderen sollten das lieber vermeiden (lacht).


Wie sieht dein Aufgabengebiet als Jugendschutzbeauftragter aus?


Jugendschutzbeauftragter ist in erster Linie natürlich eine vorgeschriebene Position, die Unternehmen besetzen müssen, wenn sie denn im Bereich eines Jugendschutzthemas aktiv unterwegs sind, was auch für uns zählt. Wir sind beispielsweise Mitglied bei der USK und sind demnach auch verpflichtet, einen Jugendschutzbeauftragten zu ernennen und dass dieser auch entsprechend für jegliche Auskünfte zum Thema Jugendschutz zur Verfügung steht.

Was bei mir grundsätzlich in den Aufgabenbereich fällt, ist, bei der Planung der Events darauf zu achten, dass diese auch entsprechend den Jugendschutzrichtlinien des jeweiligen Landes angepasst werden. Bestes Beispiel: Wenn wir hier in Deutschland ein Counter-Strike-Event veranstalten, ist es nach aktuell geltenden Richtlinien der Fall, dass niemand unter 16 Jahren auf dieses Event kommen darf. Das hängt natürlich mit der Alterseinschätzung des Spieletitels zusammen. Weil Counter-Strike entsprechend ab 16 Jahren freigegeben ist, darf niemand unter 16 auf das Event. Das ist aber im Endeffekt gar nicht so einfach umzusetzen, gerade wenn man Veranstaltungen hat, bei denen mehr als ein Titel gespielt wird.

Beispielsweise bei der gamescom oder bei der ESL Meisterschaft, wo Spielinhalte aus anderen Games wie FIFA oder League of Legends für jüngere Altersgruppen freigegeben sind, ist darauf zu achten, dass diese Zielgruppen entsprechend dann die Counter-Strike-Inhalte nicht mitbekommen. Bei den ESL Meisterschaften machen wir es meist grundsätzlich so, dass Counter-Strike meistens dann an einem separaten Tag gespielt wird. Bei der gamescom ist es dann etwas schwieriger, weil dort ja auch an einem Tag mehrere Spieletitel in der ESL Arena gespielt werden. Dort müssen wir natürlich entsprechende Alterskontrollen durchführen und Security usw. stellen, damit die jeweiligen Zuschauer eben kein Zugang zu diesen Titeln bekommen.

Aber da geht es natürlich nicht nur um das reine Zuschauen, sondern natürlich auch um grundsätzliche Dinge. Wenn wir Partnerstände vor Ort haben, was ja auch bei der ESL Meisterschaft häufig der Fall ist, dass diese Partnerstände dann beispielsweise an den FIFA- oder League of Legends-Tagen keine Counter-Strike-Inhalte zur Verfügung stellen. Es sind meistens solche Kleinigkeiten, die dann vergessen werden oder auf die dann niemand achtet und da muss ich dann ein Auge drauf haben, dass sie dann auch entsprechend umgesetzt werden.

Wir regeln natürlich auch den Alkoholausschank, entweder durch eine Alterskontrolle oder bereits im vornherein werden die jüngeren Besucher mit entsprechenden Wristbands oder Badges gekennzeichnet. Das muss natürlich alles in der Personalplanung berücksichtigt werden. Das machen dann die Hostessen oder die Mitarbeiter am Eingang. Ich sorge dafür, dass das entsprechend auch so umgesetzt wird und das Thema auch in der Planung des Events berücksichtigt wird.


Sollte doch mal unabsichtlich gegen den Jugendschutz verstoßen werden, welche Auswirkungen könnte es das für euch haben?


Grundsätzlich hängt das immer von dem Ordnungsamt der jeweiligen Stadt ab, diese machen manchmal kleine Kontrollvisiten bei solchen Veranstaltungen. Gerade wo es solche kritischen Umstände gibt, zum Beispiel es sind mehrere Altersgruppen vor Ort, die entsprechend getrennt werden müssen. Falls diesen Ordnungshütern dann auffällt, dass dort Minderjährige oder Leute, die nicht das entsprechende Alter erreicht haben, dort aufhalten, können sie das Event innerhalb von fünf Minuten komplett schließen.


Wir sind im regen Austausch mit der USK…



Bringen du oder die ESL im Allgemeinen sich dann auch selbst bei der USK mit ein oder ist die ESL symbolisches Mitglied wegen ihres Interessengebietes?


Wir bringen uns tatsächlich auch mit ein. Wir sind im regen Austausch mit der USK und nicht nur mit der USK selber, sondern auch den anderen Mitgliedern. Ich glaube es sind aktuell irgendwas um die 30 größeren Player, die Mitglieder bei der "Unternehmerischen Selbstkontrolle" sind und gemeinsam versuchen wir natürlich auch Prozesse zu etablieren und Richtlinien zu entwerfen, um dieses ganze Thema dann auch so einfach wie möglich für die Zuschauer und für die Besucher vor Ort zu regeln.

Das bedarf natürlich auch bei uns oder anderen in der Gamingbranche immer noch viel Neuakquise an Wissen, weil man mit der Thematik bisher weniger zu tun hatte. Wir sind auch mit der USK und den Ordnungsämtern im regen Kontakt - jetzt beispielsweise mit dem Ordnungsamt in Duisburg, welches uns die Genehmigung für die ESL Meisterschaft erteilt hat. Damit gehen wir und die zuständigen Stellen sicher, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden und alles reibungslos abläuft.


Was macht dir am meisten Spaß an deiner Arbeit?


Am meisten Spaß an meinem Job macht mir die Kombination aus PR und Gaming. Also wirklich der Kontakt zu den Journalisten, den ich als ehemaliger Journalist tatsächlich sehr interessant finde. Immerhin habe ich fünf Jahre bei der Zeitung gearbeitet.

Ich kenne den Kontakt zu anderen PR-Abteilung aus meiner damaligen Zeit als Journalist natürlich nur von der Journalistenseite und weiß auch daher was die Kollegen eigentlich heutzutage brauchen, wie man sie am besten abholt und was für sie wichtig ist. Gerade in dieser schnellen dynamischen Zeit, wo man insbesondere als freier oder als unabhängiger Journalist von Thema zu Thema hüpft und wirklich nur sehr wenig Zeit für diese verschiedenen Events oder Großereignisse hat, spielt Zeit und ein ein richtiger Umgang natürlich eine riesige Rolle und da versuche ich den Journalisten dann entsprechend Arbeit wirklich abzunehmen.

Eben, dass sie sich nicht drei Tage lang durch das Netz wühlen müssen um erst mal Esport zu verstehen, sondern das Ganze noch mal bei einem Kaffee oder einem Telefonat aufbereitet erkläre: "Ja, was ist eigentlich Esport, was machen wir eigentlich, was ist unsere ganze Intention dahinter?". Dieses Media Relationship Handling liegt mir eigentlich sehr und das ist das was mir an meinem Job am meisten Spaß macht.


Was ist eine der größten Herausforderungen in deinem Job?


Ich denke, die größte Herausforderung ist, den Esport innerhalb einer kürzeren Zeitspanne wirklich zu erklären und von allen Punkten zu beleuchten. Wenn ich natürlich jetzt einen wirklich unwissenden Journalistenkollegen vor Ort habe und er kennt sich tatsächlich null mit dem Thema Esport aus, ist es natürlich für mich immer schwierig. Wo fängt man da eigentlich an? Fängt man erst mit der ganzen Geschichte an oder bringt man gleich den Sportvergleich?

Aus welchem Point of View versucht man dieses Thema näherzubringen? Das ist immer ganz schwierig, da jeder Mensch ja auch entsprechend anders tickt und jeder ein anderes Hintergrundwissen und eine andere Basis hat. Wenn ich jetzt einen hart gesottenen Sportjournalisten vor mir habe, dann wird es für den zunächst sehr schwierig zu verstehen sein, dass Esport auch Sport ist, denn das erste was er sieht, sind wirklich nur die Jungs, die da vorne sitzen und auf Tastatur und Maus einhämmern - Egal in welcher Geschwindigkeit.

Seine erste Reaktion ist in dem Fall natürlich: "Okay, ist das überhaupt Sport? Was machen die da? Das ist doch eigentlich nur daddeln und wie kann man sowas überhaupt professionell machen?". Solche Leute dann entsprechend richtig ranzuführen, das heißt auch auf ein Event zu holen, wo sie erst mal die Atmosphäre genießen können, wo sie erst mal sehen können, dass es da ja auch richtige Fans gibt, die tatsächlich dieses Spiel anfeuern und dass das die Menge teilweise richtig bejubelt und durchdreht, dass die Menge wirklich Feuer und Flamme ist bei dem was die Profispieler auf dem Bildschirm, der Tastatur und Maus fabrizieren.

Das ist denke ich der richtige Weg um einen solchen Journalisten abzuholen. Diese Leute immer entsprechend einzuschätzen und keine Fehleinschätzung von Anfang an vorzunehmen. Der Ersteindruck ist ja immer der Wichtigste, somit ist es eine der schwierigsten Herausforderungen, der ich und auch meine Kollegen im PR-Team tagtäglich gegenüberstehen.

Diese Art von Menschenkenntnis und auch Einfühlungsvermögen ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Dadurch, dass wir ein globales Unternehmen sind, sind die unterschiedlichen Zeitzonen eine ganz andere Art von Herausforderung. Wir haben ja Events auf der ganzen Welt und da wir hier natürlich in Köln im Hauptquartier sitzen, haben wir auch viel mit Events in Sydney oder an der East- und Westcoast zu tun. Dort mit den lokalen Offices zusammenzuarbeiten ist natürlich rein logistisch eine Meisterleistung.

Meine Kollegin in L.A., mit der ich aktuell zusammenarbeite, die steht auf wenn ich von Arbeit nach Hause gehe. Da hat man natürlich immer sehr wenig Zeit, in der man gemeinsam an Projekten arbeiten kann. Wenn ich zum Beispiel mal früher von der Arbeit nach Hause muss oder sie erst später ins Büro kommt, dann geht uns quasi ein ganzer Tag an Arbeitszeit verloren. Das entsprechend zu kompensieren und dann auch global umzusetzen, das ist etwas, was viele überhaupt nicht mitbekommen, weil es eben im Hintergrund stattfindet.


Es ist absolut kein Problem für einen traditionellen Sportverein, sich dem Esport gegenüber zu öffnen…



Wie siehst du die Entwicklung des Esport? Welche Hoffnungen hast du und welche Änderungswünsche würdest du gerne umgesetzt sehen?


Ich denke mal die Esport-Entwicklung im Generellen geht auf jeden Fall weiterhin rasant nach vorne. Das bemerken wir ja an den Zahlen und an der Begeisterung in den vergangenen zwei, drei Jahren. Ich denke, es wird sich weiter etablieren, global als auch natürlich regional. Gerade hier in Deutschland sehe ich mit der ESL Meisterschaft und der 99Damage Liga mitunter eine recht gesunde Nachwuchsszene.

Allerdings würde ich mir auch wünschen, dass es gerade in diesem Nachwuchspool oder auch in dieser Amateurszene noch mehr Aktivierung gibt. Da sehe ich nicht nur uns, sondern natürlich auch viele Vereine und auch Sportvereine im Zugzwang. Schalke und Wolfsburg haben es schon vorgemacht, es ist absolut kein Problem für einen traditionellen Sportverein, sich dem Esport gegenüber zu öffnen.

Egal ob man jetzt ein Bundesligaverein ist oder nur ein regionaler Verein. Es gibt viele Beispiele, gerade auch in der deutschen Meisterschaft, dass die Teilnehmer aktuell auch von eingetragenen Vereinen kommen. Das gab es vor einigen Jahren noch nicht. Das Internet ermöglicht entweder Hybridvereine oder ausschließlich Sportvereine zu etablieren, die gemeinnützig eingetragen sind und auch wirklich regional die Nachwuchsförderung etablieren. Sie geben jungen Leuten die Möglichkeit, sich Face-to-Face mit ihren Freunden und Teamkameraden zu interagieren und stellen Trainingshäuser zur Verfügung.

Ich denke da gibt es noch viel Potenzial, welches man tatsächlich hierzulande und auch global weiterhin umsetzen kann. Das würde ich mir auch wünschen, dass das mehr Einzug in diese Branche findet und dass dann mehr auch von der virtuellen Welt in die reale Welt transportiert wird.


Welche Tipps kannst du Fans geben, die gerne eine Karriere in deinem Arbeitsfeld verfolgen möchten?


Im Esport-Umfeld direkt ist es natürlich erstmal immer schwierig Fuß zu fassen, wenn man komplett neu ist. Ich denke, man muss eine entsprechende Passion und Leidenschaft mitbringen, damit man sich auch für diese Branche begeistern kann.

Was natürlich immer hilft, gerade wenn man jetzt in Richtung PR oder auch digitale Medien gehen möchte, ist, sich bei entsprechenden Seiten auch gemeinnützig zu engagieren - ob jetzt als Coder oder als Journalist. Es gibt viele Seiten, eben auch 99Damage, die Mitglieder aufnehmen und betreuen und sie dann auch in gewisser Weise persönlich weiterentwickeln können.

Irgendwann können solche Projekte dann auch eine Jobaussicht ermöglichen. Über einen solchen Weg in den Esport zu gelangen, ist denke ich mal mit der sinnvollste. Erst mal wirklich Erfahrung sammeln, zu schauen, ist das überhaupt was für mich, komme ich mit dieser Art von Leuten klar und dann kann man sich irgendwann auf einen entsprechenden Posten bewerben.

Egal ob es jetzt bei dieser Firma ist oder auch bei anderen Firmen. Bei mir war es tatsächlich ein großes Plus, dass ich bereits Erfahrung in der Szene hatte und entsprechend auch Wissen mitbringen konnte. Natürlich ist es nie verkehrt, bereits Praktika oder Arbeitserfahrung im gewünschten Bereich gesammelt zu haben, damit man weiß wovon man spricht, aber was im Esport eben doch noch am meisten zählt, ist Leidenschaft. Im Endeffekt funktionieren alle Branchen ähnlich: das Handwerk ist das gleiche, nur die Materialien sind unterschiedlich.






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