Geposted von MooZE,
Das vergangene Wochenende möchten die deutschen Spieler sowie Zuschauer am liebsten direkt vergessen. Drei Teams waren im Rennen um die Plätze auf der ESL One Cologne Championship im August, jedoch konnte sich keines davon qualifizieren. Viel schlimmer noch war die Art und Weise, wie sich die Deutschen aus dem Turnier verabschiedet haben. Aus diesem Grund möchte ich fünf Dinge etwas genauer erläutern, die CS-Deutschland am Wochenende gelernt haben sollte. 1. MTW ist leider nicht mehr als Sympathieträger

Die deutschen Meister von MTW hatten am Wochenende wohl das schwerste Los von allen deutschen Vertretern gezogen. Im ersten Spiel musste man direkt gegen Epsilon eSports antreten, welche in den letzten Wochen starke Leistungen abrufen konnten und als Mitfavorit in den Qualifier gingen. Dementsprechend war die Niederlage auch nicht verwunderlich, jedoch hätte man im zweiten Spiel gegen das neuformierte Team von Awesome is Nothing mehr erwartet. Keiner der Spieler von MTW kam über die magische Grenze von 1.00 in Sachen Kill per Death hinaus und mit Pascal 'nky' Maass hatte man am Samstag leider einen Spieler in den eigenen Reihen, der in zwei Best-of-Threes weniger Kills gemacht hat als Ladislav 'GuardiaN' Kovács oder Dimitrios 'stavros' Smoilis auf einer Map.

Viele kleine Fehler waren es schlussendlich, welche die beiden Niederlagen besiegelten. Leider hat man nach den Copenhagen Games 2014 erneut gesehen, dass die Jungs rund um Publikumsliebling Patrick 'KRAEUTERHUMPEN' Jakobi im internationalen Vergleich nicht mehr als Mittelmaß sind und sie aus diesem Grund leider nicht über die Rolle als Sympathieträger in der CS:GO-Szene hinauskommen.
MTW
de Niclas 'enkay J' Krumhorn
de Manuel 'mnL' Oberlein
de Benjamin 'qk-Mantis' O.
de Pascal 'nky' Maass
de Patrick 'HUMPEN' Jakobi
Kills/Death/KD
70/73/0.96
58/74/0.78
57/80/0.71
44/82/0.54
69/73/0.95

HS Rate %
44.29%
31.03%
29.82%
45.45%
20.29%
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2. mousesports mit zu viel Respekt im internationalen Vergleich

Fünf gewonnene EPS-Cups und reihenweise Siege mit einstelligen Ergebnissen auf Seiten der Gegner. Hört sich innerhalb Deutschlands ja schon einmal ziemlich gut an, doch leider hatten diese Leistungen rein gar nichts mit der gezeigten Performance vom Wochenende zu tun. Ängstliche Spieler, die so gut wie jedes Aimduell verloren haben, das trifft es meiner Meinung nach ziemlich gut. Der aggressive Spielstil aus der EPS, in der man offensive Moves spielt und damit die Gegner regelrecht über den Haufen schießt, wurde komplett vermisst.

Angesichts der Gfinity-LAN, welche schon am nächsten Wochenende in London stattfinden wird, hätte man vor allem aimtechnisch mehr Gegenwehr erhofft. Dass die eine oder andere Taktik noch nicht zu 100% sitzt, nachdem man noch nicht allzu lange mit dem Finnen Aleksi 'allu' Jalli zusammenspielt, ist keine Frage, aber am Samstag hat einfach gar nichts bei mousesports geklappt. Der finnische Neuzugang war neben Chris 'chrisJ' De Jong übrigens auch der einzige Lichtblick im Lineup der Deutschen. Rechnet man die Statistiken von Nikola 'LEGIJA' Ninic, Johannes 'tabseN' Wodarz und André 'nooky' Utesch zusammen, kommt man nach sieben gespielten Maps auf 104 weniger Kills als Deaths - eine ernüchternde Zahl.

Es scheint so, dass es in wichtigen Qualifikationen beziehungsweise Spielen zu einer Art Blockade bei den Jungs von mousesports kommt, wodurch die Leistung im Gegensatz zu den Vorwochen rapide sinkt und Spiele von enormer Wichtigkeit verloren werden.
mousesports
de André 'nooky' Utesch
rs Nikola 'LEGIJA' Ninic
nl Chris 'chrisJ' De Jong
pl Johannes 'tabseN' W.
fi Aleksi 'allu' Jalli
Kills/Death/KD
87/132/0.66
99/131/0.76
122/119/1.03
93/130/0.72
154/118/1.31

HS Rate %
42.53%
40.40%
35.25%
53.76%
27.92%
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3. Planetkey Dynamics könnte mit syrsoN gut funktionieren

Ein schwacher Auftakt am Samstag gegen die Finnen von ENCORE katapultierte die Jungs von Planetkey Dynamics, wie auch die anderen Deutschen, direkt in das Lower-Bracket. Dort überzeugte man gegen überforderte Schweden, sodass es am Sonntag zum Aufeinandertreffen mit Na'Vi kommen sollte. Nach einem 10:16 auf de_inferno, was der Mappick von Planetkey war, schien das Spiel schon vorzeitig verloren. Jedoch boten die Deutschen auf de_mirage einen erbitterten Kampf und lagen zwischenzeitlich mit 10:05 zur Halbzeit und dann auch 15:14 vorne, bevor man allerdings die letzte Runde abgeben musste und in die Overtime ging. Dort machte man einen 01:04 Rückstand noch einmal wett, hatte allerdings in der zweiten Overtime das Nachsehen. Vor allem stavros überzeugte mit 50 Kills und unterstrich seinen Status, einer der besten deutschen Spieler zu sein.

Unter dem Gesichtspunkt, dass man die komplette Qualifikation mit Florian 'syrsoN' Rische als Stand-In spielte, der bis auf das letzte Match eine mehr als akzeptable Leistung abgeliefert hat, kann man auf Seiten Planetkeys durchaus zufrieden auf das Match gegen Na'Vi zurückblicken. Sollte man weiterhin auf syrsoN, der auch schon dem ESL-Account des Teams beigetreten ist, setzen, so kann mit ein wenig Zeit ein deutsches Team entstehen, was durchaus die Chancen hat, sich auf Großevents zu spielen. Da Anil 'cLy' Gülec wohl nicht mehr an Events der ESL teilnehmen darf, in denen das Preisgeld unter anderem von VALVE kommt, wäre syrsoN nicht nur eine Alternative, sondern ein interessanter und junger Nachfolger, der in die Fußstapfen von cLy treten könnte.
Planetkey Dynamics
de Tobias 'Troubley' Tabbert
gr Dimitrios 'stavros' Smoilis
de Hendrik 'strux1' G.
de Johannes 'nex' Maget
de Florian 'syrsoN' Rische
Kills/Death/KD
129/127/1.02
130/120/1.08
116/107/1.08
122/108/1.13
99/114/0.87

HS Rate %
44.19%
50.00%
30.17%
53.28%
49.49%
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4. Deutschland braucht immernoch junge und hungrige Talente

Schon so oft durchgekaut, jedoch immernoch aktuell. Vergleicht man den Altersdurchschnitt von Deutschland mit den anderen CS-Ländern, ist man immerhin in dieser Sicht weit vorne. Als Beispiel habe ich unten vier Länder aufgelistet, die mit mindestens zwei Teams an den ESL One Cologne 2014 European Finals teilgenommen haben. Schaut man sich die anderen unten aufgelisteten Nationen an, war Edouard 'SmithZz' Dubourdeaux von Titan eSports der einzige Spieler, der 25 Jahre oder älter ist - aus Deutschland alleine waren es schon drei Akteure, die diese Altersgrenze überschritten haben. Daraus resultiert auch folgender Altersdurchschnitt:

de Deutschland - 22,5 Jahre
dk Dänemark - 21,0 Jahre
fr Frankreich - 21,5 Jahre
se Schweden - 20,8 Jahre

Vor allem die Dänen und Schweden besitzen allerhand Talente in ihren Reihen, welche jünger als 21 Jahre sind. In Deutschland hingegen gibt es nur ein paar Beispiele, was einem zu dem alten und eher lästigen Thema zurückführt, warum Deutschland im Gegensatz zu anderen CS-Nationen so wenig gute Nachwuchsspieler besitzt. Am Wochenende waren mit nky, tabseN und syrsoN drei Spieler im Einsatz, die jünger als 20 Jahre alt sind. Keiner von ihnen konnte großartig überzeugen, im Gegenteil, nky und tabseN spielten weit unter ihren Möglichkeiten. Da man jedoch nicht die große Breite an Nachwuchstalenten zur Verfügung hat, muss man eben auf diese Spieler zurückgreifen.


5. Deutschland braucht Vorbilder und nicht nur Spieler

Fatih 'gob b' Dayik, Navid 'Kapio' Javadi, Roman 'Roman R.' Reinhard oder David 'CHEF-KOCH' Nagel - dies sind nur einige Vorbilder, welche die deutsche Counter-Strike 1.6-Szene zu damaligen Zeiten geprägt hatten. Durch ihr Auftreten und ihre Arbeit ernteten diese Persönlichkeiten sich den Respekt, den es gebraucht hat, um deutsche Spieler zusammenzuhalten und Top-Teams zu bilden. Doch leider gibt es heutzutage fast niemanden mehr, der solch eine Rolle inne hat.

Man weint ihm immernoch nach
Nach einem ausführlichen Gespräch mit Finn 'Karrigan' Andersen bestätigte dieser, dass es solche Persönlichkeiten zumindest in Dänemark noch gibt. Mit Henrik 'FeTiSh' Christensen und Lukas 'gla1ve' Rossander habe man zwei Ansager, die Leute auf ihre Seite ziehen können und auch Streitigkeiten beseitigen, sodass Top-Teams aus Konstellationen entstehen, die zuvor aufgrund von persönlichen Differenzen nicht denkbar gewesen wären. Laut Karrigan war gla1ve auch der Hauptgrund, wieso das heutige Team der Copenhagen Wolves, das sich am Wochenende gegen mousesports durchsetzen konnte, erst entstanden ist.

Schaut man sich die derzeitige deutsche Szene an, sucht man vergeblich nach solchen Individuen, die genau diese Eigenschaften mitbringen. Natürlich ist ein nooky durch seine Erfahrung ein Kandidat, jedoch erhält dieser aus verschiedenen Gründen nicht den Respekt der anderen deutschen Spieler. Vielleicht ändert sich dies nun mit seiner Position als Team-Captain vom deutschen Lineup beim ESEC 2014, allerdings wird das erst in den nächsten Wochen nachzuvollziehen sein.

Andere machen es sich aufgrund von unprofessionellen Livestreams, unüberlegten Kommentaren, schlechtem Auftreten auf Facebook oder einfach durch ihren Charakter selber schwer, in solch eine Position zu schlüpfen. Doch auch von der Community muss der nötige Respekt kommen, ansonsten wird kein Spieler das Verlangen danach haben, diese Rolle zu übernehmen.

CS-Deutschland braucht Persönlichkeiten, die nicht nur auf dem Server, sondern auch abseits des Servers wissen, wie man sich zu verhalten hat, um den Respekt anderer zu genießen. Erst dann kann in Deutschland wieder ein Team zusammengestellt werden, das von einem richtigen Leader geführt wird und nicht nur von einem der vielen Spieler.

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