Geposted von spawnYzn,
Dem aufmerksamen eSport-Fan, insbesondere im Hinblick auf Team SoloMid, dürften wahrscheinlich kaum die Gerüchte der letzten Wochen entgangen sein. Gerade erst am vergangenen Samstag bestätigten sich diese: Finn 'karrigan' Andersen und Co. könnten sich schon bald von TSM verabschieden. Für das wohl bestbezahlteste Team in CS:GO ein Riesenschritt, der durch scheinbare Differenzen zwischen der Leitung der Organisation und dem Manager des Teams befeuert wird.
Anfang des Jahres machte Team SoloMid Schlagzeilen. Laut einer Quelle, die dem Team nahesteht, habe TSM das damalige Dignitas-Line-up mit einem Angebot gelockt, das es nicht ausschlagen konnte. Offiziell wurden nie Zahlen genannt, geschweige denn andere Rahmenbedingungen, doch Richard Lewis Informationsquelle gab Folgendes zu Protokoll: 3.000 Euro Gehalt pro Spieler, alle Einnahmen aus den Stickerverkäufen gehen direkt an das Team, ebenso wie das gewonnene Preisgeld. Im Vergleich mit anderen Profiteams der bis dato beste Deal, den ein Team in der CS:GO-Szene bisher vorgeschlagen wurde.

Diese bisher unbestätigten Aussagen verlieh TSM-Gründer Andy 'Reginald' Dinh kürzlich etwas mehr Gewicht, nachdem er sich auf Reddit zu den Wechselgerüchten äußerte. Darin behauptet er, dass "TSM seit Aufnahme des CS:GO-Teams mehr als das doppelte beziehungsweise dreifache des vorherigen Gehalts zahle, inklusive Reisekosten und einem Hotelupgrade, um möglichst kurze Wege zu den Turnierorten zu gewährleisten". Darüber hinaus wurde dem CS:GO-Team ein Budget bereitgestellt, mit dem sie sich einen Manager aussuchen konnten, der alle Termine planen und die Social Media-Kanäle verwalten sollte.

War anfangs noch ein Mitarbeiter mit dem Nickname Munkefar für den Terminplan und Facebook sowie Twitter zuständig, äußerte das Team im Mai den Wunsch nach einem anderen Manager, den sie selbst ausgesucht haben. Die Wahl fiel auf Frederik Byskov. Dieser kümmerte sich um die Belange des Teams und stand offiziell im Dienste von TSM, zumindest bis zu seinem vorläufigen Vertragsende im August. Ab hier wird es kompliziert, da es zwei Seiten der Geschichte gibt.

Die Version von Richard Lewis, Journalist bei Breitbart:

Vor einigen Wochen erschien bei Breitbart zum wiederholten Male ein Artikel von Richard Lewis, welcher sich mit dem Vorgehen hinter den Kulissen der großen Organisationen im eSport auseinandersetzt. Wie bisher auch stützen sich die Aussagen auf mindestens eine Quelle, die im Umfeld des Teams zu verorten ist, logischerweise aber anonym bleiben möchte.

In dem Artikel geht es um den Abgang Byskovs nach dem Viertelfinal Aus auf der DreamHack Cluj-Napoca 2015. Überraschend gab der Manager des Teams bekannt nicht mehr länger für TSM zu arbeiten, sondern lediglich als Agent für das Team fungiere.


Vorausgegangen war scheinbar eine interne Auseinandersetzung mit dem TSM-Gründer Reginald, welcher Byskov als überflüssig ansah und ihn nicht länger im Dienste der Organisation haben möge. Dies sei erst zur Sprache gekommen, als Byskov sich nach zwei Monaten nach einem neuen Vertrag erkundigte, da sein alter bereits im August ausgelaufen sei. Die Zahlungen seitens der Organisation wurden weiterhin anstandslos getätigt, doch es kam nie zu Vertragsverhandlungen. Erst auf Nachfrage wurde ihm mitgeteilt, dass man nicht länger mit ihm plane und die Zusammenarbeit nach der DreamHack endet.

Die Spieler seien geschockt gewesen, halten sie doch große Stücke auf ihren Manager und verdanken ihm zum Teil den Erfolg, gewährleiste er doch einen reibungslosen Ablauf. Weil sie ihren Manager nicht verlieren wollten, entschied sich das Line-up dazu Byskov in Zukunft aus eigener Tasche zu bezahlen und als Agenten - ganz nach dem Vorbild anderer Sportarten - in ihren Reihen zu behalten.

Einer der möglichen Gründe für den unfeinen Abgang von Frederik Byskovs könnte die Perspektive sein, dass die Clanleitung sich bessere Chancen bei neuen Vertragsverhandlungen ausmalt, sollte er aus dem Weg sein. Denn laut der Quelle habe sich der Manager bereits frühzeitig und scheinbar hartnäckig mit den neuen Vertragsverhandlungen für das Line-up auseinandergesetzt und dabei keine Freunde gemacht.

Die Version von Andy 'Reginald' Dinh, Gründer von Team SoloMid:

Während Frederik Byskov nie offiziell zu all den geäußerten Spekulationen Stellung bezog, ging Reginald vor wenigen Tagen mit einem Reddit-Post in die Offensive. Gerade jetzt, da in den letzten Tagen vermehrt Gerüchten bezüglich des Abgangs des CS:GO-Teams aufkamen, die von Byskov auf Twitter angeheizt wurden, sah er sich zu einigen klärenden Worten gezwungen.


Zuallererst möchte er richtigstellen: Er habe Frederik nicht gefeuert. Das CS:GO-Team habe völlig legitim den Wunsch nach den besten Möglichkeiten auf dem Markt Ausschau zu halten, dazu zählt auch neue Vertragsverhandlungen mit TSM selbst. Reginald sah es als unethisch an, wenn der eigene Manager des Teams offiziell bei Team SoloMid angestellt ist und somit als Angestellter der Organisation Verhandlungen führen müsste - ein Gewissenskonflikt.

Als Reginald erfahren habe, das Byskov auch mit anderen Organisationen Verhandlungen führt, habe er das Gespräch gesucht und ihm dabei zwei Optionen eröffnet: Entweder man übernehme Byskov in eine Teilzeitbeschäftigung als Manager, welche 2016 zu einer Vollzeitstelle umgewandelt werden solle, oder aber man trenne sich und er agiere als Agent für die Spieler. Der Ausgang der Situation ist bekannt.

The CS:GO team wanted to go into an open market in order to get the best offers so we could match it. (As of right now, Most top CS:GO players/teams are also shopping around for the best offers they can receive as well) I thought it would be unethical for Frederik to shop our existing team around while being employed by me because we’re the ones paying him. At the start of our partnership, I gave the players a budget to hire any manager of their choosing to make their lives easier. Since they choose to bring on Frederik, Frederik’s loyalties remain with the players even though I was the one paying him.

When I found out he was planning on looking for other offers from other orgs, I sat him down to discuss the situation. I gave him the choice to either be our CS:GO manager part-time which will lead to a full time position next year or to leave and become a player agent.

Zwischen den Zeilen kann man auch die Zufriedenheit mit dem Abgang herauslesen. So führt Reginald weiter aus, dass sich Byskov trotz mehrfacher Hinweise kaum um die Social Media-Kanäle kümmerte, was der vorherige Manager anstandslos und mit vollem Elan tat. Die Organisation war keinesfalls zufrieden mit der Arbeit im Bereich der sozialen Medien, doch da sich die Spieler selbst nie beklagten und sonst sehr zufrieden mit Frederik waren, wollte TSM unnötige Differenzen vermeiden.

Interessanter Fakt ist ebenfalls, das Team SoloMid dem Team ein eigenes Gaming-Haus anbot. Neben der möglichen Verbesserung bei Trainingseinheiten und offiziellen Matches hatte die Organisation auch eine eigene Webserie rund um die Spieler und ihren Tagesablauf, Erlebnisse und Turniere geplant. Dies hätte sich aber lediglich mit einem Gaming-Haus realisieren lassen, da man so alle Spieler gemeinsam an einem Ort hätte. Leider scheiterte dies daran, dass die Spieler den Umzug in das Gaming-Haus als zu große Belastung für ihre Beziehungen gesehen haben.

Die Version von Frederik Byskov, Agent des Team SoloMid CS:GO-Teams:

Kurz nach Reginalds Kommentar auf Reddit äußerte sich Byskov das erste mal ausführlich zu den Aussagen seines ehemaligen Chefs. In einem Statement weist er die Anschuldigungen, er hätte sich nicht genug um die ihm zugeteilten Aufgaben im Bereich der sozialen Medien gekümmert, weit von sich. Dies sei nie explizit Teil seines Vertrages gewesen und außerdem sei er mit den folgenden Aufgaben mehr als ausgelastet: alle Sponsoraktivitäten, Eventplanung, Buchung der Reisen inkl. Flüge und Hotels, mit anderen Managern kommunizieren und das planen von Trainingseinheiten und offiziellen Matches in diversen Online Ligen.

Doch gerade zum Punkt Social Media widerspricht sich Byskov später als er einen Teil seines Vertrages offenlegt. Eigentlich sollte dieser seiner Behauptung glauben schenken, doch unter Punkt 1.7 findet man eine Regelung die ihn tatsächlich zur Mitarbeit bei Facebook und Twitter verpflichtet:

AGREEMENT
1. Engagement of Services. Consultant agrees to perform services for Company pursuant to this Section 1 (the “Services”). Contractor will determine the method, details, and means of performing the Services consistent with this Agreement.

The Services include:

(...)

1.7 Supporting certain other Player or Team activities at the request of the Team or Company
- Frederik Byskovs Vertrag mit Team SoloMid

Da er laut TSM mehrmals auf das ungenügende Engagement auf Social Media-Kanälen hingewiesen wurde und dies eindeutig eine Aktivität ist, welche das Team unterstützt, wäre er hierzu verpflichtet gewesen. Da hilft auch nicht der Ärger über das geringe Gehalt, das man ihm bezahlt habe. So habe er 1.900 USD im Monat verdient, was nach Abzug aller Steuern unter dem dänischen Mindestlohn liegt. Seit seinem Ausstieg bei TSM würde er jedoch von den Spielern wesentlich angemessener bezahlt, was in seinen Augen den Wert unterstreiche, den er in den Augen der Spieler hat.

Auf deren Bezahlung geht er ebenfalls ein. So sei das Gehalt der Spieler gegenüber den Zeiten von Dignitas zwar verdoppelt bis verdreifacht worden, trotzdem zählen sie nicht zu den Topverdienern in der Branche. Da es ihm vertraglich untersagt ist Details offenzulegen, kann er sich nicht näher dazu äußern. Zuletzt spricht er noch das Gaming Haus an, welches leider nicht realisiert werden konnte. Ein Standort war bereits gefunden, unter anderem mit seiner Hilfe, doch die vielen Reisen hätten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Alternativ habe man vorgeschlagen diverse Moviemaker bezüglich Fragmovies zu beauftragen, was seitens TSM aber ins Leere lief.

Was ist also der Status Quo?

Was der ehemalige Manager und jetzige Agent des Team SoloMid CS:GO-Teams bereits auf Twitter bestätigte, wurde nun ebenfalls vom Gründer der Organisation offiziell untermauert: Das Team befindet sich in Vertragsverhandlungen mit TSM. Darüber hinaus sieht sich das Team, beziehungsweise deren Agent in Stellvertretung für Karrigan und Co., auf dem Markt nach anderen Angeboten um. Dies muss nicht zwangsläufig eine Trennung von TSM bedeuten, je nachdem welcher Version man mehr Glauben schenken will.

Trotzdem könnte der Vertrauensbonus, welchen Frederik Byskov bei den Spielern genießt, ausschlaggebend für die weiteren Pläne des Teams sein. Unabhängig von seinen möglichen Verfehlungen bezüglich der Aktivität auf Twitter und Facebook, etwas das dem Team wohl mehr oder weniger egal sein kann, scheint er einen guten Job zu machen und könnte dementsprechend das Zünglein an der Waage bei der Entscheidung für die neue Heimat sein. Fakt ist jedoch, dass es scheinbar ganz offen Spannungen zwischen der Führungsebene und dem Team, respektive dem Agent, gibt.



tl;dr: Ehemaliger Manager seit einigen Wochen nicht mehr offiziell bei TSM angestellt, möglicherweise Konsequenz von Differenzen hinter den Kulissen. Verträge des Teams laufen zum Jahresende aus, deswegen wird aktiv nach einem möglichen neuen Zuhause gesucht. Eine Verlängerung bei TSM ist trotzdem möglich, abhängig von den Umständen und welcher Version zu den Abläufen innerhalb der Organisation man Glauben schenken mag.

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