Geposted von spawnYzn,
In den mehr als 15 Jahren, in denen Counter-Strike als einer der ältesten eSport-Titel immer noch eine immens wichtige Rolle spielt, hat sich so einiges verändert. Die Szene, und alle sie umgebenden Faktoren für den Erfolg einer so jungen Sportart, professionalisiert sich zunehmend. Während es im ersten Teil um die Medien und im zweiten Teil um die Veranstalter ging, werfen wir am Ende einen Blick auf die großen Teams der Counter-Strike Historie. Die ersten beiden Artikel der dreiteiligen Serie findet ihr hier:
- eSport im Wandel der Zeit - Teil 1 (Medien)
- eSport im Wandel der Zeit - Teil 2 (Veranstalter)


Wer die ersten beiden Artikel gelesen hat, wird wissen, was jetzt kommt. Auch dieses Mal hat der Artikel keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt eine Menge Erinnerungen und Sympathien für die verschiedensten Teams, jeder hat eine eigene Vorstellung davon, wer hier genannt werden sollte. Wenn ihr also etwas hinzufügen möchtet, dass im Artikel nicht angesprochen wurde oder einfach nur eure Erinnerungen teilen wollt - ab in die Kommentare!

Fossilienfunde Weltweit

Im Gegensatz zu den Veranstaltern verhält es sich bei den Teams und Organisationen, wie bei den Medien. Jeder kann ohne großen Aufwand ein Team von fünf Mann gründen und sich einen schicken Namen geben. Bei den Medien ist es schon einfacher, denn eine Homepage aus dem Baukasten, oder heutzutage ein Blog aus einer Vorlage, ist in wenigen Minuten zusammen geklickt. Bei den Veranstaltern steckt da schon mehr Arbeit dahinter. Deshalb ist die Liste der ehemaligen Teams recht lange, da früher oder später selbst die größten Namen von der Bildfläche verschwinden. In Counter-Strike: Global Offensive haben zum Beispiel bereits 3DMAX und Acer ihre Pforten geschlossen und sich vom eSport verabschiedet.

Deshalb werde ich mich auch diesmal ein wenig auf ein paar der wichtigsten Akteure im eSport Teamgeschehen beschränken. Doch bevor ich dazu komme, werfe ich noch mal ein paar Namen in den Raum und lasse mich von der Nostalgie für die alte Zeit leiten. Dabei beschränke ich mich aber trotzdem nur auf ein paar der einflussreichsten Teams, die entweder Steigbügel oder Reiter waren. Was ich damit sagen will? Manche Teams brachten einige der größten Namen hervor, die aber erst im Nachhinein, als sie unter neuer Flagge und eventuell mit einem frischen Lineup spielten, so richtig durchstarteten. Oder Teams, die wie aus dem nichts entstanden und die Szene aufmischten und nachhaltig beeinflussten.

Eines dieser Teams, die wie aus dem Nichts auftauchten, war NoA. Bestehend aus einer Mischung von Norwegern und Amerikanern, kann man das Lineup als Blaupause für alle professionellen Teams mit gemischten Nationalitäten sehen. Aktuelles Beispiel: FaZe Clan. Mit Spielern wie XeqtR, elemeNt, shaGuar und method (jeweils 2 Norweger und 2 Amerikaner) sorgte das Team weltweit für Aufsehen und einige Achtungserfolge. Außerdem wird der Transfer von Ola 'elemeNt' Moum, von SK Gaming zu NoA, als erster Wechsel mit einer Ablösezahlung beschrieben.

Schon seit Ewigkeiten gilt die skandinavische Szene als die dominierendste und fortschrittlichste überhaupt. Eine Menge Talente und weltklasse Teams kamen und kommen heute noch aus Schweden und Umgebung. Und auch die Abläufe gleichen sich heute wie damals. Als 2easy aus Schweden für Wirbel in Counter-Strike sorgte, und damit einiges an Beachtung auf sich zog, wurden größere Teams aufmerksam und sorgten - manchmal über Umwege - dass die besten Spieler ihr angestammtes Lineup hinter sich ließen, um bei ihnen anzuheuern. So spielten mit SpawN, ahl und fisker, gleich drei Leute für 2easy, die später ihren Weg zu SK Gaming und danach zu Ninjas in Pyjamas fanden. Ähnlich machte es fnatic in CS:GO, indem man auf die Talente von LGB eSports aufmerksam wurde und später - als das Lineup zwischenzeitlich die Heimat LGB verließ und unter TEAMGLOBAL auflief - zwei der aktuellen Legenden verpflichtete. olofmeister und KRiMZ wechselten kurzerhand zu fnatic.

In Nordamerika gab es über die Zeit verschiedene, legendäre Teams. Zwei sind dabei besonders hervorzuheben. Eines, weil es heute versucht, wieder anzugreifen und an alten Ruhm anzuknüpfen - Complexity Gaming. Das andere, weil es wie kein anderes DAS Aushängeschild für amerikanischen Counter-Strike und spannende Matches auf den CPL Events stand - Team 3D (Der Link führt zu einem Artikel von Duncan 'Thorin' Shields). compLexity machte dort weiter, wo Team 3D aufhörte, und führte den amerikanischen eSport an. Mit Jason '1' Lake hatte die Organisation außerdem einen Eigentümer und Manager, der damals seinesgleichen suchte. Lake stand hinter dem Team und kümmerte sich um alles, er war einer der Gründe, warum die Organisation es überhaupt so weit schaffte. Während die Spieler auf dem Server die Ergebnisse einfuhren, war er mit solch einem Elan, Professionalität und Ernsthaftigkeit hinter den Kulissen am Werkeln, wie kaum ein anderer zu der Zeit. Heute sind Manager ein allgegenwärtiges Bild in der Szene, doch damals waren sie noch die Ausnahme.

Weitere nennenswerte Namen sind Made in Brazil (mibr) und die 4Kings. Während es sich bei mibr - wie der Name verrät - um ein Team aus Brasilien handelt, sind die 4Kings in England beheimatet. Beide Teams konnten sich über eine sehr lange Zeit halten und gehörten in ihren Ländern zu den Vorreitern und Vorbildern, wenn es um Counter-Strike ging. Doch beide mussten ebenso mit einigen Rückschlägen kämpfen, nachdem man langfristig gesehen nur sehr wenige, nachhaltige Talente akquirieren konnte.

Das gleiche Schicksal ereilte auch einige andere namhafte Teams aus anderen Counter-Strike Nationen: Sei es Against All Authority (aAa) aus Frankreich, eoLithic (eoL) aus Norwegen, The Elder Gods (TEG) aus Rumänien, eSports United (eSu) aus Schweden oder Ocrana (ocr) und mTw aus Deutschland. Alle waren an bestimmten Stellen in der Vergangenheit große Namen, die jeder kannte. Doch inzwischen verblassen diese Erinnerungen immer mehr.

Die Counter-Strike'schen Adelshäuser

Kommen wir also nun zu dem Teil, in dem einige der wichtigsten Teams besprochen werden. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um die stärksten Teams in der internationalen oder selbst nationalen Szene handeln, sondern vielmehr um Vorbilder und Wegbereiter in professioneller Hinsicht.

  • n!faculty
    Faculty ist einer der ältesten Vereine im eSport, bei dem der Name "Verein" nicht eine reine Beschreibung, sondern wortwörtlich zu verstehen ist. Im Jahr 1999 als Clan gegründet, ist n!faculty seit 2003 ein eingetragener Verein und damit einer der wenigen in Deutschland, gerade in der Profiszene. In über 17 Jahren schaffte Faculty es immer wieder, ganz oben mitzuspielen. Zu den Lineups zählen dabei nicht nur deutsche Vertreter, wie etwa Benjamin 'qk-Mantis' Oberlein und Azmican 'asmo' Berberoglu, die in der deutschen Pro Series konstant an der Spitze spielten. Auch Lineups aus Dänemark und Schweden zählten zum Portfolio des Kölner Vereins, darunter illustre Namen wie: Markus 'pronax' Wallsten, Finn 'karrigan' Andersen und Jacob 'Pimp' Winneche. Doch auch ein chrisJ oder LEGIJA verdienten ihre Sporen bei Faculty. Darüber hinaus war der n! mit seinem Vereinsheim ein Anlaufpunkt für junge Spieler und ältere Interessierte. Ihr Engagement sollte sich auszahlen, denn mit der Stadt Köln hat man einen starken Partner, der das Thema eSport ernst nimmt und im Austausch mit dem Verein steht.

  • ALTERNATE aTTaX
    Mit aTTaX gründete der Elektronikversandhändler Alternate im Jahr 2003 eines der ersten Werksteams weltweit. Diese Premiere in der Zusammenarbeit zwischen einem Unternehmen und einem Counter-Strike Team sollte nicht nur den Grundstein für eine langjährige und wunderbare Zusammenarbeit legen, sondern auch ein Zeichen für die restliche Szene sein. Eine derart große Firma als Sponsor im eSport ist die eine Sache, die Verpflichtung eines Werksteams eine andere, denn bis dato engagierten sich Sponsoren lediglich, indem sie finanziell oder hardwartechnisch aushalfen. Hier handelte es sich jedoch um eine enge Kooperation, die mit einer weiteren Handlung ihre Verpflichtung unterstrich: ein eigenes LAN-Haus für das Team. Das war lange bevor Ninjas in Pyjamas oder andere ein eigenes Domizil zu Trainingszwecken bezogen. Zwar sind Bootcamps auch heute noch das Maß aller Dinge, wenn es um die Vorbereitung auf ein Event geht, doch nur ganz wenige Teams können tatsächlich auf ein eigenes Gaming Haus zurückgreifen. Über die Jahre hinweg erarbeitete sich ALTERNATE aTTaX den Ruf, mit mousesports das beste Team in Deutschland zu sein.

  • mousesports
    Wer über Counter-Strike in Deutschland spricht, spricht über mousesports. Kein anderes Team - außer vielleicht Alternate - hatte und hat noch immer einen derart starken Einfluss auf die Szene. Gegründet wurde die Organisation im Jahr 2002, als sich das damalige Team mystical Lambda vom Label und Internetcafé eSportCenter löste und auf eigene Faust operieren wollte. Mit Nvidia als Sponsor im Rücken erreichte das damalige Team den dritten Platz der World Cyber Games. Beflügelt von dem Erfolg und dem starken Counter-Strike Team, expandierte der Clan in andere, prestigeträchtige eSport Titel, darunter WarCraft 3, FIFA und StarCraft II. 2006 gehörte Mouz zu den Gründungs- mitgliedern der G7, ein Verbund der größten und einflussreichsten Organisationen im eSport, die das Ziel hatten, den eSport global zu vermarkten und zu fördern. Inzwischen sind die Mäuse weder aus Deutschland, noch aus der internationalen Szene wegzudenken.

  • Ninjas in Pyjamas
    Die Ninjas in Pyjamas sind seit Ewigkeiten immer wieder das Zuhause verschiedener Legenden der schwedischen Szene gewesen. Erstmalig gegründet im Jahr 1999 von Potti und Heaton, führte die Organisation eine On-Off-Beziehung. 2002 löste sich NiP zum ersten Mal auf, viele der Spieler heuerten bei SK Gaming an, bevor 2005 das erste Revival gefeiert wurde. Noch im selben Jahr verließen einige der Spieler wieder NiP, um bei SK Gaming ihr Glück zu versuchen. Im weiteren Verlauf suchte sich NiP zwar ein neues Lineup, löste sich jedoch 2007 auf. 2012 war dann das Jahr, in dem Ninjas in Pyjamas wieder zum Glanz alter Tage zurückfand, indem das Lineup rund um Patrik 'f0rest' Lindberg die Anfangszeit von CS:GO dominierte. Sukzessive wurde die legendäre, schwedische Organisation wieder auf- und ausgebaut, und zählt heute - trotz der schwankenden Ergebnisse der letzten Monate - zu den größten und erfolgreichsten Teams der Szene. Darüber hinaus fungieren sie gerade in ihrer Heimat Schweden, aber auch in der Szene generell, als Sprachrohr und Vorbild. Trotz einiger Höhen und Tiefen ist die Organisation heute ein wichtiger Bestandteil für Fans und die, die es werden wollen.

  • SK Gaming
    Eines der, wenn nicht sogar das älteste Unternehmen der eSport-Geschichte. Gegründet 1997 von den Brüdern Ralf, Tim und Benjamin Reichert und einigen ihrer Freunde und Weggefährten, schwang sich Schroet Kommando - so der eigentliche Name des ehemaligen Quake Clans - zum absoluten Powerhouse in der internationalen Szene auf. Egal welches Spiel, SK Gaming war überall vertreten, und das mit den besten Spielern. Beflügelt vom Erfolg des deutschen und schwedischen Counter-Strike Teams als auch von den FIFA-Twins Daniel und Dennis Schellhase, verkörperte SK Gaming Erfolg und Prestige. Wer sich einmal SK nennen durfte, wusste er hatte es geschafft. Immer wieder ging SK dabei neue Wege und versuchte die Marke, zu der SK Gaming inzwischen geworden war, auszubauen. Ein Beispiel, das viele Fans wie auch Kritiker fand, war SK Insider. Ein Service für Premiumabonnenten, die nicht nur die Chance hatten, mit den großen schwedischen Profispielern eine Runde zu spielen, sondern auch spezielle Artikel und Einblicke in Taktik und Tipps rund um Counter-Strike. Auch in Sachen Sponsoring war SK immer ein Vorreiter und zog die dicken Fische an Land, sei es nun Hardware- oder Sportartikelhersteller. Auch die Streitigkeiten, speziell mit dem großen Konkurrenten fnatic, hatten nicht nur puren Unterhaltungswert, sondern gaben dem eSport auch ein wenig den Flair einer großen Sportart wie Fußball. Trotz einiger Unstimmigkeiten und Kritik in dieser Hinsicht, gehört SK Gaming bis heute zu den ganz Großen im eSport-Business, auch wenn die Ergebnisse im CS:GO-Bereich noch nicht an alte Tage erinnern.

  • fnatic
    Mit seiner Gründung im Jahr 2004 ist fnatic ein relativ junges Unternehmen, im Vergleich mit den anderen hier genannten Organisationen. Trotzdem steht der Name damals wie heute für Erfolg und Qualität. Anfangs noch getragen durch den Erfolg des ehemaligen Quake und Painkiller Spielers Sander 'Vo0' Kaasjager, konzentrierte sich fnatic nach dessen Abgang auf Counter-Strike. Mit einem Lineup, bestehend unter anderem aus Patrik 'f0rest' Lindberg, Christopher 'GeT_RiGhT' Alesund (beide ebenfalls ehemalige SK Gaming Spieler) und Richard 'Xizt' Landström, zeigte man bereits früh ein Händchen für Talente. Auch im späteren Verlauf durchliefen viele Profispieler die Station fnatic, so gehörte auch Finn 'karrigan' Andersen zum Aufgebot der Organisation. Im Laufe der Jahre differenzierte sich auch fnatic, ganz wie der große Rivale SK Gaming, zunehmend. Mit Teams in den verschiedensten Disziplinen wuchs die Organisation von einem kleinen Team mit knapp zwei Dutzend Spielern und Mitarbeitern, auf beeindruckende Größe an. Ähnlich wie SK Gaming wurden dabei die Strukturen hinter den Kulissen zunehmend professioneller, was in den späteren Jahren zwingend erforderlich war, wenn man die Vertragsstreitigkeiten mit SK Gaming betrachtet.


Abschließende Worte

Was all diese Teams verbindet, ist nicht nur ihre lange Geschichte, mit Aufs und Abs, sondern auch ihr Wandel und Einfluss. Während alle Teams mit einigen wenigen Spielern angefangen haben, haben sie sich inzwischen zu einer festen Größe entwickelt und innerhalb der Szene etabliert. Sie sind nicht nur zum Vorzeigeobjekt in Sachen Strukturierung, Vermarktung und Förderung geworden, sondern auch eine Erfolgsstory im Sinne kleiner Start-up-Unternehmen. Während die einen sich um die Nachwuchsförderung und das gesellschaftliche Bild kümmern (Faculty), sind die anderen leuchtende Beispiele für wirtschaftlichen Erfolg und professionelles Auftreten (Ninjas in Pyjamas, fnatic).

Wer hätte gedacht, dass aus ein paar Freunden, die zusammen auf dem Server oder in einer Turnhalle eine Modifikation von Half-Life spielten, irgendwann Geschäftsmänner in Anzügen werden, die ein Millionenpublikum begeistern, Spieler aus Verträgen kaufen und eigene TV Dokumentationen spendiert bekommen? Auf dem kurzen Weg gab es auch immer wieder Stolpersteine, etwa dubiose Verträge, Streitigkeiten um Preisgeld und Gehaltszahlungen, betrachtet man aber in welch kurzer Zeit der eSport von einem Rand- zu einem globalen Phänomen wurde, sind diese Probleme Kleinigkeiten.

Es gab kaum Vorbilder, die mit Know-how und beruflicher Erfahrung das Zepter in die Hand nahmen und dafür sorgten, den eSport auf den richtigen Weg zu führen. Das haben zum Großteil die Spieler und Fans selbst gemacht. Dass dabei - gerade bei dem jungen Alter und der fehlenden Erfahrung vieler Akteure - Fehler passieren, ist normal. Was im Endeffekt in knapp 15 Jahren alles erschaffen wurde, ist eine Leistung, die seines gleichen sucht. Wir dürfen gespannt sein, wo der eSport in den nächsten 15 Jahren steht, und dann auf den heutigen Tag zurückblicken, als wir Zeugen dieser Geschichte waren.

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