Geposted von Olimee,
Das Jahr 2016 geht so langsam zu Ende und nachdem wir uns die meiste Zeit mit den großen Regionen EU und NA beschäftigt haben, widmen wir uns heute mal einer noch recht jungen, und zwar Asien. Dabei bieten wir neben einer Analyse der aktuellen Situation auch einen Ausblick auf 2017. Rückblick 2016 - An TyLoo kommt (noch) keiner vorbei

Die Teams
Auch in diesem Jahr war Counter-Strike nicht aufzuhalten. Die Szene wuchs, auch wenn nicht mehr so schnell wie in den Vorjahren, immer weiter. Diese Entwicklung betraff diesmal jedoch nicht nur noch hauptsächlich die bereits bekannten Regionen, sondern auch die asiatische.

Das lag unter anderem an der positiven Entwicklung vieler asiatischer Teams, welche gerade in der ersten Jahreshälfte durch gute Leistungen auf sich aufmerksam machen konnten. Dabei immer allen voraus: TYLOO. Die Chinesen bewiesen auch in diesem Jahr mal wieder, dass sie die klare Nummer eins in Asien sind. So erreichte man z.B. die Playoffs der DreamHack Masters Malmö 2016, nachdem man den damals frischgebackenen Major-Champion Luminosity (heute SK Gaming) in einem BO3 überraschend mit 2-1 schlagen konnte. Auf asiatischer Ebene konnten die Chinesen quasi alle Turniere, an denen sie teilnahmen auch gewinnen. Weitere internationale Erfolge sind ein dritter Platz bei den iBUYPOWER Masters 2016 plus die damit verbundene Teilnahme an der IEM Oakland 2016 und die Teilnahme am StarLadder i-League Invitational #2. Doch auch wenn TyLoo weiterhin an der Spitze steht gibt es zumindest zwei Teams, welche sich hinter den Chinesen in Stellung bringen.

Als erstes ist da natürlich das Team von VG.CyberZen zu nennen, bei dem es sich um den größten Konkurrenten von TyLoo handelt. Die Jungs, die übrigens auch aus China kommen, verloren in diesem Jahr jedoch alle sechs (!) Final-Partien gegen die asiatische Nummer eins, was nochmal zeigt wie groß die Dominanz von TyLoo tatsächlich ist. Nichts­des­to­trotz war es auch für CyberZen ein erfolgreiches Jahr. Auf asiatischer Ebene war der bemerkenswerteste Erfolg der Sieg beim eXTREMESLAND ZOWIE Asia 2016, an dem (abgesehen von TyLoo) alle großen asiatischen Teams teilgenommen haben. Im Finale schlug man z.B. die Australier von Renegades. Auf internationaler Ebene konnten die Chinesen einen zweiten Platz bei den World Cyber Arena 2016 - World Finals und eine Teilnahme beim StarLadder i-League Invitational #2 verzeichnen.

Beim zweiten Team handelt es sich um die Jungs von MVP Project. Die Koreaner machten in diesem Jahr ebenfalls sehr gute Fortschritte und konnten sich damit erstmals auf internationalen Turniere wie z.B. dem StarLadder i-League Invitational #2 oder China Top 2016 präsentieren. In Korea bewiesen sie währenddessen, durch die Siege bei der ersten und zweiten Season der VSL Liga, dass sie dort das mit Abstand beste Team sind. Im asiatischen Raum erreichten sie zweimal den dritten Platz, einmal bei den SL i-League S2 China Finals und ein zweites Mal bei der . Die Teams die dabei vor ihnen landeten: Zwei Mal TyLoo und jeweils einmal VG.CyberZen und ENCE. Durch all diese Erfolge konnten sich die Jungs hinter den beiden chinesischen Teams als asiatische Nummer Drei etablieren.

Dahinter folgt dann erstmal nicht mehr viel, da es den meisten Teams einfach an Konstanz fehlt. Ein paar sind aber dennoch nennenswert:

Gerade das Team der Mongolz dürfte Einigen, aufgrund ihrer Teilnahme an den IEM Katowice 2016, noch recht bekannt sein. Vor kurzem meldete das Team auch die Rückkehr ihres ehemaligen Starspielers Enkhtaivan 'Machinegun' Lkhagva. Dieser kehrt also nach einem kleinen Intermezzo bei SPLYCE zu seinen Wurzeln zurück. Also ein Grund mehr weiterhin ein Auge auf die Mongolen zu werfen.

Die Turniere
Neben den ganzen Teams sorgten aber auch einige Turniere dafür, dass der Fokus immer mehr auf Asien fiel. So fanden in diesem Jahr einige internationale Turniere auf asiatischem, bzw. überwiegend chinesischen, Boden statt. Diese konnten dabei sogar das ein oder andere bekannte Team anlocken. Gute Beispiele dafür sind die World Cyber Arena 2016 - World Finals, die International Gaming League 2016 - Grand Finals und die Finals der Pro Gamer League 2016 - Summer, an denen Teams wie Epsilon eSports oder Heroic teilgenommen haben.


Das aber wirklich beste Beispiel dafür ist das Mega-Event der größten chinesischen IT-Gruppe Alibaba: Die WESG 2016 World Finals. Die Qualifier zu dem Turnier fanden dabei den ganzen Herbst über statt. Das Besondere dabei ist, dass keine Mixed-Teams zugelassen wurden. Der Gedanke dahinter ist es also eine neue CS:GO-Weltmeisterschaft auf Team-Ebene zu erschaffen. Das Große Finale des Turniers findet aber erst in ca. zwei Wochen in Shanghai statt. Man darf also gespannt sein, wie groß der Fokus der Szene auf das Event dann sein wird.


Chinesische Dominanz - Alles nur erkauft?

Stellt sich nun aber die Frage: Woher kommt es eigentlich, dass China soweit vor den anderen asiatischen Ländern liegt? Die erste und logischste Antwort darauf lautet: Geld. Aber ist das wirklich alles?

Man schaue sich z.B. die Teams wie TyLooo oder eben VG.CyberZen an. Durch die monetären Mittel wird es den Teams natürlich ermöglicht unter den besten Bedingungen zu trainieren, d.h. Gaming-Haus, Ausrüstung, usw. Die Vorteile davon konnte man z.B. gut bei CyberZen beobachten, welche Mitte diesen Jahres von der großen eSport-Organisation Vici Gaming aufgekauft wurden und sich im Zuge dessen nochmal steigern konnten. Doch für Teams aus Südkorea und Japan müsste das eigentlich auch möglich sein, weshalb das Geld alleine die Teams (für asiatische Verhältnisse) nicht so stark macht. Viel mehr spielt einfach der Fakt der riesigen Population ebenfalls eine große Rolle, denn China ist das bevölkerungsreichste Land der Welt. Es spielen also in China auch viel mehr Leute CS:GO als z.B. in anderen asiatischen Ländern, demnach ist dann auch die Wahrscheinlichkeit höher einige Talente zu finden.

Anders sieht das Ganze bei den chinesischen Turnieren aus, denn hier hat der gestiegene Fokus auf China nichts mit Prestige oder Ähnlichem zu tun, sondern wirklich nur mit Geld bzw. in dem Fall den Preisgeldern. Denn diese sind hoch, sehr hoch sogar, wenn man die Lineups der einzelnen Turniere betrachtet. Um genau zu sein sprechen wir hier sehr oft von Preisgeldern in Höhe von 100.000 USD, also genauso viel wie die DreamHack bei ihrer bekannten ZOWIE OPEN-Reihe pro Event auszahlt. Und an diesen nehmen oder nahmen regelmäßig die besten Teams der Welt teil. Diese Entwicklung hat natürlich auch Auswirkungen auf die Einnahmen der Teams. So verrät z.B. ein Blick auf das Preisgeld-Ranking, dass alle oben genannten Teams (bis auf dreamScape) im Jahr 2016 mehr Preisgeld eingenommen haben als z.B. PENTA, welche letzte Saison noch in einer der besten Ligen der Welt gespielt haben (ESL Pro League). Der Gipfel des Ganzen ist dann aber die vorher erwähnte WESG 2016, das Mega-Event toppt sogar das Preisgeld des letzten Majors um Längen. So werden die teilnehmenden Teams um ein Gesamtpreisgeld im Höhe von 1,5 Millionen USD spielen. Dabei handelt es sich also um das höchste Preisgeld eines Counter-Strike Events jemals.


Also alles nur erkauft? - Naja, teilweise. Was die Teams betrifft, wird deren Potential durch die finanziellen Möglichkeiten zwar gefördert, aber Top-Profis werden sie allein durch das Geld sicherlich nicht. Was die Turniere aber angeht, steigt das Interesse an diesen durch so hohe Preisgelder ganz gewiss. Denn auch wenn Prestige dabei sicherlich nicht unwichtig ist, spielt Geld nunmal auch in CS:GO die größte Rolle. Also die Teams können sicherlich von anderen Nationen eingeholt werden, aber an die chinesischen Turniere wird (zumindest bezüglich der Höhe der Preisgelder) kein anderes asiatisches Land so schnell rankommen.


Ausblick auf 2017 - Steigt Korea nun auch ein?

Was erwartet uns nun also 2017 für Asien? Also eines ist sicher: Die asiatische Szene boomt und das vor allem in China. Dieser Trend wird vermutlich auch im kommenden Jahr genauso weitergehen. Demnach werden vermutlich immer mehr asiatische eSport-Organisationen mit einem Team in CS:GO einsteigen wollen, denn das Potential ist hoch und noch lange nicht erschöpft.

Bezüglich der bestehenden Teams ist es aber noch schwer abzuschätzen, inwiefern sich diese noch weiter steigern können, denn schaut man sich die Ergebnisse der letzten Monate an, kam es eher zu eine Stagnation der Leistungen. Und gerade bei TyLoo wartet man eigentlich schon länger auf die erste Major-Teilnahme. Doch Höhen und Tiefen gibt es gerade bei CS:GO auch bei den Top-Teams regelmäßig. Von daher kann man davon ausgehen, dass Teams wie eben TyLoo, VG.CyberZen und MVP Project ihren Zenit noch nicht erreicht haben. Also zumindest eine Major-Qualifikation eines asiatischen Teams wird in 2017 sehr wahrscheinlich zur Realität werden.

Aber viel mehr noch als auf Team-Ebene findet der Boom bei den Turnieren statt. So gibt es viele reiche Unternehmen und Investoren, die den eSport als das Geschäft der Zukunft ansehen und deshalb bereits jetzt investieren. Diese Investitionen in Turniere werden dann auf Dauer auch immer mehr Top-Teams nach Asien ziehen. Das beste Beispiel für solche Investitionen ist natürlich die Alibaba Group mit ihrer WESG. Und genau dieses Event Mitte Januar wird in vielerlei Hinsicht richtungsweisend dafür sein, wie stark die Entwicklung in Asien weitergehen wird. Soll heißen: Ist die WESG 2016 auch medial und bezüglich der Zuschauerzahlen ein Erfolg, dann steht dem weiteren CS:GO-Boom in Asien nichts mehr im Wege.

Interessant bleibt nun die Frage ob z.B. Südkorea als DIE eSport-Nation schlechthin jetzt nachziehen wird? Zumindest andere eSport-Titel wie League of Legends oder StarCraft II haben dort ja bereits Kultstatus erreicht und sind auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen und akzeptiert, genauso wie "normale" Sportarten bei uns. Also warum jetzt nicht auch noch Counter-Strike?


Was meint ihr: Kann die asiatische CS:GO-Szene in Zukunft einen ähnlichen Platz einnehmen wie die brasilianische? Ist ein Major-Gewinn in 2017 drin? Und kann vor allem die chinesische Dominanz gebrochen werden?


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