Geposted von kautzy,
Mit der Einführung des Intel Grand Slam ist der ESL ein echter Coup geglückt. Das ausgeklügelte Konzept mit einer Million US-Dollar Preisgeld bringt fast nur Vorteile für alle Beteiligten mit sich und ist eine raffinierte Reaktion auf Valves Major-Politik. Die fetten Jahre sind vorbei

Es gab eine Zeit, in der man es sich gar nicht anders vorstellen konnte: Die ersten sieben Majors waren jeweils Events aus den Turnierreihen von DreamHack oder der ESL. Seit dem Major in Columbus Anfang 2016 schaut sich Valve aber auch nach anderen Veranstaltern um: MLG, ELEAGUE und PGL erhielten in den letzten Ausschreibungen den Vorzug. Selbst das Traditionsmajor in Köln bleibt dieses Jahr außen vor. Die Modern Times Group, der sowohl die ESL als auch die DreamHack gehören, reagiert nun auf den Prestigeverlust mit dem Intel Grand Slam und einer Million kleinen Schachzügen.

Keine Übersättigung

Schon seit Jahren beschweren sich fast alle Parteien über die hohe Eventdichte. Der Grand Slam ist perfekt für eine chaotische Turnierlandschaft, wie wir sie von CS:GO kennen. Ohne den Kalender mit einem weiteren Offline-Event zu überlasten, wird ein Titel eingeführt, der einen Bogen über die losen Events spannt und ihnen dadurch einen gemeinsamen Nenner bietet.

Zumindest in diesem Format hätte auch kein anderer Veranstalter den Grand-Slam einführen können, denn niemand ist für eine so große Anzahl Events im Kalender verantwortlich wie MTG, der schwedische Mutterkonzern hinter der ESL und DreamHack.

Es steht mehr auf dem Spiel

Genau diese Events bekommen durch den Grand Slam auch mehr Gewicht. DreamHack hat schon seit einer Weile damit zu kämpfen, dass ihre einstigen Events mit Major-Kaliber an Prestige eingebüßt haben. Der Grand Slam könnte diesen Trend stoppen.



Das wird sich auch auf die Grand-Finals der jeweiligen Events auswirken. Nun geht es nicht mehr nur um den Titel des Events, sondern auch um das Sammeln von „Kronen“, um beim Rennen um den Grand Slam vorne mit dabei zu sein. Vom zusätzlichen Anreiz der 100.000 $, die dem Team winken, das die vierte „Krone“ und damit den Gewinn eines Grand Slams in einem Grand Final verhindert, mal ganz zu schweigen.

Man darf darauf hoffen, dass der Grand Slam, auch mit Regeln wie dieser, für neue spannende Duelle sorgt. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Grand Slam, die Rache für den verwehrten Titel – an Möglichkeiten mangelt es nicht.

Wie legitim kann der Grand Slam werden?

Vorstellbar wäre sogar, dass der Grand Slam der wichtigste Titel in CS:GO wird. Immerhin ist er ein Indikator für die Leistung eines Teams über einen langen Zeitraum hinweg, statt für nur ein Turnier. Argumente wie „Team X hatte einen einfachen Weg durch das Turnier“ oder „An jedem anderen Tag hätte Team X gewonnen“ würden auf jeden Fall an Gewicht verlieren und ein Grand Slam-Titel bietet weniger Angriffsfläche für Zweifler, als es ein einzelnes Turnier tut. Dies ist jedoch momentan nichts als eine gewagte These, vor allem solange die Majors von Valve unterstützt werden und durch Dinge wie GOTV und Sticker einen deutlich „offizielleren“ Charakter nach außen tragen.

Die möglichen Probleme

Wenn man den theoretischen Stand des Grand Slams an vergangenen Events durchexerziert, offenbaren sich die Probleme des Grand Slams.

Die Gewinner der letzten 10 Events von ESL und DreamHack mit mehr als 200.000$ Preisgeld:

DreamHack Masters Malmö 2016 - Ninjas in Pyjamas
ESL Pro League Season #3 - SK Gaming
ESL One Cologne 2016 - SK Gaming
ESL One New York 2016 - Natus Vincere
ESL Pro League Season #5 - Cloud9
IEM Oakland 2016 - Ninjas in Pyjamas
DreamHack Masters Las Vegas 2017 - Virtus.pro
IEM Katowice 2017 - Astralis
IEM Sydney 2017 - SK Gaming
ESL Pro League Season #5 - G2 Esports

SK Gaming würde momentan mit 3 Kronen führen und hätte bei der ESL One die Chance auf den Grand Slam.

Aber der Titel würde mehr als ein Jahr umspannen - das ist für den esport eine Ewigkeit. In eben diesem Jahr hat sich die Szene stark verändert: unzählige Wechsel, Regeländerungen, selbst Änderungen am Spiel. Der zweite Rang, den Ninjas in Pyjamas in der Wertung momentan einnehmen würde, ist ein perfektes Beispiel dafür. Auch wenn die erste Krone der Ninjas aus Malmö schon mit dem Turnierstart in Cologne wieder verfallen würde, kratzt die lange Spanne am Stellenwert.



Es ist schwer, bei der schnelllebigen Szene und der Turnierdichte den Überblick zu behalten. Die meisten Ergebnisse haben keine Relevanz mehr und an Einzelheiten dieser Turniere können sich wahrscheinlich nur noch wenige Leute erinnern. Aber vielleicht schafft der Grand Slam ja genau dort Abhilfe.

Die Spanne könnte verkürzt werden, wenn DreamHack das Preisgeld bei all ihren Events auf 200.000$ anhebt. Mehr Preisgeld und die Chance auf den Grand Slam würden möglicherweise mehr Anmeldungen von Top-Teams bei den aktuell kleineren Stops bedeuten. Aber es ist zu bezweifeln, dass die Top-Teams die Zeit dafür haben und wenn die zusätzlichen Anreize nicht genug sind, um die Events der Konkurrenz zu verdrängen, wird die Maßnahme vergeblich bleiben.

Trotz der Probleme birgt der Grand Slam einiges an Potential und man darf ab der ESL One Cologne 2017 gespannt seine Entwicklung verfolgen.

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