Geposted von Zorkaa,
Das G2 Esports-Lineup wurde als französische Revolution angekündigt. Große Ziele für ein großes Team sollten auf Kenny 'kennyS' Schrub und Co. warten. Drei Trophäen konnte sich das Team bisher in den Schrank stellen. Doch ist das genug für ein Team dieses Kalibers?

"Our only motivation and goal is to win as many trophies as possible"


So formulierte Nathan 'NBK-' Schmitt das Ziel für das neue G2 Esports-Lineup, welches im Februar 2017 enthüllt wurde. Damals eine Kampfansage an die besten Teams der Welt: Major-Sieger Astralis, das immer präsente SK Gaming, die Gatekeeper von Virtus.pro und der aufstrebende FaZe Clan mit Neuzugang Nikola 'NiKo' Kovač.

G2 Esports setzte ein Zeichen. Mit dem größten Investment in der Organisationsgeschichte vereinte ocelote die wohl besten französischen Spieler unter einer Flagge - Kingmaker NBK, Entry-Monster apEX, Rohdiamant bodyy, shox und kennyS. Damit ging ein Traum der CS-Fans in erfüllung: Mit shox und kennyS spielen die historisch besten zwei Spieler des Landes erstmals zusammen.

Etwas erreicht, mehr erwartet

Das Resümee der Franzosen fällt auf den ersten Blick positiv aus. Drei Titel konnte man in das G2-Hauptquartier bringen. Zwei aussagekräftige Siege bei den ESL Pro League Season #5 Finals und den DreamHack Masters Malmö 2017. Das gewonnene Finale auf der DreamHack Tours 2017 vor heimischem Publikum war ebenfalls ein Highlight für die Franzosen.


Doch kann das nicht das Ziel gewesen sein. Betrachtet man die Summe an Turnieren, die das ambitionierte Team besucht hat, fällt die Ausbeute mau aus. Nur drei Trophäen aus 12 Events gewann G2 Esports. Die genannte Konkurrenz hingegen 13. Darunter ist SK Gaming mit 8 Titeln weit voraus.

Dabei hat es für Frankreichs Finest so gut angefangen. Das zweite und dritte Event konnte sofort gewonnen werden. kennyS spielte sich wieder in die Gespräche um den besten Spieler der Welt, bodyy übertraf sich in Tours und Dallas und das System von Ingame-Leader shox ging auf.

Danach folgte abgesehen vom Sieg der DreamHack Masters Malmö und dem dritten Platz beim EPICENTER 2017 jedoch nicht mehr viel. Woran liegt das?

G2 fehlt das Herzstück

G2 Esports ist ein Team, welches am Status eines Top-Teams kratzt. Obwohl die Franzosen zwei große Events gewannen, konnten sie sich nicht an der Spitze etablieren. Denn es fehlt das Attribut, welches ein gutes Team von einem grandiosen unterscheidet: Konstanz.

Neben den Turniersiegen erreichten die Franzosen nur zwei Mal das Halbfinale aus neun Events. SK Gaming kommt neben den acht (!) Turniersiegen auf fünf Halbfinalteilnahmen.

Druck, jedes Event gewinnen zu müssen, verspürt shox "definitiv nicht." Aber bodyy beschreibt "overconfidence" als Problem, wenn es darum geht, Spiele zu beenden.


Auch das lästige Thema der Economy scheint nach LDLCZ- und Team EnVyUs-Zeiten immer noch ein Schwachpunkt zu sein. Die Forcebuys hindern ihren besten Spieler daran, die wichtige AWP zu bekommen.

Selbst nach dem Sieg in Malmö, wo shoxs Team viele Ecos spielte, fielen die Franzosen bewusst zurück in alte Muster. Auf Forcebuy-Siege angewiesen sein zu müssen, ist keine beständige Siegesbedingung.

2018 wird die Konstanz das zentrale Thema für die Franzosen sein müssen. Individuell und als Team.

Kenny und dann wer?

kennyS ist und bleibt die Lebensversicherung von G2 Esports. Der AWPer spielte die tragende Rolle in den Turniersiegen und verhinderte bei schwächeren Events des Teams schlimmeres. Über das gesamte Jahr hatte der Franzose nur ein einziges Event, bei dem er negativ ging.



Danach herrscht jedoch gähnende Leere. Das Trio shox, NBK und apEX wechseln sich mit mittelmäßigen bis guten Events ab, enttäuschen aber auch oft genug. Ausschlaggebend für den ausbleibenden Durchbruch war auch die Entwicklung von bodyy.

Gefeiert als das neue französische Talent auf höchstem Niveau wurde immer deutlicher, wie stark der 20-Jährige overperformt hat. Seit den EPL Finals Season 5 konnte er lediglich auf einem (!) Event grüne Zahlen schreiben.

Die großen Siege fehlen

"I think we are top place. Like top four. We still need to prove that we can win against big teams. We don't really face FaZe or Astralis for example. So we need more trophies to say we can compete with the number one."


Captain shox schätzte den Stand seines Teams nach den EPL Finals Season 5 vorsichtig ein. Doch auch im Dezember gilt die Aussage noch. Die größten Erfolge konnte G2 mit mehreren Best-of-Three-Siegen über SK Gaming und North feiern. Allerdings gewann das Team gegen den FaZe Clan weder ein Best-of-Three noch ein Best-of-One auf LAN.

In den Resultaten spiegelt sich ebenfalls die Inkonstanz wieder: Die Franzosen verloren gegen Natus Vincere, OpTic Gaming, die Renegades und qualifizierten sich somit oftmals nicht einmal für die Playoffs. Des Weiteren verwehrten NaVi und Virtus.pro G2 tiefere Plätze in den Playoffs.

Das größte Manko stellt wohl auch wieder die schwache Leistung beim Major in Krakow dar. Es kam zum kollektiven Totalausfall und das schwankende Fnatic beendete die Major-Träume im entscheidenden Best-of-One.

Kein Königreich für Frankreich

Blickt man zurück auf die glorreiche Ankündigung der französischen Revolution, ist G2 Esports den eigenen Erwartungen nicht gerecht geworden. shox und sein Team sind aus verschiedenen Gründen zu inkonstant, um an der Weltspitze platziert werden zu können.

Das ELEAGUE Major: Boston 2018 wird viel über die Franzosen aussagen und die Qualifikation ist ein Muss. Besonders, da die direkte Konkurrenz geschwächt ist: SK Gaming muss auf João 'felps' Vasconcellos zurückgreifen und auch die Zukunft von Nicolai 'dev1ce' Reedtz steht bisher noch in den Sternen.

Trotzdem ist nicht aller Tage Abend für G2 Esports. In einem Interview mit Red Bull sagte NBK kurz nach Entstehung des Lineups Folgendes:

Das Team ist langfristig aufgebaut und soll beständig sein wie VP: lange zusammenbleiben und immer oben mitspielen. Das hinzukriegen, ist das Hauptziel.


Man darf also gespannt sein, was G2 Esports 2018 mit dem bestehenden Lineup noch so alles erreichen kann. 2017 ist es bisher unter seinen Möglichkeiten geblieben.



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