Geposted von Zorkaa,
Das Major sorgte für unvergessliche Momente in der Geschichte von CS:GO und dem Esport an sich. Allerdings verlor das Valve-Event über die vergangenen zwei Jahre stark an Relevanz. Doch haben die Spieler, und insbesondere der beste der Welt, dem Major nun den Todesstoß gegeben. Fnatic wechselt 16 Tage vor dem ersten CS:GO-Major den Ingame-Leader und gewinnt trotzdem gegen den haushohen Favoriten Ninjas in Pyjamas. pashas Virtus.plow stemmt vor tausenden heimischen Fans als Challenger-Team die Trophäe in die Luft. Unter Führung von FalleN erobert Luminosity Gaming aus dem Nichts die Szene und krönte sich selbst mit dem ersten 1 Million-US-Dollar-Major. Zeus wird als langjähriges Gesicht von Na'Vi ersetzt und gewinnt entgegen aller Erwartungen das nächste Major.


Das sind nur einige der unglaublichen Geschichten, die das Major in der Vergangenheit geschrieben hat. Doch ein Major macht mehr aus als Sticker, Pick 'em und Drops. Dieses Event der Superlative sollte das größte, wichtigste und spannendste in CS:GO sein.

Es sollte den Esport in seiner bestmöglichen Form zelebrieren: mit den besten Teams, in Bestform, unter den besten Bedingungen. Mittlerweile zerrinnt jedoch die Relevanz und es entwickelt sich von der Sonderstellung zu einem unter vielen Events.

Anfängliche Kritik

Nach dem holprigen Start von CS:GO war die Euphorie groß, als das erste Major mit der Unterstützung von Publisher und Entwickler Valve angekündigt wurde. Die Aufmerksamkeit verlieh der noch blassen Szene einen neuen Anstrich - der Esport in Global Offensive wuchs und wuchs.

Auch die Anfangszeit der Majors war nicht fehlerfrei. Hauptkritikpunkte waren das System der Gruppenphase und der Online-Qualifier. Das Qualifier-System wurde über die Zeit hinweg angepasst. Vom Best-of-One über das Best-of-Three zum ersten Offline-Qualifier bei der DreamHack Winter 2014.

Das Gruppenphasen-System bleibt jedoch bis heute Streitthema. Lange Zeit wurde Double-Elimination gespielt, was dazu führte, dass nicht immer die besten zwei Teams den Legenden-Status erreichten, da zwei Best-of-One-Siege reichten.

Mit der Zeit gab es auch immer wieder von den Spielern Kritik am Preispool. Der Esport als Ganzes machte insbesondere zwischen 2013 und 2015 einen riesigen Schritt. Die Gehälter und Ablösesummen explodierten, allerdings nicht das Preisgeld des Majors. Die Finals der ersten ESL Pro League Season und Faceit LAN zogen gleich. Seit Anfang 2016 wurde deshalb der Preispool auf 1 Million US-Dollar angehoben.


Konkurrenz durch Alternativen

Doch es gab auch Gründe für den Prestigeverlust, die nichts mit dem Major selbst zu tun hatten. Um das Jahr 2014 wurde das Thema der Übersättigung zu einem großen Problem. Organisationen und Profis nahmen mehr Events an, als sie eigentlich spielen konnten und die Top-Teams wetteiferten zwischen Faceit, Gfinity, ESWC, ESEA, PGL, Fragbite, DreamHack, Starladder, der ESL und MLG zeitweise sogar wöchentlich auf LAN.

Die dominante Phase vom dänischen Team SoloMid ist ein gutes Beispiel für die schwierige Gewichtung der verschiedenen Events. Obwohl Finn 'karrigan' Andersen und Co. die berühmten Probleme in den Playoffs der Majors hatten, gewann das Quintett 2015 vier LANs, davon sogar zwei im Finale gegen das beste Team der Welt, Fnatic. Sie konnten den Schweden zu dieser Zeit als einziges Team das Wasser reichen.

Zum einen verlor das Major an Relevanz, da es keine Besonderheit war, die besten Teams der Welt erneut auf einem Offline-Event zu sehen. Zum anderen gewann dadurch die Gewichtung anderer Event-Siege an Relevanz und Prestige.

Die Besonderheit

Nachdem die jährliche Major-Anzahl auf zwei reduziert wurde, häuften sich die Probleme. Der Qualifikationsweg ist unfair, der Legenden-Status nicht mehr zeitgemäß, die Gruppenphase mit dem Swiss-System noch immer eine Wundertüte und die Visa- sowie Roster-Lock-Problematik präsenter denn je.

Über das unfaire und nicht zeitgemäße Major-System



Doch zwischen all den Problemen gab es für mich einen Faktor, der dem Major einen ganz besonderen Status verlieh: die Spieler. Für die Profis war das Major immer das wichtigste Event. Spielerwechsel orientierten sich daran und es wurde für kein Event mehr trainiert als für dieses.

In Zeiten von CSGOLounge schauten die Wettenden noch auf die Steam-Profile der Spieler, um zu sehen, wieviel diese trainiert hatten. Die CIS-Teams um HellRaisers und Natus Vincere waren bekannt dafür, an die 150 Stunden in zwei Wochen vor dem Major vorzuweisen. Zeus ist in diesem Falle noch immer das Maß aller Dinge.


Der Todesstoß für das Major

Allerdings bahnte sich auch in diesem Bereich eine negative Entwicklung an. Es ist ein offenes Geheimnis, dass den Profis die Spielerwechsel von Fnatic und Team EnVyUs schon vor dem ELEAGUE Major 2017 bekannt waren. Aus diesem Grund trainierten die Spieler von Fnatic wohl weniger, als sie es sonst für ein Major tun würden.


Auch vor dem ELEAGUE Boston Major äußerten sich Spieler vom FaZe Clan dazu, dass ein Sieg für sie weniger Wert wäre als bei einem Major mit dem kompletten SK Gaming-Lineup mit Stammspieler Ricardo 'boltz' Prass anstelle der Notlösung João 'felps' Vasconcellos. Das könnte die Entscheidung beeinflusst haben, erst spät in das Training einzusteigen.

karrigan: Based on practice is hard for us to say since we started in the beginning of January with no hours, every time we played we got wrecked



In diese Aussage spielen mehrere Dinge hinein. Zum einen haben sie mit der ECS in Mexiko das letzte Event erst sehr spät vor den Feiertagen gespielt, zum anderen gab es aufgrund der Feiertage auch immer wieder Kritik an der zeitlichen Lage des Majors. Nichtsdestotrotz würde ein Team mit Chance auf den Major-Sieg auch zwischen bzw. während der Feiertage trainieren, sollte es wirklich das wichtigste Event des Jahres sein.

Doch hat ein Spieler endgültig dem Major das Prestige und die Relevanz als wichtigstes Event des Jahres genommen.

coldzera: Of course the goal is to win the Major (laughs), of course. But if we get the Legends spot and lose in the playoffs, it's fine. Our goal right now is to win WESG, for us that is the best tournament at the moment.



Der beste Spieler der Welt und damit CS:GOs Aushängeschild für den Esport und Mainstream erzählt in einem Interview während des Majors, dass mit der WESG das direkte Konkurrenz-Event mehr Relevanz für ihn und sein Team hätte. Deshalb trainierten Gabriel 'FalleN' Toledo und Co. nur zwei Tage.

Für das Team und coldzera selbst ist es eine logische Schlussfolgerung, da SK Gaming schon mit Ricardo 'fox' Pacheco als Stand-In bei einem Major gespielt hat. Die Brasilianer haben extra mit ihm für das Major trainiert, hatten aber auf den Folge-Events starke Probleme, weshalb sie dieses Mal einen anderen Weg gewählt haben.

Trotzdem muss spätestens diese Äußerung Valve die Augen öffnen. Nach der Community und den Experten haben nun auch die Spieler das Vertrauen in das ehemals wichtigste Event des Jahres verloren.

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