Geposted von kautzy,
Die ESL One Cologne geht ins fünfte Jahr - möglicherweise mal wieder ohne deutsche Beteiligung. Lässt sich das irgendwie ändern? Die ESL One Cologne ist unbestritten eines der besten, wenn nicht gar DAS beste Turnier im CS:GO-Kalender. Jedes Jahr sorgen massenhaft nach Counter-Strike verrückte Fans in der Lanxess Arena für eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Eigentlich gibt es nur eine Sache, die der Stimmung die Krone aufsetzen könnte: ein deutsches Team, hinter dem sich die 15.000 Fans versammeln können.

Das gab es nämlich in der mittlerweile fünfjährigen Geschichte kein einziges Mal. Eines sei direkt gesagt: Daran hat die ESL natürlich keinerlei Schuld. Deutsche Teilnehmer gab es, aber die waren bisher schlicht und einfach zu schlecht und haben es noch nie aus der Gruppenphase geschafft. Aber vielleicht wird es ja Zeit, ein bisschen nachzuhelfen.



In Sydney kein Problem

In den frühen Morgenstunden fiel der Startschuss für die IEM Sydney 2018. Mit dabei: Sage und schreibe fünf australische Teams, bei denen die heimischen Fans mitfiebern können. Die Renegades wurden eingeladen, aber die anderen vier Teams kommen aus dem "Oceanic Qualifier". Der ist des Namens nach zwar für die gesamte Region Ozeanien gedacht, hatte faktisch aber nur australische Teilnehmer.

Ein ähnliches Bild bietet sich bei der ESL One Belo Horizonte 2018. Für das brasilianische Turnier gibt es im South American Qualifier einen Slot zu ergattern - in dem sieben von acht Teilnehmern brasilianische Teams sind. Vielbejubelte Hometown Heroes sind Belo Horizonte also nicht nur wegen des Invites für SK Gaming quasi garantiert.


Keine Chance in Köln

Von solchen Zuständen können die deutschen Fans in Köln nur träumen. Es würde niemanden überraschen, wenn eines der beliebtesten Turniere auch dieses Jahr wieder ohne deutsche Beteiligung stattfindet.

Das hat natürlich seine Gründe. Turniere veranstalten ist teuer, besonders wenn sie am anderen Ende der Welt liegen. Die ESL macht mit ihren Großveranstaltungen meist Verlust und der lässt sich eindämmen, wenn man das Teilnehmerfeld mit vier lokalen Teams auffüllt, statt für Unsummen weitere Top-Teams 14.000 km aus Europa einzufliegen. Bei einem Turnier, das im Stellenwert nicht ganz oben mit dabei ist, beschwert sich darüber auch niemand.

Aber Cologne ist nicht Sydney. Das Turnier hat Prestige und es ist durchaus verständlich, dass die ESL das bestmögliche Teilnehmerfeld auf ihrer Vorzeige-Veranstaltung sehen will. Auch wenn deutsches CS im Aufwind ist und wir mittlerweile vier Teams in der MDL sehen dürfen: Außer BIG findet sich keines der Teams in den Top 30 der HTLV-Rangliste. In einem "bestmöglichen Teilnehmerfeld" ist also kein Platz für deutsche Teams. Und Flugtickets nach Köln sind für die eingeladene, europäische CS:GO-Elite halt nunmal billiger als nach Sydney.

Am Ende könnte auch die Tradition im Wege stehen, schließlich kommt das Prestige nicht von ungefähr. Von 2014 bis 2016 war das Turnier ein Major - da waren nationale Qualifier kein Thema.



Wird es Zeit?

Aber diese Zeiten sind vorbei: Seit dem letzten Jahr ist die ESL One Cologne wieder ein Turnier "wie jedes andere" und könnte seine Pforten somit für einen heimischen Qualifier öffnen. Dabei muss er ja auch nicht national sein: Ein D-A-CH-Qualifier wäre, ähnlich wie in Sydney und Belo Horizonte, für eine gesamte Region offen und würde höchstwahrscheinlich trotzdem für deutsche Beteiligung sorgen - selbst wenn es nur ein Team ist.

Ein solcher Qualifier hätte natürlich absolut nichts mit Wettbewerbs-Integrität und Fairness zu tun, sondern wäre reiner Fan-Service. Aber die Fans haben Cologne zu dem gemacht, was es ist und man könnte darüber nachdenken, ob sie sich diesen Service mittlerweile nicht verdient haben.

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