Geposted von kautzy,
Wieder mal ist der drohende Tod von CS:GO in aller Munde. Was kann Valve tun, um ihn zu verhindern? Antworten darauf gibt es in unserer brandneuen Kolumne "Durchgekautzt". 30153600 Sekunden. 502560 Minuten. 8376 Stunden. 348 Tage. Fast ein Jahr - so lange ist es her, dass die letzte Operation für ein bisschen frischen Wind in CS:GO sorgte. Seitdem herrscht quasi Stillstand. Ein kleiner Bugfix hier, eine fragwürdige Negev-Änderung da, das war's. Bei so wenig Fortschritt drängt sich eine Frage auf: Lässt Valve CS:GO im Stich?

Unterlassene Hilfeleistung

Seit Jahren bleiben die größten Kritikpunkte unangetastet. Wer kein Geld für FACEIT oder ESEA hat, muss sich im normalen Matchmaking mit einer 64er Tickrate begnügen. Da geht nicht nur sprichwörtlich gerne mal nur die Hälfte rein. Das ist natürlich nicht so schlimm, wenn das Model bei Headshots von der Seite glitch und eh alle Kugeln ins Leere gehen oder der gesamte Schaden eine Granate von einem einzigen Pixel geblockt wird. Von Smokes und Molotovs fangen wir erst gar nicht an.

Auch der Demoplayer ist seit eh und je ein beispielhaftes Sorgenkind: Ständiges einfrieren, beinahe unmögliches Zurückspulen und ein verschwundener Mauscursor sind nur ein paar der andauernden Probleme. Coaches, Analysten und Hobbytaktikern, die regelmäßig damit arbeiten müssen, sei hiermit mein aufrichtiges Beileid ausgesprochen.

Aber es scheitert auch schon an den grundlegensten Dingen. Wer vor dem Spiel noch schnell eine Option ändern möchte, ohne die Lobby verlassen zu müssen, ist bei CS:GO leider an der falschen Adresse. Ein Problem, dass seit Mitte der Neunziger schon keines mehr sein sollte, besteht weiterhin. Der Grund: Das antiquierte UI, welches noch auf Flash basiert. Das neue Panorama UI wurde von Gabe Newell höchstpersönlich als Priorität für 2017 deklariert. Pustekuchen.



Valve hat ein Lieblingskind

Dass es auch anders geht, zeigt Valve selbst bei Dota 2. Das Spiel befindet sich in einem Stadium ständiger Entwicklung: Alle paar Wochen wird mit Patches aktiv am Balancing geschraubt. Auch in CS:GO bekommen wir hier und da ein Balancing-Upgrade. Statt die allseits bekannten Probleme mit der M4A1, der CZ oder Pistolen im Allgemeinen zu beheben, wird dann aber aus unerfindlichen Gründen an der Negev geschraubt.

Immer wieder bekommt Dota auch die großen Updates, die sich die CS:GO-Community herbeisehnt. Bereits 2015 wurde das gesamte Spiel auf die Source 2 Engine portiert. Das wäre ein Segen für CS:GO und sein CPU-Bottleneck, wird wahrscheinlich aber nie passieren.

Abseits des Servers wird der Unterschied noch deutlicher. Nach dem letzten The International erhielt Dota ein neues Pro-Circuit-System mit 9 Majors (Preisgeld: 3.000.000 US-Dollar) und 13 Minors (Preisgeld 300.000 US-Dollar). Derweil wurden die CS:GO Majors von drei pro Jahr auf zwei reduziert und das Preisgeld dümpelt weiterhin bei 1.000.000 US-Dollar.
Ist doch alles nicht so schwer

Dabei sollte es in der Theorie gar nicht so schwer sein, CS:GO am Leben zu halten. Vor allem, wenn Valve sich von seiner eigenen Politik bei Dota 2 inspirieren lassen würde. Der erste und größte Schritt: Free2Play. Es gäbe wohl keine Maßnahme, die der Playerbase zuverlässiger Wachstum bescheren würde, als das Spiel in einen Free2Play-Titel umzuwandeln. Das würde zwar gleichzeitig auch das Cheater-Problem verschlimmern, aber wer Geld für Cheats hat, kann sich auch ohnehin eine neue Version leisten. Prime-Matchmaking schafft dafür ebenfalls Abhilfe.

Dass die Finanzierung durch einen ständigen Fluß an Content allein kein Problem ist, zeigen Dota 2 und League of Legends. Für regelmäßige Releases neuer Skins und Maps verpackt in Operations würden viele Spieler liebend gerne zahlen. Gleichzeitig würde der neue Content sie bei der Stange halten und den Grind-Alltag deutlich auflockern.

Auch im Pro-Bereich sind die Verbesserungsmöglichkeiten zahlreich. Schon jetzt gibt es viele Mitglieder der Community, die CS:GO hauptsächlich als Esport verfolgen und selbst wenig bis gar nicht spielen. Eine neue Map im Pool würde für die nötige Abwechslung beim Zuschauer sorgen. Gute Maps gibt es genug, z.B. Tuscan und Season. Stattdessen dann wieder mal Dust2.

Ein Pro Circuit nach dem Dota-Vorbild würde Struktur in den Wilden Westen der CS:GO-Turnierlandschaft bringen. Die höheren Preisgelder würden es mehr Organisationen ermöglichen, in ihr CS:GO-Team zu investieren. Ein Äquivalent zum TI brächte das nötige Prestige mit sich, um die Zuschauerzahlen nochmal durch die Decke gehen zu lassen.

Redet mit uns!

Doch der Wichtigste Schritt ist der einfachste: Kommunikation. In Zeiten von Discord und reddit ist es normal geworden, dass Entwickler mit ihrer Community in Kontakt stehen. Kritik und Feedback werden zumindest registriert und Updates den Spielern mitgeteilt. Nicht so bei Valve. Abgesehen von Patchnotes hält der Entwickler sich bedeckt.

Damit muss Schluss sein! Wir wollen wissen, warum das Panorama-UI noch nicht da ist. Dann zeigen wir dafür sicher auch mehr Verständnis. Wir wollen das Gefühl haben, dass unser Feedback gehört wird. Dann gibt es sicherlich statt des ständigen Geflames auch mehr konstruktive Kritik. Wir wollen an der Entwicklung von CS:GO mitwirken und teilhaben - denn uns liegt etwas an diesem Spiel. Ob das bei Valve auch der Fall ist, bleibt zweifelhaft.

Diese Kolumne spiegelt allein die Meinung des Autors wider und nicht zwingend die von 99Damage oder der Freaks 4U Gaming GmbH.

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