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Mehr als 20 Millionen US-Dollar Preisgeld, jede große Zeitung von der FAZ bis zur BILD berichtet über das Event – und trotzdem bin ich der Meinung: CS:GO braucht kein eigenes The International. Was ist das The International eigentlich?

Dota 2 ist der offizielle Nachfolger des MOBA-Klassikers DotA. Das Valve-Spiel kam dennoch später als League of Legends von Riot Games heraus und musste sich also seinen Stand beweisen.



2011 veranstaltete Valve auf der gamescom in Köln die erste Version des Turniers. Damals schon ein Mega-Event, unterstützte der Entwickler das Spiel mit 1,6 Millionen US-Dollar an Preisgeld. Allein das Gewinner-Team bekam eine Million US-Dollar überwiesen.

Im folgenden Jahr änderte sich das Preisgeld nicht, das Turnier gewann aber dennoch weiterhin an Prestige. Ausgetragen wurde es von nun an aber in der US-Metropole Seattle, nah zum Firmenzentrum – bis zur 2018er Ausgabe, die in Vancouver stattfinden wird, änderte sich der Austragungsort nicht mehr.

[size=14]Compendium wird zur Millionen-Idee[/size]

Erst bei der dritten Ausgabe wurde das berühmte Compendium eingeführt: Wieder startete das Preisgeld bei 1,6 Millionen USD, durch den Kauf des Compendiums wurden 25% der Einnahmen in den Preispool gesteckt.

Der Stand betrug am Ende fast 2,9 Millionen US-Dollar – den Gewinn für Valve kann man sich daran schnell ausrechnen. Kein Wunder also, dass der Entwickler an der Idee festhielt.

Mittlerweile gilt das Compendium bzw. das Crowdfunding als natürlicher Teil des TIs. Fans und Spieler kaufen tüchtig und der Preispool wächst und gedeiht. Jedes Jahr wird ein neuer Rekord aufgestellt.

„Erst kommt das The International und dann kommt lange nichts.“

Im letzten Jahr erreichte der Preispool eine Höhe von fast 25 Millionen US-Dollar.

Dota 2 dominiert die Preisgelder

Schaut man sich die höchstdotierten Events im Esport an, erkennt man die Dimensionen. Erst kommt das The International und dann kommt lange nichts.

Warum nicht auch in CS:GO?

Sucht man in der Liste nach CS:GO-Events, muss man schon etwas scrollen. Auf Platz 25 und 26 befinden sich hier die ersten Turniere. Das Bittere dabei: Es handelt sich um WESG 2016 World Finals und 2017 – nicht einmal Valve-Events.

Valve-Turniere gehen unter

Danach folgen auch schon zwei weitere CS:GO-Turniere – wieder handelt es sich aber nicht um Major-Events, sondern die ersten beiden Seasons der ELEAGUE.

Erst ab Platz 40 werden auch die Valve-Events gelistet, mit einem Preisgeld von einer Million US-Dollar. Wir sind also noch immer auf dem Stand, auf dem Dota 2 2011 war.

Mehr Prestige für CS:GO!

Die Vorteile eines TI-Events sind natürlich klar: Millionen in US-Dollar. Der deutsche Dota 2-Profi KuroKy kann davon wohl ein Lied singen: Mehr als 3,5 Mio. USD hat er schon durch Turniere eingenommen. Kuro steht an der Spitze aller Esport-Profis.

KuroKy kann sich gepflegt zurücklehnen

Die Preisgelder bringen natürlich auch Prestige mit sich. Das lockt Sponsoren an und hilft der Szene. Vollzeit-Esport ist in vielen Ebenen immer noch kein Standard. Die Chance auf ein 20 Millionen-Preisgeld in CS:GO könnte Organisationen anziehen, die neue Fulltime-Teams aufbauen.

Alles konzentriert sich auf das The International

Und hier haben wir auch schon das große Argument gegen ein The International: Alles konzentriert sich natürlicherweise auf das Mega-Event.

Im Esport sind Wechsel Standard. Wir spüren es momentan auch wieder: Jake 'Stewie2K' Yip ging zu SK Gaming, Pujan 'FNS' Mehta zu Cloud9 und auch im German Shuffle wird es noch einige Wechsel geben.

Dennoch ist die CS:GO-Szene mittlerweile stabiler geworden. In Dota 2 hingegen konzentrieren sich Wechsel auf das TI. Teams werden kurzfristig vor The International gegründet und lösen sich direkt im Anschluss, wenn es nicht geklappt hat, wieder auf.

Um dem Einhalt zu gebieten, hat Valve einen Roster-Lock eingeführt, der Teams einen möglichen direkten Invite für das Mega-Event zunichtemacht, sollten sie diesen brechen.

Aufhalten wird das jedoch wenige Teams: Lieber riskieren sie es, sich durch verschiedene Online Qualifier spielen zu müssen, als mit einem schwachen Roster beim Valve-Event in den Kampf zu ziehen – alles konzentriert sich eben auf das TI.

„Die einzigen Events, die sich verschlechtern, sind die Major“

In CS:GO haben wir mittlerweile eine mehr als gesunde Szene. Ab und zu wird zwar noch über eine hohe Turnierdichte diskutiert, generell geht es uns aber mehr als gut. Die einzigen Events, die sich verschlechtern, sind die Major.


Wie in Zorkaas Artikel Ende Januar dargelegt wurde, verliert das Major deutlich an Stellenwert – den einzigen Vorteil, den es noch hat, sind die Sticker. Wir haben mittlerweile bessere Turniere mit mehr Prestige, mehr Preisgeld und spannenderen Games.

Sogar die Profis versuchen sich nicht mehr, bei Valve einzuschleimen und sagen klipp und klar, dass das Major nicht ihre einzige Priorität ist – und das ist gut!

Während in den ersten Jahren Teams nur am Erfolg der Major gemessen wurden, ist dieser Ansatz nun hinfällig. Bestes Beispiel hier ist SK Gaming. 2016 kämpften sich die Brasilianer an die Weltspitze und gewannen beide Major-Events.

coldzera und Co. - Zwei Jahre in Folge bestes Team der Welt


2017 hingegen reichte es nicht zum Sieg in Krakau oder Atlanta – dennoch gilt SK als bestes Team des Jahres, da die Spieler mehr als eine Handvoll wichtiger Turniere gewinnen konnten. Endlich bewerten wir Teams anhand ihrer gesamten Saison und nicht anhand von ein bis zwei Peaks.

TI, TI und noch mehr TI - es hängt zu den Ohren raus

In Dota 2 sieht das hingegen anders aus. Gewinnt ein Team nicht das The International, kann es schlussendlich nicht das beste Team des Jahres sein. Ein gutes Beispiel an dieser Stelle ist OG.

Im alten Major-Zirkus gewannen die Europäer vier von fünf Major-Events – eine phänomenale Leistung. Bei The International hingegen enttäuschten sie sowohl 2016 als auch 2017 und kamen nicht über eine Top 8-Platzierung hinaus.

Schlussendlich sind also Wings Gaming und Team Liquid die besten Teams des Jahres – die jeweiligen TI-Sieger.

Dota 2 wird verhätschelt

Es ist allseits bekannt, dass Dota 2 Valves Lieblingskind ist. The International, ein neues Major-System und zweiwöchentliche Patches sprechen eine deutliche Sprache. Die Abhängigkeit von Valve ist unausweichlich.

Valve hat die Szene komplett im Griff und hat alle Entscheidungsgewalt. Der neue Major-Circuit in Dota 2 war dazu angedacht, um wieder Freiheiten und Wettbewerb in die Szene zu bringen. Neben den Major- und Minor-Turnieren gibt es jedoch nicht mehr allzu viel.

Durch die Vernachlässigung sieht das in CS:GO etwas anders aus. CS:GO hat wirkliche Freiheit.

Neue Veranstalter, Turniere weltweit mit schmackhaftem Preisgeld und namhaften Teams sowie gut besuchte Events – wir leben in einer perfekten Welt. Ein eigenes The International würde uns genau diese Freiheiten wieder nehmen und uns zurück in die Abhängigkeit stürzen.

Ein kleines Manko bleibt

… und das ist das Preigeld. Eine Million USD Preisgeld plus Sticker-Money ist wirklich nicht viel, vergleicht man es mit Dota 2 oder auch anderen Spielen. Natürlich wissen wir nicht, wie hoch die Summen für die Sticker sind, es wird aber nicht die Sphären des TIs erreichen und bezieht sich nicht auf die Leistung beim Event.


Andere Turnier-Veranstalter sehen sich also nicht genötigt, ihre eigenen Preisgelder zu vergrößern. CS:GO gehört zu den besten natürlich wachsenden Spielen, ist vielleicht sogar das beste in der Kategorie, die Preisgelder lassen aber echt noch Luft nach oben.

Kleine Sprünge würden die Szene schon genug pushen. Aber 20 Millionen USD Preisgeld durch ein Event brauchen wir auf jeden Fall nicht. Oder wie seht ihr das?

Diese Kolumne spiegelt allein die Meinung des Autors wider und nicht zwingend die von 99Damage oder der Freaks 4U Gaming GmbH.

Photo credit article: Danny Singer - Freaks 4U Gaming GmbH
Photo credit teaser image: Valve

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    Mike Koch
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