Geposted von Zorkaa,
Als Owen 'smooya' Butterfield von BIG vorgestellt wurde, hätte die Reaktion der deutschen Community negativer nicht sein können. Nur zwei Monate später schallt sein Name lautstark durch die von 15.000 Fans besuchte LANXESS Arena in Köln - der Brite ist bei BIG und seinen Fans angekommen. Die ESL One Cologne 2018 hat in vielerlei Hinsicht für denkwürdige Momente gesorgt. Abends feierten die Fans den Erfolg von BIG mit einem Autocorso, die Kölner wurden auf nächtlichen Bahnfahrten von fröhlich gröhlenden Fans zu ihrer Station begleitet und in Deutschland werden sich in den kommenden Tagen viele über die Beflockungswünsche ihrer Kunden wundern.

Durch die ESL One Cologne 2018 steht smooya hoch im Kurs und hat sicherlich einen großen Teil dazu beigetragen, dass das BIG-Trikot auf dem Event restlos ausverkauft war.


Keine herzliche Begrüßung

Vor drei Monaten war man noch weit von diesem Freudentaumel entfernt. Ein lauter Teil der deutschen Community wollte nach der Verpflichtung vieles - nur kein Trikot von smooya: "Kam mir wie ein verspäteter Aprilscherz vor", "Vorher fand ich BIG sympathisch, jetzt ist diese Zeit vorbei", "Sehr schade ... nicht mehr das BIG, welches ich mal angefeuert habe."

Da Florian 'syrsoN' Rische nicht verpflichtet werden konnte, sah BIG keine deutsche Alternative, weshalb man sich auf den europäischen Markt konzentrierte. Zuvor hatte Fatih 'gob b' Dayik während der WESG 2017 allerdings noch betont, dass sie ein deutsches Team bleiben wollen.

"Ich will lieber auf Deutsch ansagen und wir wollen auch der Community zeigen, dass wir nicht umsonst als deutsches Team gelten, sondern auch wirklich daran glauben"


Der Versuch ist es wert

Den Entscheidungsträgern Nikola 'LEGIJA' Ninić und Co. fiel smooya durch seine beeindruckenden Statistiken und seinen Spielstil auf. Der Spielgestalter gob b sagte in einem Q&A, dass ein AWP-Spieler mit den Freiheiten, die er diesem gibt, etwas anfangen können müsse. Der extrovertierte Brite hat genau das während seiner Zeit als Star-Akteur bei Epsilon eSports gezeigt.

Christian Lenz: "In erster Linie ging es für uns darum, eine AWP mit Impact zu bekommen. Wenn diese AWP deutschsprachig ist, ist das natürlich noch mal ein großer Bonus. Aber alle Kandidaten im Vergleich mit smooya waren wesentlich schlechter gewesen"


Spielpraxis hatte er aber zu diesem Zeitpunkt lediglich gegen Tier 3 und Tier 2-Teams. Den Gründen für die Verpflichtung standen negative Vorzeichen wie seine "schwierige Persönlichkeit" und die Umstellung der Sprache gegenüber. Alles überwindbare Hindernisse.

kakafu: "Wir versuchen ihn so gut es geht in unseren Alltag zu integrieren, indem wir gemeinsam Essen gehen, Taktiken besprechen oder einen Film schauen. Ebenso versuchen wir sein Spiel anhand unserer internen Demos und Teamspeak-Mitschnitten zu verbessern"


Im 99Damage Podcast hebt Team Manager Christian Lenz besonders die Motivation seines neuen Schützlings hervor, die essentiell für die Entwicklung eines Spieler ist. "Er spielt, um zu gewinnen." Das hat der Brite schon zahlreich unter Beweis gestellt.

Sei es die Tatsache, dass er nach drei Jahren schon 7.000 Stunden in CS:GO vorweisen kann, nach dem knappen Gruppenaus in Brasilien vor Enttäuschung weint oder einen Tag nach dem Finale in Köln schon wieder FPL-Spiele streamt: Der Brite lebt Counter-Strike.


Erste Darbietung seines Potenzials

Neben der fundamental wichtigen BIGschen Zusammenspiels wurde der Erfolg in Köln besonders auf den Schultern von Johannes 'nex' Maget und Johannes 'tabseN' Wodarz getragen.

Im Vergleich zu seinen Mitspielern war smooyas Einfluss, gemessen an seiner +1 K/D-Differenz sowie der ADR von 67, überschaubar. Bei den Flash- und Granaten-Statistiken muss man ebenfalls erst etwas suchen, bevor man den Briten findet.

Und doch hat er den Sprung ins kalte Wasser gemeistert - den Sprung von Online-Matches im CSGOFAST CUP zu Playoff-Spielen in der LANXESS Arena gegen Größen wie Nikola 'NiKo' Kovač, Aleksandr 's1mple' Kostyliev.

Nach einem langsamen Start in der Gruppenphase überzeugte er in den Playoffs, insbesondere gegen den FaZe Clan und G2 Esports. In der Gruppe kam der AWP-Spieler nicht über eine K/D-Ratio von 0,90 hinaus, bevor er in den Playoffs mit einer K/D von 1,11 auftrumpfen konnte.

gob b: "Sein Potenzial ist so hoch wie bei kaum einem anderen Spieler, mit dem ich bisher gespielt habe! Was er lernen muss, ist aber kein Geheimnis: Er braucht einfach noch mehr Erfahrung in allen Belangen. Dann wird aus ihm ein noch viel viel wichtigerer Spieler, als er schon ist. Als Mensch muss er einfach weiter so locker und frech bleiben, wie er ist, und hochmotiviert weiter an sich arbeiten!"


Laut Analyst Alexander 'kakafu' Szymanczyk habe BIG mit smooya Qualitäten dazugewonnen, die seinen Vorgängern Kevin 'keev' Bartholomäus und Niels 'luckeRRR' Jasiek gefehlt hätten. Er habe keine Furcht und könne seinen sehr hohen mechanischen Skill besser einsetzen. Er müsse aber noch lernen, die "smarten und aggressiven Moves, die er abrufen kann", "konstanter umzuwandeln."

smooya schon Geschichte oder Zukunft?

Während gob b, tabseN, nex und tiziaN bereits seit 2012 deutsches Counter-Strike vertreten, ist der 18-jährige Owen 'smooya' Butterfield nach nur drei Monaten in der Szene ein Teil des denkwürdigsten und beeindruckendsten Erfolgs in der deutschen CS:GO-Geschichte.

Richtig ernst genommen hat man den vorlauten Briten zwar nicht, als er nach dem fairerweise knappen Gruppenaus in Belo Horizonte sagte, dass sie erst bei 40% ihres Potenzials seien. Sein Team und er haben es den Skeptikern eindrucksvoll bewiesen. Oder wie Tizian 'tiziaN' Feldbusch sagen würde: "GO BIG Ihr Lutscher!"

smooya: "If you find a game you like and think you could be quite decent then just play with your friends, make sure you stay grounded and not have a huge ego. Stay consistent – it’s like anything, you know; going to the gym, playing basketball. There is no way around it besides staying consistent, practising, not giving up, and eventually you’ll make it."


Mit seiner wissbegierigen Art und ungeheuren Movitation scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich der 18-Jährige individuell zu einem ganz Großen entwickelt. Am wichtigsten ist im Moment allerdings, dass er weiterhin mit BIG funktioniert, BIG mit ihm funktioniert und er nicht Heaven geht.



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