Geposted von got_d1Ce,
Auf der Szeneseite hltv.org sind wir auf einen interessanten Userblog gestoßen, der durchaus einiges an Brisanz mit sich bringt und wir gerne für euch aufgreifen wollen. Das Thema beschäftigt sich damit, dass CS:GO bald Free2Play sein soll. Welche Auswirkungen wird das auf die Topteams haben, die Entwicklung der Preisgelder und vorallem, wird es der Community helfen oder wieder spalten? Wir beleuchten die Aspekte und wollen mit euch darüber diskutieren. Der Originalartikel auf hltv.org beschäftigt sich eher mit einem Drama zwischen einem User und einem Topspieler aus Schweden. Wer sich das Drama in allen Akten zu Gemüte führen will, kann das hier tun.

Wir finden die Aussage "CS:GO is going free 2 play" wesentlich interessanter und sehen hier ein großes Diskussionspotential und wollen uns Gedanken über die Auswirkungen eines solchen Schrittes machen. Ein kleines Brainstorming in unserem Redaktionsteam hat uns zu den folgenden Punkten gebracht, welche wir nun beleuchten wollen und sind anschliessend auf eure Meinung und Kommentare gespannt.

Kauf vs. Free2Play

Sieht man sich die Geschichte der Vorgänger von CS:GO an, so steht man bei Valve auf dem Standpunkt, dass Spiele wie CS 1.6 und CSS weiterhin nicht Free2Play sind, obwohl der Support und die Entwicklung mit dem Erscheinen von CS:GO größtenteils eingestellt wurden. Diese "alten" Titel aus dem Hause Valve lässt man sich aber nach wie vor noch bezahlen. Wer auf CS:GO umsteigen wollte, musste bisher ebenfalls einen Griff in den Geldbeutel tätigen. Hier ist sicherlich zu erwarten, dass einige Anhänger von CS:GO verärgert sein werden, wenn es nun ein Free2Play-Titel würde.

Wie wird man bei Valve die weitere Entwicklung gestalten, sollte CS:GO wirklich bald kostenlos angeboten werden? Aus anderen Gamegenres, welche kostenlos sind, kennt man einige Features, die mit einer kostenlosen Version einhergehen. Ingameshop für Maps, Equipment oder ähnliches sind beliebte Mittel von Gameherstellern, um ein Spiel, trotz kostenlosem Rollout, weiterhin finanziell attraktiv zu halten. Im schlimmsten Fall entwickelt sich daraus ein Pay2Win-Prinzip. Wer im Spiel mithalten will und konkurrenzfähig bleiben will, muss monetär investieren. Dies wurde bereits bei Team Fortress 2 umgesetzt und hat seitdem deutlich höhrere Spielerzahlen als zuvor. Mit Dota2 hat Valve ebenfalls einen Free2Play-Titel aufgebaut von dem man nun einiges kopieren kann.

Über Ingamewerbung könnte man so eine wichtige Einnahmequelle aufbauen, um es nicht auf den User abzuwälzen sich Waffen o.ä. kaufen zu müssen. Ansätze gab es bereits zu 1.6-Zeiten, hier müsste man ebenfalls ein Team aufbauen, die sich genau darauf spezialisieren, um damit auch Geld zu verdienen.

Spielerentwicklung und Spielqualität

Wird ein frei erwerbliches CS:GO einen entsprechenden Communityzuwachs zur Folge haben? Sicherlich wird der eine oder andere, der den bisherigen Preis nicht zahlen wollte, das Spiel nun aus einem anderen Licht betrachten und sich vielleicht zu einem Wechsel hinziehen lassen. Was bedeutet das aber für die Community und die Spielqualität?
  • Community: Für die Community ergibt sich hier ein riesiges Wachstumpotential. Spieler, die finanziell nicht so gut gestellt sind, haben nun ebenfalls die Chance ein Teil der Community zu werden. Ebenfalls ist ein Zuwachs an Spielern aus ärmeren Ländern zu erwarten, was die Community kulturell erweitern wird. Valve würde hiermit weiteres Potential schaffen, um mehr Zugriff auf Spieler zu erhalten. Marketingtechnisch ist das für Valve sicherlich von Vorteil. Aber wo Sonne scheint, fällt auch Schatten. Ein Free2Play-Game bietet jedem Spieler Zugang, unabhängig von seinem Skill und seiner Einstellung zu einem Spiel, was uns zu dem nächsten Punkt bringt.

  • Spielqualität: Mit einer wachsenden Community ist sicherlich davon auszugehen, dass sich die Spielerschicht und die Spielqualität verändert. Es kann durchaus sein, dass hier Spieler aus anderen Gamegenres kommen und sich mit FPS-Spielen bisher noch nicht beschäftigt haben. Dadurch würde die Gameknowledge sinken und der ambitionierte Gamer wird sicherlich viel Geduld aufbringen müssen, um CS:GO treu zu bleiben und solange zu warten bis sich wieder ein gleichbleibendes Level eingestellt hat. Man kann es aber auch von der Seite sehen, das sich nun wieder mehr Spieler mit einem Spiel beschäftigen und es Potential für eine Nachwuchsentwicklung geben kann. Im Worst Case führt es dazu, das die Allgemeinheit "dümmer" wird in Punkto Gameplay, die Spitze im Bereich Pro-Gaming sich im Gegenzug aber an Nachwuchs bereichern kann.

Weitere Negativpunkte sind, dass mit einem Free2Play auch die Masse der Cheater weiter steigen wird. Auch hier müsste Valve deutlich in die Cheaterkennung investieren, um das Spiel sauber zu halten. Des Weiteren hilft es zwar den Spielern, die wenig Geld haben, dass Spiel nun zu spielen. Die erforderliche Hardware, um das Spiel ordentlich zu spielen wird aber dennoch benötigt. Und gerade das wird auch in CS:GO für viele FPS-Spieler der Welt ein Hinderungsgrund sein.

Tutorials und Verbreitung von Gameknowlege

Ein weiterer guter Schritt, um eventuell oben genannte Einbußen in der Spielqualität zu vermeiden, wäre eine Tutorialsektion In-Game. Sind wir mal ehrlich, das bisherige Tutorial ist nicht gerade das Beste. Man lernt zwar grundlegend kennen, wie eine Waffe funktioniert, aber nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht könnte man, in Zusammenarbeit mit Progamern, Tutorials zu Aim, Movement und grundlegender Spieltaktik mit einbinden. Somit kann ein neuer Spieler sich noch besser mit dem Spiel beschäftigen und bekommt die Basics von Könnern beigebracht. Das wären sicherlich dankbare Features die in einer wachsenden Community gut angenommen werden würden. Ansätze dazu hatte Valve bereits mit veröffentlichten Videos gezeigt. Genauso bietet es Szeneseiten und Streamern neues potential, um hier auch die Casualspieler zu erreichen.

Proszene

Nun, die Community und die Spielqualität im Allgemeinen haben wir bereits angeschnitten. Aber wovon lebt ein Spiel im FPS-Bereich eigentlich? Richtig, vom eSport, den Proteams und deren Fans. Wie wird sich die Proszene entwickeln, welche Vorteile ergeben sich hier oder eben auch Nachteile? Einen Vorteil durch die Erweiterung der Community und Nachwuchspotential haben wir schon angesprochen. Ein anderer Vorteil ist natürlich, dass sich durchaus eine größere Vielfalt an Proteams entwickeln kann. Zuschauerzahlen wie bei StarCraft oder LoL wären dann keine reine Utopie mehr, da das Spiel einen größeren Bekanntheitsgrad erwerben kann. Auch hier wäre Valve mit einem CS:GO sicherlich wieder marketingtechnisch gut aufgestellt, was sich sicherlich auch hier in bare Münze wandeln lässt. Für Progamer mit einem entsprechendem Clan im Rücken, wird sich sicherlich kein großer Nachteil ergeben, auch unter der Betrachtung das ein Pay2Win-System oder ein Ingameshop in Erwägung gezogen wird, da hier sicherlich Sponsoren und Clans die Kosten übernehmen werden. Was allerdings nicht passieren darf auf Seiten von Valve, ist, dass man die Spielentwicklung und die Spielbarkeit vernachlässigt. Über den Casualgamer wird nicht berichtet, aber Berichte auf Szeneseiten und die Meinung von Progamern zu einem Spiel bringen eben gute oder schlechte Mundpropaganda. Hier ist man selbst bei einem Free2Play-Spiel gut beraten, weiterhin ein fähiges Entwicklungsteam in enger Kooperation mit den Progamern zu beschäftigen.

Serverauslastung/Communityserver

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Server. Ohne Server kein Onlineplay und somit keine wachsende Community. Es ist an einigen Tagen im offiziellen Matchmaking nicht immer einfach, schnell ein Spiel zu finden. Teilweise gibt es hier noch zu lange Wartezeiten. Hier wird Valve sich Gedanken machen müssen, denn eine weltweite Serverabdeckung bei wachsender Spielerzahl ist das Grundgerüst für einen erfolgreichen Vertrieb.

Cheating

Ein schwarzes Kapitel in jedem Spiel: Das Cheating. Wer kennt es nicht, wer liest es nicht in regelmäßigen Abständen auf entsprechenden Szeneseiten? Allein diese Woche gab es dazu vier News bei uns zu finden. Cheating angefangen im Casualgaming bis hin in die Proszene. Es ist leider Bestandteil eines jeden erfolgreichen Games und im Bereich FPS noch mehr als in anderen Genres. Bereits jetzt ist es schon schwer für Valve Cheating bei einem zu bezahlendem Spiel zu verhindern. Damit bleibt zu befürchten das für ein Free2Play-Game die Cheatrate in die Höhe schnellen wird. Ein Wehrmutstropfen, den man bei Valve dann in Kauf nehmen muss oder man sich eben Gedanken um ein Anti-Cheatkonzept macht, welches besser greift als die bisherige Version von VAC oder ähnliches. Auch beim Ertappen eines Cheaters und dessen Sperre, ist es für den Cheater dann ein leichtes sich einen neuen Account anzulegen und sich erneut in CS:GO zu registieren und weiter zu spielen. Die Grenze sich jedes Mal einen neuen Steamaccount zu erstellen und somit erneut Geld für ein Spiel zu investieren entfällt vollkommen. Ein Problem, welches man wohl kaum aus der Welt schaffen oder abfangen kann. Dennoch könnte durch den Umbruch und ein verbessertes Anti-Cheat-Tool seitens Valve die Investitionskosten für Anti-Cheat-Software der Ligenbetreiber reduziert werden, da man sich auf die Valve-Software verlassen kann.

Jugendschutz

Ein eher nebensächlicher Aspekt, aber doch betroffen. Erhöht Valve den Zugang zum Spiel durch ein Free2Play-Konzept, wird es sicherlich schwer die Altersverifikation aufrecht zu erhalten. Der Erwerb ist so weit vereinfacht dann, dass gewisse Abfragen wie Zahlungsmethoden etc., welche ebenfalls mit einer gewissen Altersidentifikation gekoppelt sein können, entfallen. Gerade in Deutschland ist es ein heikles Thema, wo der der Jugendschutz sehr ernst genommen wird.


Abschliessend bleibt zu sagen, dass Valve hier gefordert ist. Man muss abwarten, wie und mit welchem Konzept Valve dieses Ziel umsetzen wird, wenn sie sich dazu entschließen sollten. Valve hat es in der Hand den Weg für ein erfolgreiches FPS-Game zu bereiten oder ein vielversprechendes Spiel an die Wand zu fahren.

Wir hoffen wir haben Anregungen und Fragen behandelt, die auch euch beschäftigen und konnten euch einige Sichtweisen eines Free2Play-Konzeptes mit dessen Auswirkungen näher bringen. Sicherlich findet auch ihr noch viele Aspekte und Auswirkungen, die hier unbehandelt geblieben sind. Diskutiert mit uns und der 99Damage-Community in den Kommentaren und teilt uns eure Meinung mit oder bringt eigene, neue Ansichten mit ein.

Kommentare