Geposted von kautzy,
Als Counter-Strike-Fan ist man ja Vieles gewohnt, nur eben keine Veränderung. Doch dann kam 2018 und die CS-Welt stand Kopf... USA! USA! USA!

Anfang 2018 scheint die Welt noch in Ordnung. Das erste Major des Jahres findet mal wieder in Nordamerika statt. Das ist vor allem für die Spieler immer wieder toll: Die Hälfte von ihnen muss nämlich die Reisemühen nicht auf sich nehmen und darf dank eines abgelehnten Visums bequem von Zuhause aus zuschauen. Alles halb so schlimm, denn in der winzigen Arena, die die ELEAGUE mal wieder ausgesucht hat, wäre sowieso kein Platz mehr gewesen.

Zum Ende des Turniers deutet sich dann aber doch ein unbehagliches Erdbeben der Veränderung an: Cloud9 gewinnt als erstes nordamerikanisches Team sensationell ein Major. Eine historische Leistung eines Lineups, das sicher noch lange bestehen bleibt.


Zumindest bei Virtus.pro weiß man noch, was man bekommt: Der Fels in der Brandung der CS:GO-Welt fliegt mit 0:3 aus der Gruppenphase. So sind wir das gewohnt.
Doch dann gerät selbst in Polen die Welt aus den Fugen: Nach vier Jahren in derselben Konstellation gibt es endlich legale Sterbehilfe und Wiktor 'TaZ' Wojtas muss (oder darf?) gehen. Es ist erst Januar und man kann sich scheinbar schon jetzt auf gar nichts mehr verlassen.

Legendäre Lineups lädiert

Nachdem nichtmal mehr VP an seinen Golden Five festhält, ist jetzt auch den anderen legendären Lineups scheinbar alles egal. SK Gaming wirft kurzerhand zwei Brasilianer raus und will Aleksandr 's1mple' Kostyliev und Egor 'flamie' Vasilyev verpflichten. Der CS:GO-Welt klappt beim Gedanken an eine s1mple-coldzera-Paarung kurz kollektiv die Kinnlade runter, bevor dann etwas zeitversetzt Jake 'Stewie2K' Yip und Tarik 'tarik' Celik als Neuzugänge bekannt gegeben werden.

Bei Cloud9 reitet man also offensichtlich die Welle des Major-Erfolgs. Zeitgleich mit dem Stewie-Wechsel gibt Tyler 'Skadoodle' Latham seinen Rücktritt bekannt, nur um ein paar Tage später vom Rücktritt zurückzutreten. Wenn er doch nur auf dem Server so viel Eigeninitiative zeigen würde. Mit Pujan 'FNS' Mehta hat Cloud9 jetzt zumindest einen echten Ingame-Leader und endlich wieder etwas Stabilität – bis er einen Monat später wieder rausgeworfen wird.

Wenigstens Frankreich hält sich noch an seine Prinzipien: Immer schön Drama und fleißig shufflen. Nach dem Major hat shox trotzig sein Baguette in die Ecke geworfen - jetzt dürfen Nathan 'NBK-' Schmitt und Dan 'apEX' Madesclaire mit ihrem Lineup scheitern.
Gesagt, getan und so hört ocelote für fünf Minuten damit auf, seine CS:GO-Lineups auf Twitter zu trashen, setzt shox wieder an die Spitze und sorgt mit exorbitanten Buyouts dafür, dass der Rest nicht mehr aus seinem Vertrag kommt. shox reaktiviert seinerseits kurzerhand den verlorenen Sohn aus Belgien. Nein, nicht Adil 'ScreaM' Benrlitom, dem die französische Szene weiterhin empathisch den Mittelfinger zeigt, sondern Kevin 'akukhoS' Droolans, das alte Haus. Ein Jahr Zeit will er haben, um sein System in die Gehirne der Spieler zu waschen.


Alle Jahre wieder

Zuflucht und Routine finden verstörte CS:GO-Enthusiasten bei den Events an sich. Die WESG 2017 zum Beispiel sind erneut das CS:GO-Event mit dem höchsten Preisgeld und erneut interessiert sich weit und breit keine Sau dafür. Wer hat das nochmal gewonnen? Ist ja eigentlich auch egal.

Ach ja, Fnatic war's. Wenigstens bei den Schweden bietet sich ein gewohntes Bild: Kurz vor den WESG gewinnt das Team zum dritten Mal die IEM Katowice und Robin 'flusha' Rönnquist produziert im Finale verdächtige Clips, als wäre es wieder 2015. Und solange VP in Katowice trotz Invite in der Gruppenphase rausfliegt, scheint die Welt ja wieder einigermaßen in Ordnung zu sein.

mousesports ist nach Jahren der Dürre auch endlich erfolgreich, hat es aber wohl satt, immer nur als „Mini-FaZe“ bezeichnet zu werden. Auf dem vermeintlichen Weg zum „Maxi-FaZe“ verpflichtet die Orga den größten und schwersten Spieler, den sie kennt: Janusz 'Snax' Pogorzelski. Also wieder einer weniger bei VP. Mit dem polnischen Star schaffen es Chris 'chrisJ' de Jong und Co. in Köln dann prompt wieder nicht in die Arena. Wenigstens auf die Mäuse ist also noch Verlass.

BIG things happening in London

Das zweite Major des Jahres findet in London statt. FACEIT will die Turnierlandschaft revolutionieren und hat sich für das allererste UK-Major etwas ganz Besonderes einfallen lassen: irgendwas Ominöses namens Buchholz, ein Huhn als Analyst und so viele Delays wie noch nie. Bravo!

Am Ende kommt es trotz aller Innovation dann aber doch zum erwarteten Ergebnis: VP fliegt mit 0:3 aus der Gruppenphase und mit Paweł 'byali' Bieliński wechseln sie einen weiteren Spieler sowie danach noch mehrmals das Logo - um sicherzugehen.
Natürlich triumphiert auch Astralis am Ende so souverän, wie es die Dänen in den Monaten zuvor auch schon getan haben. Mittlerweile empfehlen Experten den jungen Dänen Markus 'Kjaerbye' Kjærbye, der das Lineup im Januar in bester Judas-Manier in Richtung North verließ, unter ständige Beobachtung zu stellen – Suizidgefahr.

Gute Nachrichten hingegen für deutsche Fans: BIG hat seit dem ersten Major aufgehört, auf Inferno Molotovs vom Balkon nach Action zu schmeißen und es mit einem Briten im Lineup in London wieder zum Legenden-Status gebracht. Dazu kommt auch noch der Wiederaufstieg in die Pro League, die aber leider seit dem Wechsel zur äußerst beliebten und etablierten Gaming-Plattform Facebook niemand mehr schaut. Irgendwas Denkwürdiges soll auch noch in Köln passiert sein, aber das ist mir wohl gerade entfallen.


Wer sind sie und was haben sie mit meinem Lieblingsspiel gemacht?

Schließlich wird klar, dass gar nichts mehr heilig ist, wenn man auf die Änderungen am Spiel selbst schaut. Von wegen "seit 15 Jahren immer nur das Gleiche"! Wann hat denn dein Lieblingsspiel zuletzt so etwas Bahnbrechendes wie ein neues Hauptmenü bekommen, hm? Da soll doch nochmal einer sagen, es würde sich nichts tun.

Das ist natürlich noch lange nicht alles: In einem kläglichen Versuch, die Negev relevant zu machen, wird sie in einen spottbilligen Todeslaser verwandelt. Dafür ist die CZ jetzt ein etwas schwächerer spottbilliger Todeslaser. Außerdem haben wir mit der MP5 eine neue Waffe bekommen und Dust2 ist wieder im Map-Pool. Okay, die letzten beiden Sachen gabs wirklich vor 15 Jahren schon, aber besser als nichts.

Die wirklich bedeutenden Veränderungen hebt sich Valve bis zum Schluss auf: Das Geldsystem wird angepasst und dank neuer Preise für AUG und Krieg sieht Counter-Strike jetzt aus wie Call of Duty, mit Anvisieren und so. Genug Veränderung für ein Jahr - sollte man zumindest meinen. Aber dann wird dank des Danger Zone-Updates aus Call of Duty-Strike mal eben noch ein Free-to-Play Battle Royale. Der gemeine Counter-Strike-Connaisseur weiß gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Allerorts flüchtet man sich in Atomschutzbunker und bereitet sich auf die Apokalypse vor. Woran soll man überhaupt noch glauben?


Auf ein Neues

Zum Ende des Jahres legt sich der Sturm doch nochmal und die CS:GO-Welt verläuft wieder etwas mehr in den gewohnten Bahnen. Epitacio 'TACO' de Melo und Wilton 'zews' Prado kehren zurück nach Hause, VP qualifiziert sich nicht mal mehr fürs Minor, erneutes Wechseldrama bei G2 und Finn 'karrigan' Andersen fliegt hochkant aus dem Team, das er großgemacht hat.

Nun ist es fast 2019 und das neue Jahr wird sicher wieder einige Überraschungen bereithalten. Wenn es in dem Tempo weitergeht, wird sich unsere CS-Welt möglicherweise von vorne bis hinten umkrempeln. Ich persönlich fände das wünschenswert - denn es hat sich bis hierher gelohnt. 2018 war ein turbulentes Jahr für Counter-Strike, aber sicherlich auch eines der besten.



DISCLAIMER: Dieser Text ist Satire und soll als Solcher nicht ernst genommen werden. Die Ansichten des Autors stellen weder die von 99Damage noch die der Freaks 4U Gaming GmbH dar.

Kommentare