Geposted von DasiN,
Janko 'YNk' Paunovic zu FaZe Clan, Wilton 'zews' Prado zu MIBR. Teams wechseln ihre Coaches fleißig durch. Doch welchen Einfluss hat ein Coach auf den langfristigen Erfolg eines Teams? José Mourinho musste im Dezember des vergangenen Jahres seinen Trainerposten bei Manchester United räumen, da der englische Traditionsclub zu weit hinter seinen Erwartungen blieb - in Fußball ein gängiges Mittel.

Funktioniert eine Mannschaft nicht, so ist es meist der Trainer, bei dem man die Fehler sucht. Das zeigt auch den Einfluss, den ein Trainer auf seine Mannschaft hat. Doch wie ist es in Counter-Strike?

[size=14]Counter-Strike ist kein Fußball[/size]

Anders als im Lieblingssport der Deutschen kann der Coach in CS:GO nicht so viel dirigieren. Mit nur fünf Spielern und in den seltensten Fällen mit einem Auswechselspieler auf der Bank hat der Coach keine Möglichkeit, etwas an der Aufstellung zu ändern. Damit fallen einige Diskussionsgrundlagen, wie z.B.: "Warum stellt er den denn auf?", bereits weg.


Des Weiteren ist es für einen Coach in Counter-Strike schwer, die schwache Tagesform eines Spielers zu kompensieren. Ist auch nur ein einziger Spieler außer Form, so betrifft das direkt 20% des Teams. Auch das ist im Fußball anders. In CS:GO hat ein Trainer allerdings andere Möglichkeiten, seine Spieler anzutreiben.

[size=14]Motivation als Schlüssel[/size]

Spieler- und Coaching-Legende Danny 'zonic' Sørensen besticht durch ein ganz spezielles Merkmal. Der Bär steht hinter seinen Jungs und motiviert mit Schreien, Abklatschen und Jubeln, wie kaum ein anderer. Diese Motivation bringt seine Spieler zu Höchstleistungen.

Kjaerbye über zonic (2017): Er ist extrem wichtig für das Team und Teil der Familie. Ich denke, es gibt keinen Coach, der vergleichbar ist.



Er schafft es nicht nur, seine Spieler zu pushen, wenn sie vorne liegen, sondern ihnen auch wieder positive Energie einzuhauchen, wenn mal nicht alles nach ihren Vorstellungen läuft. Selbiges zeigte auch Nikola 'LEGIJA' Ninić im Rahmen der ESL One Cologne 2018, wo BIG sich bis ins Finale spielen konnte.

[size=14]Disziplinarische Maßnahmen nicht möglich[/size]

Doch was ist, wenn man mit Motiviation nicht mehr weiterkommt? Wenn ein Spieler unmotiviert ist oder keine Disziplin aufweist, ist es im Fußball zum Beispiel gang und gäbe den Spieler disziplinarisch zu bestrafen. So wurde zum Beispiel Ousmane Dembélé beim FC Barcelona auf die Bank gesetzt, weil er mehrere Stunden zu spät zum Training erschien. Für solche Maßnahmen ist zumeist der Trainer zuständig.

In Counter-Strike gestaltet sich so etwas recht schwierig. Durch die nicht vorhandenen Ersatzspieler kann man Auszeiten bei Spielern weniger erzwingen. Doch das ist nicht der Hauptgrund. In einem Interview sagte Janko 'YNk' Paunovic, man habe als Trainer wenig Macht gegenüber den Spielern. Der Trainer ist lediglich eine Addition zum Team: "Am Ende des Tages können die Spieler immer noch sagen, dass sie nicht zustimmen". Ähnlich sieht das auch Niclas 'enkay J' Krumhorn, Coach von ALTERNATE aTTaX.

enkay J: Im Tier 1 Bereich sind die Egos der Spieler schon sehr groß und da ist es schwer für einen Coach, sich durchzusetzen.



Bei sehr angesehenen Coaches wie zum Beispiel zonic oder auch zews verhält sich das etwas anders. Diese haben schon selbst auf sehr hohem Niveau gespielt und bringen alles mit, was man braucht, um Autorität zu versprühen. Dazu gehört ein hohes Know-How zum Spiel, das Erkennen von Meta-Änderungen und das Durchsetzungsvermögen gegenüber den Spielern.

Bei Astralis hat zonic allerdings auch einen dankbaren Job. Jeder Spieler im Team ist professionell und weiß, dass man nur weiterkommt, wenn alle an einem Strang ziehen.



[size=14]Der Coach als Entscheider[/size]

Vielen Counter-Strike-Spielern fehlt es noch an Reife. Schnell entstehen zwischenmenschliche Dispute, Teams wechseln oder lösen sich im schlimmsten Fall auf. Spieler A will nicht mehr mit Spieler B zusammenarbeiten und der Coach kann nicht viel machen außer zuzugucken.

Für Niclas 'enkay J' Krumhorn, wäre es der beste Fall, wenn der Coach vom Management mehr Entscheidungsgewalt bekommt. Immerhin sollten gerade Coaches, die Reife und das Verständnis dafür besitzen langfristig planen zu können und das Team voranzubringen.

enkay J: Ich fände es gut, wenn die Coaches von den Organisationen freie Hand bekommen würden. Sie sollten das Team aufstellen dürfen und über disziplinarische Maßnahmen entscheiden.



Damit wäre es ein ähnliches Prinzip wie im Fußball und speziell in der Premier-League, der englischen und stärksten Liga der Welt. In der Transfer-Periode tätigt der Manager, der gleichzeitig Trainer ist, die Transfers, stellt die Mannschaft auf und entscheidet über Strafen und Boni.

[size=14]Die Spieler sind die Stars[/size]

Die Wunschvorstellung von enkay J wird aber wohl vorerst nicht Realität werden. Die Spieler sind die Stars und wenn eine Organisation sagt, dass der Coach bei ihnen alles entscheidet, dann wird es wohl schwer werden, ein kompetitives Team zusammenzustellen.

enkay J: Am Ende des Tages geht es nicht darum, ob sich der Coach wohlfühlt, sondern darum, ob sich das Team wohlfühlt.



Immerhin gäbe es für einen Star-Spieler auch die Möglichkeit, ein Team zu finden, wo er mehr Freiheiten hat und er nicht von einem Coach "an die Leine genommen" wird. Spieler sind nunmal letzten Endes die, die auf dem Server die Frags machen und die Siege einfahren. Das ist der momentane Tenor in der Szene.

Auch im Fußball sind die Spieler die Stars, doch dort lernen die Akteure von klein auf, dass der Trainer das Sagen hat und sein Spielplan nur funktioniert, wenn alle zusammenarbeiten. In Counter-Strike spielt der talentierte 17-Jährige in der FPL, hat niemals eine professionelle Umgebung erlebt und muss sich dann plötzlich einem Coach unterordnen, der selbst nicht auf seinem Level spielt.

[size=14]Ein langer Weg gepflastert mit Hoffnung[/size]

Stand jetzt haben nur wenige Coaches einen Einfluss auf den langfristigen Erfolg eines CS:GO-Teams. Wenn das Team harmoniert und die Spieler Vertrauen in den Spielplan des Coaches haben, ist seine Arbeit zwar eine große Bereicherung, doch wenn es mal nicht gut läuft und das professionelle Umfeld leidet, verliert der Coach seine Wirkung.

Um die Rolle des Coaches in der CS:GO-Szene zu stärken, muss ein Umdenken stattfinden. Die Professionalität bei den Spielern muss steigen oder dieser muss von der Organisation, bei der er unter Vertrag steht, mehr Entscheidungsfreiheit bekommen. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, doch es gibt die Hoffnung, dass der Coach nicht nur kurzfristig motiviert und über Taktiken sein Team nach vorne bringt, sondern auch die Spieler langfristig wie ein Kleber zusammenhalten und damit eine Einheit formen kann.

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