Geposted von Zorkaa,
Sechs Pokerspieler fliegen zur Pokerweltmeisterschaft nach Las Vegas und schauen im Hotelzimmer die Playoff-Spiele von BIG auf der ESL One Cologne 2018. So oder so ähnlich lautet die Gründungsgeschichte der Esport-Organisation No Limit Gaming. Der österreichische Esport ist seit 2019 um eine neue Organisation reicher: No Limit Gaming stellt in Counter-Strike bereits jetzt die wohl größte Organisation im Alpenland dar. Es wurde ein komplett nationales Lineup verpflichtet - und dieses überrascht mit für die heimische Szene ungeahnten Möglichkeiten. Das Team bekommt in Wien nicht nur die Gelegenheit, regelmäßig zu bootcampen, sondern auch einen Staff zur Seite gestellt: Ein Coach, zwei Analysten und ein Performance Coach unterstützen das Lineup.

Mit diesen Möglichkeiten sei es für den Team-Captain Dimitris 'MITSARAS' Filoxenidis ein Leichtes gewesen, seine ehemaligen Schützlinge Christoph 'chrissK' Kröll und Anel 'NinoZjE' Zukic für das Projekt zu gewinnen. Diese seien auch die "Wunschkandidaten" des Teams gewesen. Durch Jonathan 'xTreMe' Steinhöfler und Roman 'Mongol' Czylok, die mit MITSARAS den ehemaligen Kern von Private eSports darstellten, sind außerdem zwei talentierte Jungspunde Teil des Teams. Sie bilden die Zukunft des östereichischen Counter-Strikes.

Kein Schnellschuss

Zukunft ist das Stichwort bei No Limit Gaming. Das Management wolle nicht "blind viel Geld investieren". Dafür hat der CEO von No Limit Gaming, Stefan Schillhabel, im Vorfeld viel Recherche betrieben und sich unter anderem mit Szenekennern wie G2 Esports-Profi Nathan 'NBK-' Schmitt und Christian Lenz, dem Manager von BIG, ausgetauscht. Auch der 99POD mit Lenz und Matthias 'Knochen' Remmert habe ihm geholfen.

Daraufhin schloss sich ein Team aus 15 Pokerspielern zusammen und gründete die No Limit Gaming GmbH, an der alle Mitglieder des Pokerteams beteiligt sind. "Der Gedanke, mit dem Pokerteam zu starten, war, dass man unabhängig Geld generiert, das wir für einen behutsamen und langfristigen Aufbau des Esport-Bereiches nutzen können", erläutert Stefan Schillhabel den Zusammenhang zwischen dem Poker- und dem Esport-Bereich.

Den Spielern wird vertraut

Nicht nur wirtschaftlich verfolgt No Limit Gaming diese Herangehensweise: Auch Christoph 'chrissK' Kröll unterstreicht die Handhabung im sportlichen Bereich. Man wolle sich mit der neuen Konstellation erst einspielen und zusammenarbeiten. Langfristig plane das Lineup dann, zu den Favoriten in den DACH-Ligen zu gehören und in der MDL Fuß zu fassen, so chrissK.

Da sich das Unternehmen zum aktuellen Zeitpunkt noch beinahe komplett selbst finanziert, ist No Limit Gaming in einer ungewöhnlichen Position und kann seinen Spielern den sportlichen Druck von den Schultern nehmen. Damit verfolgt die Organisation in der DACH-Region eine andere Philosophie, die zudem in der Öffentlichkeit klar kommuniziert wird. Im Kontrast dazu wird seit Jahren in DACH-Teams munter durchgewechselt - auch aufgrund sportlichen Drucks der Organisation bzw. Sponsoren.

Der Wille zählt

Für diesen Luxus erwartet die Organisation von ihren Spielern im Gegenzug Einsatz und Motivation. Die Ergebnisse sind anfangs noch nicht wichtig. Diese Erwartungshaltung des Managements ergibt sich auch aus der eigenen Erfahrung als professionelle Pokerspieler.

Schillhabel: "Wir haben im Poker gelernt, nicht allzu ergebnisorientiert zu denken. Wir beurteilen, vor allem am Anfang, nicht nach Liga-Platzierungen und Punkten, sondern wollen etwas Langfristiges entwickeln. Unser Ziel ist es, den Spielern, die wir haben, eine professionelle Umgebung zu bieten und alles zu tun, was in unserer Macht steht, um ihre Entwicklung bestmöglich voranzutreiben."



Das Team sei sehr zufrieden mit dem Paket aus finanzieller Unterstützung und sehr guten Rahmenbedingungen. In Vollzeit zu spielen sei vorerst allerdings noch nicht möglich. Auch aus diesem Grund teilt das Lineup die Erwartung an Einsatz und Motivation. "Dafür werden wir arbeiten und alles geben, um dies mittelfristig zu erreichen", so der Team-Captain.

Österreich im Wandel

Der Kapitän ist der dienstälteste Spieler des Lineups und Österreichs Ziehvater in CS:GO. Als Szenekenner sieht MITSARAS die jüngste Entwicklung in seinem Heimatland positiv. Denn verglichen mit den vorherigen Jahren sei die Auswahl an Spielern gewachsen. So sind einige Teams bereits in der 2. Division der 99Damage Liga vertreten. Man sehe auch, dass die Einstellung der jungen Spieler immer professioneller werde. Durch den Mangel an Ingame-Leadern würde die Entwicklung allerdings trotzdem stocken.

MITSARAS: "Ich bin aber zuversichtlich, dass in Zukunft mehrere österreichische Spieler auch in den höchsten deutschen Ligen zu sehen sein werden."



Stefan Schillhabel merkt an, dass Österreich in Counter-Strike eine stärkere nationale Szene habe als in anderen Esport-Titeln. Trotzdem hat die Szene mit Vorurteilen zu kämpfen: "Leider wird dieses riesige Potential der Szene sehr oft von der absolut veralteten Killerspiele-Diskussion gedämpft und so die Arbeit an Projekten oft unnötig erschwert."

Dem CEO nach seien große Investionen von lokalen Firmen nötig, um zur deutschen Szene aufzuschließen. Auch die Spieler und Organisationen müssen sich ihrer Rolle bewusst werden und sich professionalisieren, soweit es ihnen möglich ist.

Schillhabel: "Vielleicht können wir als Organisation auch eine Brücke bilden und eine Art Vorreiter sein. Wir sehen uns zwar nicht als lokale, rein österreichische Organisation und es ist nicht unser Hauptziel, die österreichische Szene voranzutreiben, aber durch unsere Voraussetzungen wäre dies natürlich ein sehr schöner Nebeneffekt."



Die Spieler von No Limit Gaming wollen auch ihren Beitrag dazu leisten. xTreMe hält das aktuelle Lineup sogar für das beste nationale Team in der Geschichte von CS:GO.

Alexander 'kakafu' Szymanczyk, der als Spieler und Coach der erfolgreichste Österreicher in CS:GO ist, hat allerdings seine Bedenken. Die Teams aus dem Alpenland hätten immer Probleme und wüssten nicht, wie man sich verbessern könne. Trotzdem sieht der BIG-Coach Potenzial im Lineup und rechnet seinen Landsmännern auch Chancen auf die Finals der ESL Frühlingsmeisterschaft 2019 aus.



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