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Unser Redakteur swang- begab sich in Down Under auf die Suche nach Antworten, was man von der australischen CS:GO-Szene in Zukunft erwarten kann. Herausgekommen ist dieser lesenswerte Erlebnisbericht. Counter-Strike als Esport hat sich in den letzten Jahren spürbar weiterentwickelt. Der Wettkampf wird zunehmend umkämpfter und immer mehr Teams drängen auf die Weltspitze. Dabei findet man in den Playoffs hochrangiger Events jedoch fast ausschließlich Teams aus Europa und den USA.

Es scheint so, als könnten Lineups anderer Regionen einfach nicht mithalten. Doch was wird eigentlich in einer solchen Region getan, um die große Lücke zu schließen und den Anschluss an die internationale CS-Elite zu finden? Ich habe mich im Dezember in Australien auf die Suche nach Antworten gemacht.

Counter-Strike in Down Under

Denkt man an Counter-Strike in Australien, denkt man wahrscheinlich zunächst an die IEM Sydney. Doch in deren Schatten scheint sich mehr zu verbergen, als man vielleicht annimmt. Denn die Aussies arbeiten intensiv daran, die regionale Szene voranzubringen und international konkurrenzfähig zu werden. Dazu soll unter anderem ein erst Anfang 2018 gestartetes Event beitragen.

Die Gfinity Elite Series: Ein Turnierkonzept, welches nach dem erfolgreichen Launch in Großbritannien auch in Übersee aufstrebenden Talenten gezielt LAN-Erfahrung ermöglichen soll. Sechs Teams messen sich zwei Monate lang wöchentlich vor Live-Publikum, bis im Grand Final die zwei besten Teams der Season um den Sieg spielen dürfen. Zuletzt lief bereits die zweite Saison des Wettbewerbs und ich habe die Finals vor Ort besucht.

Gfinity Arena in Sydney

Ein Konzept mit Erfolg

Die Matches finden in einem Kinosaal in Sydney statt, der eigens dafür in eine Esport-Arena umgebaut wurde. Ein weltweit einmaliges Konzept, ausgerichtet von Australiens größter Kinokette Hoyts, das jeden Samstag zirka 100 Besuchern ein Esports-Erlebnis vor Ort verspricht.

Im Finale der zweiten Season stehen sich nun der Chiefs eSports Club aus Sydney und ORDER aus Melbourne in einem Best-of-Five gegenüber. Gerade letztere sind mittlerweile auch international kein unbeschriebenes Blatt mehr, haben sie doch erst zwei Wochen zuvor bei den Finals der ESL Pro League Season #8 teilgenommen und dort sogar Natus Vincere an den Rand einer Niederlage gebracht.

Schon kurz nach Beginn des Matches wird klar: Die Fans in der Arena sind voll dabei, die Stimmung ist großartig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es eine vergleichsweise eher geringe Anzahl an Zuschauern vor Ort ist. Und obwohl ORDER seiner Favoritenrolle absolut gerecht wird und die ersten zwei Maps souverän für sich entscheiden kann, ist die Stimmung auch im Fanlager des Lokalteams aus Sydney ausgelassen. Davon lassen sich selbst die Moderatoren anstecken und haben merklich Spaß am Event.

jimNeso und mac am Caster Desk

LAN statt Online-Liga

Das Produktionslevel ist dagegen ausgesprochen hoch und von Verzögerungen oder sonstigen Schwierigkeiten ist nichts zu sehen, was sicherlich auch bei den mehreren Tausend Zuschauern auf Twitch gut ankommt.

Die Fans in der Arena loben vor allem die Idee, alle Saisonspiele vor einem Publikum auszutragen, statt, wie in vielen anderen Ligen, auf Online-Partien zu setzen, welche dann ausschließlich aus der Ferne per Stream zu sehen sind. Zudem bietet das Konzept für die lokalen Fans die Möglichkeit, die Spieler im Anschluss an die Matches noch persönlich zu treffen. Simon Lino, ein Fan aus Sydney, sagt hierzu:

The friendly environment of this event allowed both fans and players to get involved. It was a very fun experience that I recommend to all ages.

Doch zurück zum Spiel: Nachdem die Chiefs überraschend Train gewinnen können, behält ORDER auf der vierten Map die Oberhand und holt sich, zur großen Freude der Fans vor Ort, mit einem 3:1 völlig verdient den Pokal und ein Preisgeld von umgerechnet etwa 25.000 Euro. MVP des Grand Finals ist Josh 'INS' Potter, der im Anschluss das Konzept des Wettbewerbs lobt:

I think the Elite Series is a great opportunity for upcoming players to showcase their talent and get some experience on a stage and at LAN. I really like the idea around it and hope to see it continually growing and becoming better each season. I’m very excited for next year and hope to see some new up and comers playing on stage.


Mit dem Titelgewinn knüpfen die Jungs aus Melbourne übrigens an ihren Triumph aus der Vorsaison an und bleiben das Team, das es zu schlagen gilt. Daran können sich die anderen Teams voraussichtlich bereits im Frühjahr 2019 versuchen, wenn die dritte Season der Gfinity Elite Series an den Start geht.

Ein Blick in die Zukunft

Es ist also künftig noch mehr zu erwarten, was den Esport in einer bislang kaum konkurrenzfähigen Region fördert. Vor Ort wurde auch mir schnell bewusst, dass hier etwas auf die Beine gestellt wird, das die Szene in allen Aspekten weiter voranbringen wird. Nachwuchsspieler bekommen die Chance, ihr Talent vor Publikum zu beweisen, während die lockere Atmosphäre des Events Fans und solchen, die es werden wollen, ein hochklassiges Counter-Strike-Erlebnis bietet.

Außerdem sind laut Veranstalter in den nächsten Jahren weitere, noch größere Turnierkonzepte in Australien geplant. Eine passionierte Anhängerschaft ist dafür auf jeden Fall vorhanden - das weiß auch Scott Russell, Head of Esports der Hoyts Group:

This is just the beginning, we're planning on developing some major esports concepts in the cinema space over the next 5 years.

Sieger der Gfinity Elite Series Season 2: ORDER


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