Geposted von Zorkaa,
Die DACH-Szene hat jemanden verloren, der einmal ein ganz Großer werden könnte. Stattdessen ist der Schweizer in einem europäischen Team samt vielversprechender Organisation untergekommen.


Erinnert ihr euch noch an den 25. Novemember 2019? Wahrscheinlich nicht. Dafür aber eure Lieblingsspieler aus Deutschland, Österreich und Schweiz. Denn seitdem schaut die DACH-Szene gespannt auf seinen verloren Sohn: Rigon 'rigoN' Gashi.

Er und sein Team M1X wurden nicht von irgendeiner Organisation unter Vertrag genommen. Sondern vom Esport-Giganten Team Secret: Eine der renommiertesten Teams in Dota 2 und mehrfacher Major-Gewinner. Mit dieser Unterstützung im Rücken steht rigoN die Tür für eine erfolgreiche Zukunft offen. Endlich.



Ein großer für die DACH-Szene?

Doch wer ist der mittlerweile 20-Jährige mit bisher absurden 5.478 FACEIT-Matches, während Aleksandr 's1mple' Kostyliev im Vergleich 2862 spielte, und 7.300 Stunden in CS:GO?

Gehen wir dafür zurück ins Jahr 2017. Damals wurde ein 18-Jähriger überraschend von den Erfolgsgaranten Alexander 'alexRr' Frisch und Robin 'ScrunK' Röpke zu DIVIZON geholt. Und das, ohne sich über mehrere Seasons mühselig in den Divisionen hochzuspielen, wie es heute mittlerweile üblich ist. Der bis dahin unbekannte Schweizer legte im Oberhaus direkt eine starke Online-Phase hin, weshalb die Erwartungen hoch und die Skepsis höher war.

"Damals hieß es: rigoN dies, rigoN das. Ich wurde Cheater genannt"





Doch obwohl die Augen auf den Schweizer gerichtet waren, meisterte er sein professionelles Offline-Debüt mit Bravour. Gegen Planetkey Dynamics überzeugte der Rifler bei den Finals der ESL Wintermeisterschaft 2017 mit 44:29-Stats im Halbfinale. Nach diesem Tag galt rigoN als das wohl größte Talent der DACH-Szene. Und das auch dank seines schlechten PCs.

"Ich wusste halt, dass ich da rausgehe und einfach umschießen werde. Damals hatte ich noch einen scheiß PC und habe mit 100 FPS gespielt. Deshalb wusste ich, wenn ich auf LAN gehe, dass ich 100% treffen werde"



Schnelles Ende der Cinderella-Story

Doch so schnell wie die vielversprechende Geschichte des rigoNs im deutschsprachigem Raum startete, so schnell war auch wieder alles vorbei. Denn am Ende der Saison gab der Schweizer bekannt, DIVIZON zu verlassen. Grund dafür war seine Ausbildung, weshalb er nicht das zeitliche Pensum aufbringen konnte wie seine Team-Kollegen.

"Ich war zu der Zeit immer noch in der Ausbildung. Deshalb habe ich auch ganz klar gesagt, dass, wenn wir zocken, ich nicht fulltime spielen kann"




Parallel dazu ging für rigoN selbst "dann die Fahrt überhaupt erst los." Denn nebenbei hatte sich der Goldjunge schon in FPL-Challenger gespielt und die Weichen in eine andere Richtung gestellt - Weg von der DACH-Szene. Und diese Entscheidung traf rigoN "ganz bewusst."

Zum einen sah der Schweizer Cheating als großes Problem in der DACH-Szene an. Zum anderen rechnete er sich über den europäischen Weg auch einfach mehr Chancen aus.


Survival of the Fittest

Bis März 2019 nahm rigoN mit verschiedensten Mix-Teams an Qualifiern teil. Erste Schwierigkeiten machten sich bemerkbar, denn die europäische Szene ist schon ein "härteres Pflaster, als die DACH-Szene." In einem kleinen Becken gibt es umso mehr Haifische. Alle, die von einer CS-Karriere träumen. Doch im April 2019 belohnte sich der emotionale rigoN mit dem wohl wichtigsten Meilenstein seiner bisherigen Karriere.

"Mein Karrieresprung war einfach, dass ich in die FPL gekommen bin. Ich habe mir wirklich den Arsch aufgerissen. Ich hatte mit 2.100 Spielen die meisten in FPL-C"





Auch hier schaute die DACH-Szene auf seinen verlorenen Sohn und gab auf Twitter enormen Zuspruch.



Zeiten ändern sich?

rigoN hat sich 2017 zwar gegen die DACH-Szene entschieden, kann aus heutiger Sicht aber dennoch sehen, dass es eine Entwicklung gab. Wäre er heute noch einmal 18, wäre die Szene für ihn attraktiver: "Dann wäre ich auf jeden Fall auf dem DACH-Szene-Level geblieben."

Größere Organisationen wie ALTERNATE aTTaX oder ad hoc gaming bieten mehr Möglichkeiten. Dennoch hätte die FPL den höchsten Stellenwert.

"Die Qualifikation ändert wirklich alles"



"Du wächst auch als Spieler." Denn "in FPL-C hatte ich auch nicht vor jedem Respekt." rigoN gesteht sich ein, teilweise toxic gewesen zu sein. Das Emotionale sei aber auch "seine Persönlichkeit."



Doch daraufhin sich für die FPL zu qualifizierne und mit Größen der Counter-Strike-Szene zu spielen, hat den Schweizer demütiger gemacht. Doch nicht nur das: Auf die Frage hin, was bisher sein größter Erfolg gewesen wäre, sagt rigoN ganz klar:

"Ganz ehrlich... bis jetzt hatte ich noch keine Erfolge."



The Sprout-Way

Das soll sich im kommenden Jahr allerdings ändern: "Ich warte auf meine größeren Turniere." Eigentlich hatte das Mix-Team schon einige Invites, doch die in Kosovo lebenden Dionis 'sinnopsyy' Budeci und Flatron 'juanflatroo' Halimi hatten mit Visa-Problemen zu kämpfen. So konnte das vielversprechende Team eine LAN in Polen nicht spielen, weil es keine polnische Botschaft in Kosovo gibt und die Visa nicht rechtzeitig beantragt werden konnten.

Doch das soll Secret nicht allzu sehr bremsen. Im kommenden Jahr möchte das Team in der HLTV-Rangliste Top-30 bis 20 erreichen. Qualifikationen für kleinere Events wie DreamHack Opens, beispielsweise die DreamHack Leipzig, werden priorisiert: "Einfach mal klein anfangen. Das kleine gewinnen. Dann sehen wir weiter."

Und dann wird sich auch zeigen, ob rigoN wirklich der verlorene Sohn bleibt, oder doch noch einmal mit der deutschsprachigen Szene liebäugelt. Doch bis dahin bleibt Rigon 'rigoN' Gashi der wohl größte Verlust der DACH-Szene.



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