Geposted von kautzy,
Nachdem Astralis letztes Jahr alles dominiert hatte, wollte dieses Jahr endlich jeder sein eigenes Stück vom Kuchen abhaben. Ein Kampf um Counter-Strike ist entbrannt. Das Jahr 2019 begann mit Verzweiflung. Astralis war so lange so unglaublich dominant, dass die Teams schon zu ungewöhnlichen Hilfsmitteln greifen mussten, um die Dänen eventuell vom Thron zu stoßen. Die ersten potentiellen Königsmörder, die Finnen von ENCE, versuchten es in Katowice beispielsweise mit einem drittklassigen EDM-Song. Spätestens seit Basshunter sind Bravo Hits-Beats aus den 90ern und Esport ja eng miteinander verknüpft. Eine Tradition, die über die Jahre hinweg mit peinlichen DJ-Auftritten in betretener Atmosphäre und konsternierten Zuschauermassen bei Opening Ceremonies am Leben gehalten wurde. Wir sagen Danke.



Lange Rede, kurzer Sinn – auch mit eigenem Einlaufsong im Gepäck waren unsere CS-Overlords von Astralis nicht zu schlagen und gewannen ihr drittes Major. Ab Katowice konnte man mit ENCE dann immerhin ein neues Top-Team begrüßen, das auch um Titel mitspielen konnte.

Doch Mitspielen reichte offenbar nicht. Man wollte das beste Team der Welt sein. Und weil es bisher offenbar zu „EZ 4 ENCE, ENCE, ENCE, ENCE, ENCE“ war, beschloss man kurzerhand, sich ins eigene Knie zu schießen und aleksib für sunny aus dem Lineup zu werfen. Die Meinung der Community zu ENCE drehte sich daraufhin um 180 Grad und falls es nochmal einen Song über ENCE geben sollte, dann werden wir wohl alle im Chor „Stupid from ENCE, ENCE, ENCE, ENCE, ENCE“ grölen.

Rekord-Team Liquid – So schnell war eine Ära noch nie vorbei

Sogar Astralis wollte sich mit einer innovativen Taktik selbst besiegen – und war damit auch recht erfolgreich. Dank vertraglicher Obligationen mit RFRSH, also quasi mit sich selbst, spielte Astralis lieber Best-of-Ones und 1v1 Showmatches bei diversen Stops der Blast Pro Series, statt auf wichtigen Turnieren ihre Titel zu verteidigen. Auch hier war die Community mit schneller Häme zu Stelle – darauf ist schließlich immer Verlass – und Astralis fiel das erste Mal seit gefühlten Jahrhunderten in ein Formtief.

Das war die Chance für Team Liquid. Letztes Jahr wurden sie von den Dänen noch derart oft ins Körbchen geschickt, dass man fast schon den Tierschutz rufen wollte. Dieses Jahr probierten sie es statt eines Einlaufsongs mit Avengers-Uniformen. Und dank eines meist abwesenden Astralis konnten die Amerikaner nun tatsächlich nach Herzenslust durch die Turnierlandschaft streunen und pinkelten dabei an jeden Pokal, den sie finden konnten.

Und in was für einem Tempo! Sechs Titel in knapp drei Monaten und obendrein ein Intel Grand Slam in Rekordzeit! Bei Intel gab es daraufhin wohl kollektive Gesichtsentgleisung und mit Sicherheit einen wütenden Anruf nach Köln an den ESL-Mitarbeiter, der Intel ursprünglich mal verklickert hat, wie unwahrscheinlich der Gewinn des Grand Slams und damit der Verlust von einer Million US-Dollar doch sei. Naja, der ein oder andere Mitarbeiter mehr fällt bei den diesjährigen Massenentlassungen der ESL bestimmt nicht auf.

Doch am Ende holte Astralis die Amerikaner trotz der Superheldenverkleidung wieder an die Leine. Die abgebrühten Dänen wussten, dass man ein Choker-Team mit echten FPL PUG-Stars eben nicht mit Aim schlägt, sondern mit psychologischer Kriegsführung – und picken im Halbfinale des Berlin Majors überraschend Vertigo. Das Match war schon vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte.

Echte Pros entschärfen nie

Von gutem Aim haben wir dank der Observer beim Major sowieso nicht viel mitbekommen. Obwohl Counter-Strike seit letztem Jahr einen Battle Royale Modus hat, hat der Starladder wohl niemand verklickert, dass man trotzdem nicht einfach PUBG-Observer nehmen kann. Und damit man noch weniger vom Turnier sieht, ruinierten sie ihren Ruf noch ein bisschen mehr und verboten die allseits beliebten alternativen Streams des Majors. Aber wer braucht schon gute Spielszenen, wenn man Gitarristen mit tätowierter Glatze vor Flammenwerfern hat? Eben.



Auch G2 Esports hat dieses Jahr versucht, Astralis mit einer innovativen Taktik zu besiegen: die Bombe einfach mal nicht entschärfen. Wer weiß, vielleicht funktioniert’s ja. Und wenn es schon nicht für den Sieg reicht, dann doch zumindest für die Spielszene des Jahres. Gratulation an dieser Stelle.

Am Ende konnte in Berlin niemand Astralis das Wasser reichen – nicht mal AVANGAR mit der Hilfe von Jesus, äh, Dzhami 'Jame' Ali. Das Finale war eine derartige Überfahrt, dass selbst der Pokal in den Händen von device ängstlich in sich zusammenfiel.



Suche alleinstehendes CS-Team, zwischen 16 und 29, passabel bis dominant

Der echte CS-Jesus kam aber sowieso aus Frankreich. Mathieu 'ZywOo' Herbaut schleppte zwar keine zwölf nutzlosen Apostel mit sich rum, dafür aber vier abgehalfterte französische CS-Pros. Das Gewicht, das er Match für Match zu tragen hatte, war wahrscheinlich deutlich schwerer als das durchschnittliche Holzkreuz.

Erfolgreich gen Himmel aufgestiegen sind dieses Jahr zwei andere CS-Propheten. Mit Fatih 'gob b' Dayik und Danylo 'Zeus' Teslenko gingen zwei echte Legenden in Rente und haben nun reichlich Zeit, um die Hauptbeschäftigung aller ikonischen CS-Rentner auszuüben und bei den Turnieren dieser Welt den Pokal in die Arena zu tragen. Es sei ihnen gegönnt.



Dank des diesjährigen Machtvakuums witterten auch haufenweise neue Organisation die Chance, mit ihren Teams jedes Jahr reichlich rote Zahlen zu schreiben und wagten den Einstieg in CS:GO. OG, Team Secret und Gen.G Esports sind jetzt wohl auch mit dabei und selbst 100 Thieves schaffte es, sein kNg-Trauma zu verdrängen und kaufte das Renegades-Team, mit dem man laut des Managements der Australier ja so wahnsinnig langfristig geplant hatte.

Du siehst mich, du siehst mich nicht

Am Ende weiß man nicht, wessen Jahr es jetzt wirklich war. Nur eins ist sicher: Es war nicht das Jahr von Valve. Dank der Änderungen an der Economy und der reduzierten SG konnte man das ganze Jahr schon in der zweiten Runde mit eine schnellfeuernden Mini-AWP über die Map rennen.

Valve’s innovative Antwort auf das Problem war dann, mit Vertigo eine Map einzuführen, die niemand spielen oder sehen will und diese dann obendrein im Wochenrhythmus zu verändern. Als kleine Zugabe kamen dann auch noch Player-Models, die perfekt mit ihrer Umgebung verschmelzen. Was will man mit einer OP-Waffe schon anrichten, wenn man gar nicht weiß, wo man auf der Map überhaupt hin muss und gleichzeitig von unsichtbaren Gegnern beschossen wird? Genial.


2019 war also ein chaotisches Jahr für CS. An seinem Ende herrscht aber hoffentlich Dankbarkeit dafür, dass dieses Spiel seit nunmehr 20 Jahren alles überlebt, was ihm an den Kopf geworfen wird – und uns dabei durchgehend prächtig unterhält.


**DISCLAIMER** Dieser Artikel ist Satire und in keiner Weise ernst zu nehmen. Die Ansichten des Autors stellen nicht die Ansichten von 99Damage oder der Freaks 4U Gaming GmbH dar.

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