Geposted von vdr,
Hereinspaziert, hereinspaziert! Das CS:GO-Jahr 2020 wirft seine Schatten voraus und bringt einige Neuerungen in der ohnehin schon kaum zu überschauenden Turnierlandschaft mit sich. Das neue Jahrzehnt ist angebrochen. Auch die Counter-Strike-Szene ist voller Enthusiasmus und alle fiebern bereits jetzt den Grand Finals in Katowice, Köln oder beim ersten Major in Rio de Janeiro entgegen. Bleibt also alles wie gehabt?

[size=14]"B Site": Das Franchising-Experiment[/size]

Wenn es nach dem im Juli 2019 gegründeten Unternehmen "B Site Incorporated" geht, dann sollen im Jahr 2020 neue Maßstäbe gesetzt werden. Bereits im vergangenen Dezember berichtete der Esport-Journalist Jarek "DeKay" Lewis über die großen Pläne einer nordamerikanischen Franchise-Liga mit dem Arbeitstitel "B Site".

Der Stellenwert dieser Liga erklärt sich bereits durch seine Funktionsweise: Zehn der insgesamt zwölf teilnehmenden Teams können sich für zwei Millionen US-Dollar einen Startplatz erkaufen. Gleichzeitig erhalten sie dadurch eine Co-Inhaberschaft und einen finanziellen Anteil am generierten Umsatz der Liga.

Anders als bei anderen Turnieren und Ligen, bei denen die Preisgelder anteilig an die Teams ausgeschüttet werden, sollen bei B Site die Spieler im Vordergrund stehen. Sie erhalten einen direkten Anteil am Gesamtumsatz. Dieser Anteil soll einer Quelle DeKays zufolge von Beginn an bereits knapp über eine Million Dollar betragen - Tendenz steigend.

(Quelle: B Site Inc, via DBLTap)


Zwei Seasons inklusive LAN Finals sollen im Jahr 2020 stattfinden, angefangen mit der Premierensaison ab März. Das Preisgeld beläuft sich dabei auf fast schon unspektakuläre eine Million Dollar pro Season. Viel mehr ist bisher nicht bekannt.

An der Erstellung und Umsetzung von B Site sollen weiteren Quellen zufolge Cloud9 und der Immortals Gaming Club, zu dem auch MIBR gehört, beteiligt gewesen sein. Daraus lassen sich bereits erste Teilnehmer der Liga erahnen. Auch Astralis war Bestandteil dieser Gerüchte, jedoch dementierte Team-Captain Lukas 'gla1ve' Rossander diese unverzüglich.


Fraglich bleibt, ob diese Liga parallel zur ESL Pro League bestehen kann oder ob sich eventuelle Interessenskonflikte ergeben, die es Teams unmöglich macht, an beiden Events teilzunehmen. Eine "Exklusivliga" soll B Site jedoch nicht sein, so viel wurde bereits verraten. Zudem ist bisher nichts über das Qualifikationssystem bekannt, welches zwei Qualifier-Teams die Möglichkeit bieten soll, mitzuwirken. Allerdings ohne Co-Inhaberschaft und ohne finanzielle Umsatzanteile, was einige Fragen unbeantwortet lässt.

[size=14]Vorbild League of Legends?[/size]

Das Franchising-System ist im Esport mittlerweile keine Seltenheit mehr. LoL-Entwickler Riot Games setzt dieses bereits seit Jahren erfolgreich in den globalen Franchise-Ligen wie der europäischen LEC um. Mit Kritikern und Befürwortern gleichermaßen. Denn bekannterweise gibt Riot Games selbst den Ton an und nicht zig verschiedene Turnierveranstalter, wie man es in CS:GO gewöhnt ist.

Das Ligensystem in LoL weist dennoch einige Parallelen zu dem auf, was B Site geplant hat: Die Teams sind Partner der Liga, es gibt keinen direkten Auf- oder Abstieg. Allerdings entscheidet Riot Games selbst, wer mitspielen darf und prüft die Finanzlage der einzelnen Orgas hierfür genauestens. Der Ligenumsatz wird prozentual mit den Teams geteilt und die Teams selbst geben einen Teil ihrer Sponsoreneinnahmen oder Merch-Verkäufe in einen Gemeinschaftstopf.

Jeder bekommt also etwas vom großen Kuchen ab. Und die Investment-Zahlen der vergangenen zwei Jahre sprechen dafür, dass es solche Ligen in Zukunft immer häufiger zu sehen geben wird.

(Quelle: The Esports Observer)


Ganz so einfach wird sich das in CS:GO allerdings nicht umsetzen lassen, denn Valve hat schließlich nur Interesse an der Vermarktung seiner zwei Major-Turniere. Umso interessanter wird zu beobachten sein, wie sich das neue Ligenflaggschiff namens B Site in diesem Jahr präsentieren wird.

[size=14]RFRSH zieht nach[/size]

Beim Kopenhagener Unternehmen RFRSH Entertainment wird es im Jahr 2020 ebenfalls viel Neues zu bestaunen geben. Damit unterzieht sich die bisherige BLAST Pro Series einer weiteren Evolutionsstufe und nennt sich künftig BLAST Premier. Und die will vor allem mit Preisgeld überzeugen: Insgesamt werden 2020 ganze 4,25 Millionen US-Dollar vergeben.

Der Entertainment-Faktor soll dabei natürlich weiterhin im Vordergrund stehen. Doch vom System der vielen simultan stattfindenden Best-of-One-Matches wird man sich verabschieden.



Die BLAST Premier wird ebenfalls zwölf Teams beinhalten und mit zwei Seasons pro Jahr sowie je einem Premier Final daherkommen. On Top gibt es die BLAST Premier Global Finals am Ende des Jahres, ähnlich dem BLAST Pro Series Global Final 2019 im vergangenen Dezember.

Die zwölf Teams, die an der regulären Spring Season teilnehmen, wurden von BLAST bereits bekanntgegeben. Sämtliche Spiele finden Offline statt und auch die Teams, die sich nicht direkt für die ersten Finals qualifizieren, sollen durch ein Showdown-Event eine weitere Chance erhalten. Wie genau dieses Play-In-Verfahren abläuft, ist bisher jedoch nicht bekannt.


[size=14]ESL Pro Tour startet durch[/size]

Die ESL lässt sich von alldem nicht beeindrucken und setzt in diesem Jahr die bereits angelaufene und groß angekündigte ESL Pro Tour um. Ein punktebasiertes, turnierübergreifendes System, welches sämtlichen Teams ermöglichen soll, sich für die ganz großen Events zu qualifizieren.

Angefangen bei den Challenger-Turnieren wie der ESL Meisterschaft bis hin zu den Masters Championship Events namens IEM Katowice 2020 und ESL One Cologne 2020: Die Chancen sind dabei zwar nur theoretischer Natur, doch zumindest bietet es den Teilnehmern einen Anreiz, möglichst gute Turnierplatzierungen und somit Punkte zu erspielen.



Der Gewinner der ESL Wintermeisterschaft 2019 Sprout hat sich durch den Meistertitel also einen Startplatz bei den DreamHack Open Leipzig 2020 erspielt. Diese wiederum dienen nun als Sprungbrett zu den DreamHack Masters Summer in Jönköping.

Welches Turnier dabei zu welchem Folgeturnier führt, ist zugegebenermaßen etwas unübersichtlich, wird aber durch die ESL fortlaufend bekanntgegeben und aktualisiert. Und natürlich darf auch der Intel Grand Slam nicht fehlen, welcher an die Regularien der ESL Pro Tour angepasst wurde.

[size=14]Events am Fließband[/size]

Dass sich in der CS:GO-Turnierlandschaft etwas tut, ist unbestritten. Ob diese Entwicklung jedoch positiv zu betrachten ist, lässt sich wohl erst am Ende des Jahres zweifelsfrei beantworten. Momentan geht alles seinen gewohnten Gang - mit unzähigen Turnieren und Ligen, die alle das Nonplusultra sein wollen.

Und solange Sponsoren sowie Investoren weiterhin großzügig das Porte­mon­naie öffnen, werden die Teams und Spieler auch weiterhin Woche für Woche von Turnier zu Turnier eilen, um den Traum vom CS:GO-Profi am Leben zu erhalten. Immerhin kann man sagen, dass für jeden etwas dabei ist. Egal ob Franchising, punktebasierter Pro Circuit oder eine exklusive Partnerliga.

Teaser-Bildquelle: ESL

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