Geposted von TheHotz,
Counter-Strike wurde im vergangenen Jahr 20 Jahre alt. Was hat sich seither an der Grafik der Spieleserie gewandelt? Mit 15 Jahre alter Hardware lässt sich laut Steam einer der beliebtesten und größten Esport-Titel der Welt spielen. Denn an den Anforderungen hat sich trotz zahlreicher Updates und Neuerungen in all den Jahren nicht viel geändert.

Im November 1999 wurde Counter-Strike als Half-Life-Mod von Minh "Gooseman" Le and Jess Cliffe veröffentlicht. Mit der schon damals populären Half-Life-Reihe als Grundlage für die Mod entwickelte sich in kurzer Zeit eine große Fangemeinschaft. Viele Community-Mitglieder brachten sich mit selbsterstellten Karten ein und tauschten sich über zahlreiche Foren aus. Nachdem die Mod innerhalb kurzer Zeit eine große Spielerschaft sammelte, wuchs das Interesse von Valve und aus dem Community-Projekt wurde ein offizielles Valve-Spiel.

Zwar war zu Beginn Counter-Strike sowohl als Mod als auch als Spiel verfügbar, ab der Version 1.2 wurden Updates aber schrittweise exklusiv für Besitzer der Kaufversion veröffentlicht. Ab 1.3 gab es für Spieler erstmals die Möglichkeit, über Headsets mit Teamkollegen zu kommunizieren. Als finale Version von Counter-Strike wurde 1.6 veröffentlicht - es war die erste Version mit Steam-Pflicht.

In den Jahren seit der Veröffentlichung des ersten Counter-Strike-Mod hatten sich die Texturen des Spiels stark geändert und wurden modernisiert. An der Gestik und den Bewegungen der Charaktere gab es hingegen in all den Jahren so gut wie keine Neuerungen. Terroristen laden die AK-47 immer noch auf die gleiche Art und Weise nach und halten die Waffe auch heute noch auf Hüfthöhe. Gleiches gilt für die Anti-Terroreinheit, die das M4 an der Schulter im Anschlag hält.



[size=14]Anders und doch gleich: Der Wandel der Spielcharaktere[/size]

Vor allem mit der jüngsten Operation "Shattered Web" hat Valve viele Änderungen in die Spielercharaktere gebracht. Während bisher Agenten und Terroristen auf beiden Seiten einheitlich aussahen, gibt es nun mit den neuen Skins die Möglichkeit, dass fünf völlig verschiedene Charaktere im Gegnerteam aufwarten. Doch bereits in den vergangenen Jahren wurde das Aussehen der Models regelmäßig aktualisiert und auf moderne Standards gebracht, der erste Schritt dahin waren die Handschuh-Skins.

Doch nicht alles ändert sich: Noch heute stehen die CS-Models in der gleichen gebückten Haltung und starren ins Leere. Animationen für das Öffnen von Türen oder Steigen von Leitern sind wie im ersten Counter-Strike nicht vorhanden. Einerseits entgeht Valve damit möglichen Bugs rund um Bewegungsanimationen, andererseits ist das Spiel nicht mehr zeitgemäß. Auch im Hinblick auf die Esport-Übertragungen könnte man es als förderlich erachten, dass spezielle Animationen für Aktionen und Bewegungen fehlen.

Gleichzeitig funktioniert das Spiel aufgrund komplexer Spielmechaniken seit Jahren gut ohne aufwendige Animationen, da das Hauptaugenmerk eher auf funktionierenden Waffensimulationen beruht. Counter-Strike hat sich über die vergangenen Jahre eine Zielgruppe aufgebaut, die keine komplexen und schicken Darstellungen braucht, sondern viel Wert auf die Kernelemente des Spiels legt. Denn selbst CS:GO ist mit seinen neun Jahren inzwischen in einem stolzen Alter und dennoch das beste Spiel in seiner Klasse. Die Spiele-Reihe bediente seit jeher eine spezielle Zielgruppe, die viel Freude an Teamplay und Realismus hat, dabei aber im Bereich Grafik nicht auf absoluten Realismus und Detailtreue pocht.

Durch die stetig wachsende Esport-Szene in Counter-Strike wird es allerdings immer wichtiger, dass nicht nur das Gameplay des Spiels erstklassig ist, sondern auch Grafik und Darstellung des Geschehens. Neue Zuschauer werden nicht direkt begreifen, dass sie ein Spiel sehen, das in seiner Art einzigartig ist. Stattdessen werden neue Zuschauer auf Twitch merken, dass das Spiel nicht zeitgemäß aussieht und andere Titel wie Overwatch oder Call of Duty deutlich ansprechender sind.


[size=14]Die gleiche Engine seit 16 Jahren[/size]

Andere Entwickler handhaben das anders. Electronic Arts veröffentlicht in regelmäßigen Intervallen neue Versionen der Frostbite-Engine und bringt damit neue Spiele auf den aktuellsten Stand der möglichen Hardware-Auslastung. Bei Valve setzt man stattdessen lieber auf den Merkspruch "Never change a running system". Die erste Counter-Strike-Mod lief auf der Half-Life-Engine Goldsource.

Bei der Veröffentlichung des ersten Half-Life war die damals verwendete Goldsource-Engine bereits ein Superlativ und wurde neben einigen Half-Life Spin-offs vielfach eingesetzt. Übertrumpft wurde sie nur von der nachfolgenden Source-Engine, die einen erneuten Meilenstein im Bereich der Physik-Simulation darstellte und neue Standards setzte. Neben CS:Source wurden auch andere Titel wie "Left 4 Dead", "Portal" und schließlich auch CS:GO mit der Engine entwickelt.

Für Counter-Strike wurde die neue Source-Engine genutzt, was seither so geblieben ist. Inzwischen wurde die Source-Engine zwar regelmäßig aktualisiert, bietet aber im Grunde seit all den Jahren das gleiche, stark limitierende Grundgerüst. Für moderne Spielsituationen wie große 100-Spieler-Schlachten würden schlichtweg die Möglichkeiten fehlen. Freilich braucht das klassische Counter-Strike sowas nicht.

Aber spätestens bei der Einführung des Battle-Royal-Modus "Danger Zone" wurde klar, dass die Source-Engine nicht beliebig große Karten mit hohen Spielerzahlen verarbeiten kann und hier schnell an ihre Grenzen gestoßen ist. Auch grafisch bekam Counter-Strike seine Grenzen aufgezeigt. Statt überragend neuartiger Karten sah die erste Danger-Zone-Karte eher wie ein bunter Mix der Karten des kompetitiven CS aus.

Zwar gibt es mit der Source-2-Engine bereits einen Nachfolger, mit dem Valve auch bereits Spiele wie Dota 2 oder Artifact veröffentlicht hat oder auf der das kommende Half-Life: Alyx basieren soll. Für Counter-Strike gab es bisher allerdings kein Upgrade auf die neue Engine.



[size=14]4:3 mit 240 Hertz: Moderne Technik trifft auf altes Spiel[/size]

Im Wandel der Zeit hat sich einiges geändert in der Spielebranche. Statt dem bei Counter-Strike-Release üblichen 4:3-Standard-Bildformat ist heutzutage 16:9 das Übliche. Auch ist die Auflösung Full-HD der neue Richtwert für Spiele, mit dem Anspruch modern zu sein, wobei Full-HD ebenfalls schon nicht mehr ausreicht. Höhere Auflösungen wie 1440p und 4k übernehmen schrittweise den Markt.

Doch statt dem Trend der höheren Auflösungen mitzugehen, gibt es in CS:GO bis dato noch keine native Quad-HD-Auflösung. Viele Spieler stört das nicht, schließlich bevorzugen vor allem die "alten Hasen" der Counter-Strike 1.6- und Source-Zeiten es immer noch, auf 4:3 zu spielen, teilweise auch mit schwarzen Rändern an den Seiten. Dieser Spielstil ist vor allem bei Profis noch immer oft zu sehen. Somit werden teilweise moderne Monitore mit modernsten Techniken und bis zu 240 Hertz genutzt, um ein 4:3-Gameplay eines acht Jahre alten Spiels anzuzeigen.

Dass sich die Spielereihe aber grafisch weiterentwickelt hat, sieht man unter anderen an den empfohlenen Systemanforderungen. Während für Counter-Strike noch Prozessoren mit 800 MHz und 32-Megabit-Grafikkarten empfohlen wurden, lagen die Empfehlungen vier Jahre später bei Counter-Strike: Source bereits bei einem 1,7 GHz Prozessor und einer DirectX 8.1-fähigen Grafikkarte. Für Global Offensive liegen die Anforderungen bereits bei einer 256 MB Grafikkarte mit DirectX-9-Support. Dabei handelt es sich allerdings um 14 Jahre alte Hardware, nach modernen Ansprüchen sind die Anforderungen sehr gering.

[size=14]Hat Counter-Strike eine Zukunft?[/size]

Das Spielprinzip von Counter-Strike ist perfekt. Allein die Tatsache, dass der Spielmodus inzwischen in den meisten anderen Shooter-Serien Einzug gehalten hat, ist Beweis für die Langlebigkeit des Genres. Doch damit Counter-Strike auch die nächsten 20 Jahre überdauern kann und relevant bleibt, muss Valve moderne Standards übernehmen. Das Spiel muss in Zukunft mit den Grafik-Platzhirschen von Blizzard und Co. mithalten können, gleichzeitig aber weiterhin durch gutes Gameplay überzeugen.

Foto: Valve

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