Geposted von EddieCochran,
Der belgische CS-Spieler Adil 'ScreaM' Benrlitom besitzt ungewöhnliche Fähigkeiten. Inmitten seiner erfolgreichen Karriere folgt ein abrupter Bruch. Was sind die Gründe? Adil "ScreaM" Benrlitom hat wohl den lässigsten aller Zeigefinger im professionellen Counter-Strike. Ein Klick, Headshot und der Gegner ist raus. Das ist die beliebteste Methode des Belgiers und dafür ist er berühmt geworden. Aktuell führt ScreaM bei HLTV mit 68,1 Prozent die Liste der besten Headshot-Quote an. Dahinter folgen Johannes 'b0RUP' Borup mit 64,1 Prozent und Marcelo 'chelo' Cespedes mit 63,2 Prozent. Doch trotz dieser herausragenden Statistik ist ScreaM derzeit inaktiv und kein Faktor im internationalen CS-Profi-Zirkus.



Ea gab andere Zeiten: Das „One Tap Wonder“ aus Belgien eliminierte Gegner reihenweise mit dieser Methode. ScreaM machte seinem Namen buchstäblich Ehre und brachte ob seiner Fähigkeit Kommentatoren und Publikum vor Begeisterung zum Schreien. Der One Tap ist die effizienteste und wohl die "coolste" Lösung, um in Counter-Strikle einen Gegner aus dem Spiel zu nehmen. Es zeigt hohes Selbstbewusstsein und wohl in gewisser Weise eine Respektlosigkeit dem Gegner gegenüber. Denn während die anderen mühevoll einen Spray auf den Gegner anzubringen versuchen, löst der Meister des Heashots diese Aufgabe im Handumdrehen.

Glänzende Zukunftsaussichten

Mit dieser Begabung schien die 25-jährige "Headshot Machine" eine glänzende Zukunft vor sich zu haben und konnte mit Team VeryGames, G2 Esports und anderen Teams zwischen 2013 bis 2017 achtbare Erfolge feiern. Unter anderem gewann ScreaM zwei Mal die ESL Major Series One, die Esports Championship Series Season #1 und die DreamHack Atlanta 2017. Schon vorher sorgte er ab 2010 für Aufsehen in Counter-Strike: Source, in dieser Karriere-Phase spielte er unter anderem für LDLC OL.



Als Spieler listete HLTV ScreaM zwei Mal in den Top Ten, im Jahr 2013 landete er auf dem siebten Platz, drei Jahre später war es der neunte Platz. Doch all die Lorbeeren haben dem heute 25-Jährigen nicht zu einem dauerhaften Topspieler in einem Topteam werden lassen. Seit September des vergangenen Jahres sitzt ScreaM sogar auf der Bank von Team GamerLegion, nachdem die Organisation auf ein komplett schwedisches Roster setzte.

Eindimensionaler Spieler

Das schwedische Quintett ist seit seiner Auflösung am 20. März dieses Jahres jedoch Geschichte. Ein neues Lineup wurde nicht rekrutiert, sodass ScreaM weiter auf der Bank von GamerLegion versauert. Keine Aussicht also auf kommende Highlights im CS-Profigeschäft. ScreaM selbst bestritt sein letztes kompetitives Spiel am 12. November des vergangenen Jahres im Mixteam Princeadil, in dem auch sein jüngerer Bruder Nabil 'Nivera' Benrlitom mitspielte.

ScreaM steht mit seinen 25 Jahren noch voll im Saft für die Ansprüche eines CS:GO-Profis. Warum also spielt der Belgier nicht bei den ESL Pro Leagues, den DreamHacks und den CS:GO-Majors dieser Welt? Szenekenner Richard Lewis unterstellt dem belgischen Profi in einem Interview mit Duncan 'Thorin' Shields, dass er der "eindimensionalste Starspieler ist, der jemals Counter-Strike gespielt hat". Was er damit meint? ScreaM ist allein mit der Inselbegabung des One Tap gesegnet, wofür er berühmt geworden ist.



Die Szene-Seite "TheScore esports" zeigt in einem Video Beispiele des spielerischen "Versagens" von ScreaM. Aber spiegelt das wirklich das Leistungsvermögen des Spielers wider? Wer akribisch sucht, wird solche Szenen wohl von jedem CS-Star finden. Was gegen ScreaMs angebliches Unvermögen spricht, sind seine Erfolge.

Dass der 25-jährige Brüssler zur Zeit auf der Stelle tritt, ist allerdings ein Fakt. Schaut man sich die individuellen Statistiken von ScreaM an, ist eine Abwärtsspirale nicht zu leugenen. Zahlen lügen nicht, heißt es. Die K/D und das Rating sind mäßig. Also kein Argument, um das Interesse von Topteams zu wecken.

Lewis' angesprochene Eindimensionalität erhält Nahrung, wenn man auf die bisherige Karriere von ScreaM blickt. Denn den zunehmend mangelnden Frags als Rifler gesellen sich keine Qualitäten als Support, AWP-Spieler oder gar Führungsspieler in einem Team hinzu. Das wären Argumente für einen Neustart der Karriere.

Keine Spielpraxis

Dass ScreaM derzeit ohne kompetitive Praxis bei Gamer Legion dümpelt, steht einer steten Weiterentwicklung zusätzlich im Weg. Alles könnte eine Frage des Geldes sein. Der CS-Profi hat sich in der Szene den Status eines Starspielers erarbeitet, auf dem ein hohes Preisschild stehen sollte. Das steht dem Engagement in kleineren Teams entgegen, die mit ihren geringen Budgets lieber auf erfolgshungrigge und preisgünstige Nachwuchstalente setzen.



ScreaM ist eigentlich über den Status eines Talents hinaus oder bleibt er das ewige? Der Nachweis eines konstant abliefernden Topfraggers fehlt aktuell. Der Belgier selbst macht in Interviews stets deutlich, dass er zurück will auf die große Bühne des CS-Profi-Geschäfts. Warum er den Weg aktuell nicht zurückfindet, ist spekulativ. Ist es die zitierte Eindimensionalität? Fehlt der Traingsfleiß?

Sicher ist, dass ScreaM durch seine Spielweise stets für spektakuläre Highlights sorgen kann. Auf Twitch zeugen aktuelle Clips davon. Einen Ausflug zum kommenden Konkurrenten VALORANT unternahm der Belgier außerdem. Wen wundert's, womit ScreaM auch dort glänzen konnte: Headshots.



Bei einem der ersten internationalen Wettbewerbe, dem G2 Esports European Brawl, schaffte ScreaM es mit dem Team "Benelux" bis ins Finale. Das sollte Ansporn sein für ihn, den Weg zurück ins CS-Profigeschäft zu finden. Denn für kaum einen anderen Spieler könnte Counter-Strike so einfach sein: Fünf saubere Klicks und die Runde ist entschieden.

Foto: Adela Sznajder/DreamHack

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