Geposted von EddieCochran,
Gewinn der ESL Meisterschaft, Ambitionen zur ESL Pro League und auf der Pirsch zum Major: Sprout-Manager Daniel Paulus spricht Interview mit 99Damage über die Ambitionen des Teams, den Abgang von Tomáš 'oskar' Štastný und den neuverpflichteten Michał 'snatchie' Rudzki. Feierlaune herrschte bei Sprout nach dem gewonnenen Finale der ESL Meisterschaft Saison 1 2020 am vergangenen Wochenende sicherlich. Gerade hatten die Mannen um Ingame-Leader Timo 'Spiidi' Richter den großen Rivalen BIG besiegt. Doch die Party stieg nur verbal im Teamspeak, erzählt Sprout-Manager Daniel Paulus im Interview mit 99Damage. „Wir haben uns gegenseitig beglückwünscht, die Feier mussten wir aufgrund der aktuellen Situation verschieben.“



Schade ist das auch für die Fanszene der besten deutschen Teams. Denn als LAN-Event wäre die Partie zwischen BIG und Sprout sowie die Halbfinals mit ALTERNATE aTTaX und Unicorns of Love sicherlich ein Spektakel gewesen. So aber sorgt die COVID-19-Pandemie eher für glühende Internet-Leitungen, statt für knalliges Feuerwerk und glitzernden Konfetti-Regen auf den augenblicklich verwaisten CS:GO-Bühnen dieser Welt.

Improvisation wegen Pandemie

Für Sprout bedeutet das seit Mitte März, mit dem Team zu improvisieren. „Die Jungs spielen und trainieren derzeit von zu Hause aus. Bootcamps sind zwar effektiver, aber dieses Gesundheitsrisiko wollen wir nicht eingehen.“ Das bedeutet unter anderem, dass das restliche Team den Neuzugang snatchie derzeit noch nicht einmal persönlich kennenlernen konnte.



Nach Paweł 'dycha' Dycha ist snatchie der zweite Pole im Team. „Das ist natürlich ein Vorteil für uns, weil dycha und snatchie im Spiel als mögliche zwei verbliebene Spieler in einer Runde direkt in ihrer Muttersprache kommunizieren können“, sagt Paulus. Dreisprachig schallen also neuerdings die Kommandos in den Begegnungen von Sprout. Alle fünf Profis kommunizieren auf Englisch. Bleiben Spiidi, Denis 'denis' Howell und Josef 'faveN' Baumann in einer Runde übrig, switcht das Trio auf Deutsch um.

Der Neuverpflichtung von snatchie ging der Abschied oskars voraus. Eine unerwartete Trennung war das für Außenstehende. Hatte doch Sprout kurz nach der Verpflichtung verkündet, dass der Tscheche langfristig gebunden worden war. Aber der Wohlfühlfaktor stellte sich auf beiden Seiten nicht ein, obwohl oskar mehrmals sein Können im grünen Dress der Sprösslinge aufblitzen ließ.



„Es hat nicht funktioniert“, sagt Daniel Paulus mit Enttäuschung in der Stimme. „Unsere und oskars Spielphilosophie sind nicht auf einen Nenner gekommen.“ Das sorgte zweitweise nicht gerade für Harmonie im Team. Optimistisch ist Paulus bei snatchie: „Er ist ein entspannter Charakter, der nicht nur individuell stark ist, sondern auch als Teamspieler glänzt.“

Überzeugende Siege, aber auch bittere Niederlagen

Die bisherige Saisonbilanz von Daniel Paulus fällt gemischt aus. Nach dem sang- und klanglosen Ausscheiden auf der DreamHack Open Leipzig 2020 im Januar erholte sich das Team. „Natürlich war der Auftritt in Leipzig enttäuschend. Das war die Zeit, in der ich nicht zufrieden war. Wir haben nicht konstant gespielt, was natürlich auch an der Neuformierung des Teams mit dycha und oskar lag. Es gab überzeugende Siege, aber auch bittere Niederlagen.“

Hoffnungsvoll blickt der Sprout-Manager jedoch in die Zukunft: „Der Auftritt in der ESEA Mountain Dew League S34 EU hat mir gefallen. Nachdem wir aus der ESL Pro League gekickt wurden, haben wir nun die Chance, uns wieder dafür zu qualifizieren.“ Das ist der Anspruch von Sprout, denn das Team will international angreifen.



Paulus will unter die Top 30 der Welt. Die Auftritte in den vergangenen Wochen können der Berliner Organisation berechtigte Hoffnungen darauf machen. Ein Grund dafür ist die Entwicklung von dycha, der dem Team einen großen Schub verliehen hat. Von s1mple zum aktuell besten Spieler in Polen geadelt, zeigt der 22-jährige Rifler des Öfteren die Big Plays, die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen können.



Manager Paulus lobt das gesamte Team, inklusive Trainer Niclas 'enkay J' Krumhorn ausdrücklich: „Die Einstellung stimmt. Um auf das nächste Level zu kommen, brauchen wir Zeit, denn snatchie ist erst seit vier Wochen bei uns.“ Das Team sei ehrgeizig und erfolgshungrig, denn die Spieler lechzen nach Auftritten in der ESL Pro League und wollen sich gut bei den Regional Major Ranking Events für die ESL One Rio 2020 präsentieren und schauen was möglich ist.

Das Stresslevel bei Sprout ist seit Januar konstant hoch. „Durch die Verlegung der Events in den Online-Modus werden Turniere teilweise über mehrere Wochen gestreckt. Eine LAN wäre kürzer gewesen und hätte darüber hinaus auch Tage der Entspannung für das Team gewährleistet.“ An diesem Wochenende habe das Team endlich ein paar Tage zum Verschnaufen, ehe es ab Dienstag zum Endspurt bis zur Player-Break im Juli gehe.

Blick nach vorn

Von Entspannung in der deutschen CS:GO-Szene ist seit der Pandemie wenig zu spüren – im Gegenteil. Namhafte Teams und Sponsoren haben dem Titel mehr oder weniger freiwillig den Rücken gekehrt. „COVID schränkt aktuell die Marketing-Möglichkeiten ein“, sagt Paulus. Außerdem sei der Ruf von Counter-Strike weiterhin kein guter in der Öffentlichkeit, was der Sprout-Manager als „Ballerspiel-Problematik“ bezeichnet. Trotzdem glaubt Daniel Paulus, dass das nur ein temporäres Problem sein wird und eine Rückkehr von Teams wie EURONICS Gaming oder ad hoc gaming nicht ausgeschlossen ist. Das Kerngeschäft der Organisationen liege ohnehin bei League of Legends.

Sprout blickt nach vorn. Im August steht als Highlight der Qualifier für die ESL One Cologne 2020 an. „Wir wollen in Köln natürlich eine gute Leistung bringen“, sagt Paulus. Ein Platz im Main Event wäre für die Sprösslinge ein wichtiges und lohnendes Ziel. Bisher sind die Ausscheidungsspiele als LAN-Event ohne Zuschauer geplant. Das wäre für Sprout endlich die willkommene Gelegenheit, auf den Sieg in der ESL Meisterschaft anzustoßen. Denn der Titel im nationalen Wettbewerb hat den Weg nach Köln überhaupt erst geebnet.

Foto: Sprout

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